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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bracquemond; Bracteae; Bracteaten; Brád; Bradano; Braddock; Braddon; Bradford; Bradford-on-Avon

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Bracquemond - Bradford-on-Avon

Bracquemond (spr. brackmóng), Félix, franz. Maler-Radierer, geb. 22. Mai 1833 in Paris, Schüler von Guichard, leistete sowohl in der Wiedergabe fremder Bilder als auch in der Originalradierung Vortreffliches. Sein Werk, das Béraldi am vollständigsten zusammengestellt hat ("Les graveurs du XIXe siècle", fasc. 3, Par. 1885), zählt über 800 Nummern, darunter eine Anzahl trefflicher Lithographien. Hauptblätter sind: Le haut d'un battant de porte (1852, Originalradierung), Holbeins Erasmus (1863), viele vorzügliche Originalradierungen von Vögeln, dann Radierungen nach Bildern von Corot, Rubens, Ingres, Delacroix, Rousseau, Millet, Moreau (David), Meissonier (La rixe, 1885). B. hat auch Entwürfe für die Porzellanmanufaktur von Sèvres geliefert. - Vgl. Bouchot in der "Vervielfältigenden Kunst der Gegenwart", Bd. 3 (Wien 1892).

Bracteae, Bracteolae, s. Blütenstand.

Bracteaten, s. Brakteaten.

Brád, Klein-Gemeinde und Sitz eines Stuhlbezirks (28 594 E.) im ungar. Komitat Hunyad in Siebenbürgen, am Weißen (Féhér) Körös, hat (1890) 3006 meist rumän. E. (560 Magyaren) und Post. In der Nähe die Goldbergwerke von Ruda (474 rumän. E.) und Kristyor (1295 rumän. und magyar. E.).

Bradano, Fluß in Unteritalien, entspringt nördlich von Potenza und mündet, nach 130 km südöstl. Laufes, wasserarm in den Busen von Tarent.

Braddock, Stadt im County Alleghany des nordamerik. Staates Pennsylvanien, am Monongahela, in der Nähe von Pittsburg, hat (1890) 8561 E. und große Stahlwerke.

Braddon (spr. brädd'n), Mary Elisabeth, engl. Romanschriftstellerin, geb. 1837 in London, Gattin des Verlegers John Maxwell daselbst, beschäftigte sich früh mit litterar. Arbeiten. Das Lustspiel "Loves in Arcadia", 1860 im Strandtheater in London aufgeführt, war ihre erste größere Arbeit. Es folgten "Garibaldi and other poems" (Lond. 1861) und zahlreiche Erzählungen, von denen die ersten, "Three times dead, or the secret of the heath" (ebd. 1860) und "Lady Lisle" (ebd. 1861), erfolglos waren. Aufsehen erregten "Aurora Floyd" (1862) und "Lady Audley's secret" (1862), welch letzterer Roman in 3 Monaten 8 Auflagen erlebte und daher auf den Titeln aller folgenden genannt ist. Von den zahlreichen spätern sind hervorzuheben: "Henry Dunbar" (1864; verdeutscht in der "Deutschen Romanzeitung", Bd. 1, 1864; dramatisiert von T. Taylor), "Sir Jasper's tenant" (1865), "The Lady's mile" (1866), "Lucius Davoren" (1874), "Taken at the flood" (1874), "Hostages to fortune" (1875), "Dead men's shoes" (1876), "An open verdict" (1878), "Asphodel" (1881), "Mount Royal" (1882), "The golden calf" (1883), "Ishmael "(1884), "Wyllard's weird". "One thing needful" (1886), "Mohawks" (1886), "Cut by the country" (1887), "Like and unlike" (1887), "The fatal three" (1888), "The day will come" (1889), "One life, one love" (1890), "Venitians" (1892). Die Erfindung ist nicht bedeutend, die Ausführung oft nachlässig, die Verwicklung und Lösung meist weder neu noch wahrscheinlich, aber stets spannend. Die engl. Gesellschaftszustände, die sie als Erzieherin kennen lernte, sind meist treu gezeichnet. Seit 1866 giebt sie die Monatsschrift "Belgravia" heraus, in der neben kleinern Arbeiten viele Romane zuerst erschienen (andere in "Temple Bar" und "St. James' Magazine"). Sie schrieb auch: "The summer tourist. A book for long and short journeys" (1871) und "Boscastle, Bornwall, an English Engadine, etc." (1881), "Griselda" (1873), Drama nach der mittelalterlichen Novelle u. a.

Bradford (spr. bräddförrd), Stadt in der engl. Grafschaft Lancashire, Vorort von Manchester (s. d.), hat (1891) 19 983 E.

Bradford (spr. bräddförrd), Municipalstadt und Parlaments- (3 Abgeordnete) und County-Borough im West-Riding der engl. Grafschaft York, 14,4 km westlich von Leeds, in einer anmutigen Thalsenkung, an einem Nebenflüßchen der Aire, hat (1891) 216 361 E., zahlreiche Kirchen, darunter die unter Heinrich VI. erbaute Hauptkirche von St. Peter und die von St. James, eine Kaufhalle und Sparkasse, die 4000 Personen fassende St. Georgs-Musikhalle mit 23 m hohen Säulen und einem 46 m langen und 23 m breiten Saale, ein im mittelalterlichen Stile (1873) erbautes Stadthaus mit schönem Glockenspiel; ferner eine Tuchhalle (Piece-Hall), eine Börse, 4 große Krankenhäuser und 5 große Parks. Von den Unterrichtsanstalten sind zu erwähnen: eine Lateinschule (Grammar-school) mit guter Bibliothek, eine 1873 für 3-400 Zöglinge neu errichtete Nationalschule, das Independentenseminar oder Airedale College, das Baptistenseminar, die Institution of Old Fellows und 2 Handwerkerschulen. Die hier lebenden Deutschen haben einen Turn- und Gesangverein sowie eine Schiller-Anstalt gegründet.

Hauptindustriezweig ist die Herstellung von Wollgarn, Stoffwaren, Maschinen und Eisenwaren, wobei die Eisenwerke und Gießereien sowie die Kohlengruben in der Nähe zu statten kommen. 1891 wurden in 11 Monaten ausgeführt: Wolle 15,6 Mill., Wollen- und Kammgarn 38,14, Alpaka- und Mohairgarn 7,94 Mill. Pfd., Kammgarnstoffe 22,56, Wollenstoffe 14,71, gemischte Stoffe 95,37 Mill. Yards. Dem Verkehr dienen die Linien der Midland-, Great-Northern-, Lancashire- und Yorkshire- sowie der London- und Northwestern-Eisenbahnen. Der Bradfordkanal schließt die Stadt an das große Kanalnetz an. Die Industrie der Stadt beruhte im Mittelalter auf Tuchmanufaktur; gegen Ende des 17. Jahrh. wurde die Kammgarnspinnerei eingeführt, die seit Erfindung der Dampfmaschine alle andern Betriebszweige in den Hintergrund drängte. Seit 1833 ist durch Sir Titus Salt das Alpaka, bald darauf auch das Mohair eingeführt. Die Saltaire-Alpaka- und Mohair-Spinnerei an der Aire, 5 km von B., beschäftigt über 3000 Arbeiter. Durch S. C. Lister nahm auch die Seiden- und Velvetfabrikation großartigen Aufschwung. Die von ihm für ½ Mill. Pfd. St. errichteten "Manningham Mills" gehören zu den bedeutendsten Englands.

Bradford (spr. bräddförrd), Stadt im County McKean des nordamerik. Staates Pennsylvanien, nahe der Nordgrenze des Staates, Eisenbahnknotenpunkt und Mittelpunkt großartiger Petroleumgewinnung, hat (1890) 10 514 E. und Fabriken der chem. Industrie, z. B. von Nitroglycerin.

Bradford-on-Avon (spr. bräddförrd onn ehw'n), Marktstadt in der engl. Grafschaft Wilts, in romantischer Umgebung, hat (1891) 4957 E., wird von dem schiffbaren, von 2 Brücken überspannten Avon in das minderschöne Alt- und das südl. Neu-Bradford geteilt, vom Kennet und Avonkanal durchzogen, war einst Hauptplatz der Fabrikation feiner Tücher (Bradeloth) und Kaschmire und ist für Woll-^[folgende Seite]