Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cumä; Cumaná; Cumarunuholz; Cumberland

363

Cumä - Cumberland.

in einem Rechtsverhältnis für alle Schuld einzustehen hat, entweder nur seine eignen Sachen oder nur die Sachen des andern gegen Beschädigung oder Untergang zu schützen vermag, er zunächst für die letztern sorgen muß. Bezüglich des Beweises des Verschuldens gelten die allgemeinen Beweisregeln, so daß also eine Schuld nicht vermutet wird und jeder, der einen Anspruch auf eine behauptete Schuld gründet, solche auch zu beweisen hat. Manche Rechtslehrer treten übrigens für eine Dreiteilung der C. ein, indem sie zu der C. lata und C. levis noch eine C. levissima, ein ganz geringes Verschulden, hinzufügen, wie denn auch das preußische Landrecht zwischen grobem, mäßigem und geringem Verschulden unterscheidet. Unter letzterm ist eine Schuld zu verstehen, welche nur bei vorzüglichen Fähigkeiten oder bei besonderer Kenntnis der Sache oder des Geschäfts oder durch eine ungewöhnliche Anstrengung der Aufmerksamkeit vermieden werden konnte. Über die Folgen der C. in strafrechtlicher Beziehung vgl. Fahrlässigkeit. Die wichtigste Monographie über die zivilrechtliche C. ist Hasse, Die C. des römischen Rechts (Kiel 1815; 2. Ausg. von Bethmann-Hollweg, Bonn 1838).

Cumä (griech. Kyme), berühmte Stadt des Altertums in Italien, an der Küste von Kompanien nördlich vom Vorgebirge Misenum gelegen, war, der Überlieferung nach 1050 v. Chr. von ionischen Griechen aus Euböa zuerst auf der Insel Änaria (Ischia), dann auf dem gegenüberliegenden Festland gegründet, die älteste aller griechischen Kolonien in Italien und die Mutterstadt von Neapolis. Sie war lange Zeit blühend und mächtig, und ihre Herrschaft scheint sich über die Misenische Halbinsel hinaus weit in das Kampanische hinein erstreckt zu haben. Die größte Macht erlangte C. unter dem Tyrannen Aristodemos (um 500). Dann bedrohten es die Etrusker, deren Seemacht 474 mit Hilfe der syrakusischen Flotte bei C. für immer gebrochen wurde. 420 fiel die Stadt in die Gewalt der Samniter; um 350 kam sie an Rom und wurde in der Folge mit dem römischen Bürgerrecht beschenkt und zur Kolonie erhoben; allein innere Kämpfe hatten längst ihren allmählichen Verfall herbeiführt. Die Alten erzählen viel von dem glücklichen Himmelsstrich und der Fruchtbarkeit der Gegend; besonders heben sie eine Weinsorte (den Ulbaner), Flachs und die bekannte Puzzolanerde hervor. Von C. aus verbreitete sich der Apollondienst in Italien; daneben wurde Demeter verehrt. Südlich von C. liegt der Acherusische (jetzt Lago Fusaro) und nordöstlich davon der Averner See, mit denen man ebenfalls aus Griechenland herübergeführte Ideen verknüpfte, die in der vulkanischen Natur des Bodens Nahrung fanden. Unter den Ruinen der alten Stadt, die nordwestlich vom heutigen Baja liegen und jetzt von Gestrüpp überwachsen sind, zeichnen sich ein Amphitheater, ein Thor der Akropolis, Trümmerreste von Villen und Gräbern und das sogen. Grab der Sibylla (Räume eines antiken Hauses) aus. Von dem berühmten Apollotempel auf der Akropolis sind nur schwache Mauerreste übrig. Der ganze Burgfels ist an seinem Fuß von Grotten durchhöhlt, in welchen die Cumäische Sibylle einst ihren Sitz hatte und Orakelsprüche erteilte. Griechische Sprache und Sitte erhielten sich in C., wo zahlreiche vornehme Römer, darunter Cicero, Landhäuser besaßen, bis in die Kaiserzeit. Die letzten Reste der einst herrlichen Stadt zerstörten 1203 die Neapolitaner.

Cumaná (Santa Ines de C.), Stadt im Staat Bermudez der südamerikan. Republik Venezuela, auf kahler Ebene und am Flüßchen Manzanares, 2 km vom Meerbusen von Cariaco gelegen, hat eine höhere Schule, 4 Zeitungen und (1883) 12,051 Einw. Sein Hafen ist Puerto Sucre (1882-83 Einfuhr 107,568, Ausfuhr 70,604 Bolivares). C. ist die älteste Stadt auf dem Festland Südamerikas, denn sie wurde bereits 1521 im Auftrag Diego Colons als Neu-Toledo gegründet. Sie litt häufig durch Erdbeben, so namentlich 1766 und 1853.

Cumarunuholz, s. Dipteryx.

Cumberland (spr. kömberländ), Fluß im nordamerikan. Staat Kentucky, entspringt an der Südostgrenze desselben in den Cumberlandgebirgen, verfolgt westliche und südwestliche Hauptrichtung, tritt dann auf das Gebiet von Tennessee und mündet nach einem Laufe von 890 km bei Smithland in den Ohio, nächst dem Tennessee dessen größter Nebenfluß. Er ist schiffbar für große Dampfboote bis Nashville und für Boote von 15 Ton. noch weiter. Sein Fall, von der Quelle bis an die Mündung, übersteigt 350 m. In seinem obern Lauf durchbricht er die von 426 m hohen Felsmassen eingeschlossene, Cumberland Gap genannte Klause, welche 7. Sept. 1863 von den Unionisten unter Shackelford genommen wurde.

Cumberland (spr. kömberländ), die nordwestlichste Grafschaft Englands, grenzt im W. an das Irische Meer, im N. an den Solwaybusen und an Schottland, im O. an Northumberland und Durham, im S. an Westmoreland und umfaßt 3926 qkm (71,3 QM.). Es ist ein romantisches Gebirgsland, das im W. und S. von den Höhen und Thälern der Cumbrian Mountains (s. d., mit dem Scafell, 985 m) erfüllt, im O. von der Penninischen Kette (mit dem Croß Fell, 892 m hoch) durchzogen wird. Zwischen beiden Bergmassen liegt eine vom Eden bewässerte, ziemlich fruchtbare Ebene, welche sich nach dem Solwaybusen hinzieht und zum großen Teil das nördliche Stück der Grafschaft bildet. Der Eden, für kleine Schiffe bis Carlisle schiffbar, ist der Hauptfluß; auch der Unterlauf des schottischen Esk gehört hierher. Andre kleinere Küstenflüsse sind: der Duddon (westlich von Furneß), der Irt, Derwent und Ellen, welche sämtlich aus den Kumbrischen Bergen, meist aus den zahlreichen Seen derselben, kommen. Der bedeutendste der letztern, welche die landschaftliche Schönheit dieses Bergreviers wesentlich erhöhen, ist der Derwentwater (s. d.). Der noch größere Ullswater liegt an der Grenze von Westmoreland. Das Hauptvorgebirge ist St. Bees. Die von starren Granitfelsen gegen das Meer geschützte Küste bildet zwei größere Basen: den Solway (Mündung des Eden) an der schottischen Küste und die Duddonmündung an der Grenze von Lancashire. Das Klima ist feucht, kalt und nebelig, doch gesund. Die Bevölkerung zählte 1881: 250,647 Seelen. Der Boden ist an den Gebirgen steinig, in den Thälern lehmig, überall schwer und streng zu bearbeiten. Dessenungeachtet sind die Thäler gut angebaut; im ganzem kommen 26 Proz. der Oberfläche auf Ackerland, 34 auf Weideland, 2,8 auf Wald. Man baut namentlich Klee, Hafer, Weizen, Kartoffeln und Gerste; das fehlende Obst ersetzen die Holz- und Moorbeeren, die einen beträchtlichen Ausfuhrartikel bilden. Einträglich sind auch die Viehzucht (besonders die der Schafe) und die Fischerei. Der Viehstand zählte 1884: 20,706 Pferde, 133,092 Rinder, 495,452 Schafe, 27,643 Schweine. Eigentümlich ist C., wie auch dem benachbarten Westmoreland, daß es in seinen Statesmen noch einen freien Bauernstand besitzt. Das Mineralreich liefert Steinkohlen (jährlich an 1,700,000 Ton., besonders an der Westküste, wo die Gruben, 120-300 m tief, in beträchtlichen Strecken unter das Meer

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]