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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Böhmisch-Kamnitz - Bohn

verkehr 2733583 Fl. (1891: 2774905), die Gesamteinnahmen 3620771 Fl. (1891: 3749654), die Gesamtausgaben 1768014 Fl. (1891: 1866121). Kurs der Aktien in Berlin ult. 1886‒92: 111,10, 111, 132,60, 142,60, 148, 148,50, 149 Proz. Dividende seit 1887 (bis 1891) jährlich 7½ Proz. (S. Österreichisch-Ungarische Eisenbahnen.)

Böhmisch-Kamnitz, s. Kamnitz.

Böhmisch-Leipa. 1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, hat 640,63 qkm und (1890) 71996 (34229 männl., 37767 weibl.) E., darunter 439 Evangelische, 70400 Römisch-Katholische und 656 Israeliten; 11547 Häuser, 17922 Wohnparteien in 87 Gemeinden mit 149 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke B., Haida und Niemes. – 2) B., czech. Česká Lipa, Hauptstadt der Bezirkshauptmannschaft B., in 263 m Höhe, links an dem Polzen und den Linien Prag-Georgswalde-Ebersbach und Bensen-B. (20 km) der Böhm. Nordbahn und der Nebenbahn B.-Niemes (18 km), ist Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Kreis- und eines Bezirksgerichts (219 qkm, 28 Gemeinden, 53 Ortschaften, 26942 meist deutsche E.), sowie einer Notariatskammer und hat (1890) 9269, als Gemeinde 10406 E. (306 Czechen), 4 Kirchen, darunter 2 Pfarrkirchen, ein von Wallenstein 1626 gegründetes Augustinerkloster, eine Synagoge im maur. Stil, ein Obergymnasium, eine Oberrealschule, gewerbliche Fortbildungs-, Handels-, Landesackerbauschule, Gewerbemuseum, allgemeines Krankenhaus; ferner Kattundruckereien, eine Klavierfabrik, eine Dextrin- und Stärkefabrik, Glasraffinerie, Maschinenwerkstätte der Böhm. Nordbahn, eine Steinnußknopf- und eine Kanditenfabrik, eine Zuckerraffinerie, Flachsgarnspinnerei, Rotgarnfärberei, Sammetweberei, zwei Mühlen, eine Bierbrauerei, Ofenfabriken und Kürschnereien. – Vgl. Just, Der polit. Bezirk B. (Böhmisch-Leipa 1879).

Böhmisch-Mährische Transversālbahn, s. Österreichisch-Ungarische Eisenbahnen.

Böhmisch-Sächsisches Sandsteingebirge, s. Elbsandsteingebirge.

Böhmisch-Skalitz, czech. Česká Skalice, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Neustadt an der Mettau in Böhmen, in 293 m Höhe, links der Aupa, an der Zweiglinie Josephstadt-Königshan-Liebau der Süd-Norddeutschen Verbindungsbahn, hat (1890) 2569 czech. E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (101 qkm, 23 Gemeinden, 45 Ortschaften, 15359 czech. E.), im Sitzungssaale der Stadtvertretung eine Waffensammlung (319 Stück), den österr. Reichsadler darstellend, auf dem Ringplatze das Denkmal der Schriftstellerin Božena Němcowá (s. Němec); ferner Baumwollspinnerei, mechan. Färberei, eine große Bierbrauerei, eine Dampfbrettsäge, eine Kunstmühle, eine Leder- und Riemenfabrik. Die uralte Pfarrkirche auf dem rechten Ufer der Aupa in Klein-Skalitz enthält ein 500 Jahre altes zinnernes Taufbecken. Der Bahnhof auf der Anhöhe bietet einen Überblick über das Schlachtfeld vom 28. Juni 1866, an welchem Tage das preuß. 5. Armeekorps unter General von Steinmetz siegreich gegen das 8. österr. Korps unter Erzherzog Leopold kämpfte; der Bahnhof selbst bildete den letzten Verteidigungspunkt der Österreicher und fiel erst nach heißem Kampfe in die Hände der Preußen. In dem 4 km westlich gelegenen Schweinschädel (Svinišfany, 1890: 242 E.) wütete an demselben Tage ein erbitterter Kampf.

Böhmisch-Trübau, czech. Třebová Česká, alte Stadt im Gerichtsbezirk Wildenschwert der österr. Bezirks Hauptmannschaft Landskron in Böhmen, nahe der mähr. Grenze in waldreicher Umgebung und 387 m Höhe, an der Trübau (Třebowka) und den Linien Wien-Brünn-Prag-Bodenbach und B.-Olmütz (87 km) der Österr.-Ungar. Staatsbahn, hat (1890) 4982 czech. E., Post, Telegraph, eine altertümliche roman. Kapelle; bedeutenden Flachsbau, Flachsspinnerei, Leinweberei, Brauerei, Mälzerei, Leinwand- und Garnhandel. In der Nähe der etwas vernachlässigte Wallfahrts- und Badeort Hory mit weiter Rundsicht.

Böhm von Bawerk, Eugen, österr. Nationalökonom, geb. 12. Febr. 1851 zu Brünn in Mähren, studierte Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Wien, setzte später seine volkswirtschaftlichen Studien an den Universitäten Heidelberg, Leipzig und Jena fort und habilitierte sich, nachdem er kurze Zeit im österr. Finanzdienst praktisch thätig gewesen war, 1880 als Privatdocent der polit. Ökonomie an der Universität Wien. Darauf folgte er einem Rufe an die Universität Innsbruck als außerord. Professor; 1884 wurde er ord. Professor, gab aber Herbst 1889 seine Professur auf und trat als Ministerialrat in das österr. Finanzministerium ein, dem er jetzt als Sektionschef angehört. Er veröffentlichte: «Rechte und Verhältnisse vom Standpunkte der volkswirtschaftlichen Güterlehre» (Innsbr. 1881), «Kapital und Kapitalzins» (2 Bde., ebd. 1884 u. 1889). Außerdem schrieb er mehrere Aufsätze in Zeitschriften, vor allen in den «Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik».

Bohn, Emil, Musikschriftsteller und Dirigent, geb. 14. Jan. 1839 in Bielau bei Neisse, studierte in Breslau erst Philologie, dann Musik, wurde 1868 daselbst Organist und begründete den durch histor. Konzerte hervorragenden Bohnschen Gesangverein. 1884 ernannte ihn die dortige Universität zum Ehrendoktor. Vortrefflich sind seine bibliogr. Veröffentlichungen: «Bibliographie der Musikdruckwerke bis 1700 zu Breslau u. s. w.» (Berl. 1883) und «Die musikalischen Handschriften des 16. und 17. Jahrh. in der Stadtbibliothek zu Breslau» (Bresl. 1890).

Bohn, Henry George, engl. Buchhändler, geb. 4. Jan. 1796 zu London, stammt aus der deutschen Familie von B. zu Weinheim. B. trat in die Buchhandlung seines Vaters John B., bereiste seit 1814 wiederholt Frankreich, Belgien, Holland und Deutschland für Einkäufe und gründete 1831 ein Geschäft, das sich rasch zum ersten Antiquariat und Sortiment Londons (Lager von über eine halbe Million Bänden) entwickelte. Seine Lagerkataloge, der sog. Guineakatalog von 1841 und der Generalkatalog von 1848 bis 1850, sind für bibliopolische Zwecke von hohem Wert. Seit Mitte der vierziger Jahre widmete sich B. mit gleicher Hingabe dem Verlag, indem er in England zuerst wertvolle ältere und neuere Werke in anziehender gleichmäßiger Form zu billigen Preisen herausgab. Diese volkstümlichen Standard, Classical, Scientific, Antiquarian, Artists’, Illustrated, Philological, Philosophical, Historical, Ecclesiastical, Economic, Reference, Novelists’ etc. Libraries umfassen mehr als 600 Bände. B. übersetzte dafür selbst, z. B. Schillers «Räuber», «Fiesco», «Kabale und Liebe», einzelnes von Goethe, Schlegel und A. von Humboldt, Martial, Petrarca, Machiavellis «Il Principe» und eine griech. Anthologie. Er gab Grammonts «Memoirs» heraus