Schnellsuche:

Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Carŏlus; Cárpenter; Carrier-Belleuse; Casādo del Alĭsal; Casilear; Cassagne

96

Carolus - Cassagne.

Carŏlus, Ludovicus Antonius, belg. Genremaler, geb. 1814 zu Antwerpen, wo er sich unter Joseph Eeckhout und Ferd. de Braekeleer ausbildete. Dann ging er nach Paris, war 1831-34 im Atelier Le Poittevins und ließ sich 1836 in seiner Vaterstadt nieder. Seine Bilder sind höchst sorgfältig ausgeführt, wenn auch oft etwas zu glatt und geleckt. Wir nennen darunter: Toilette aus der Zeit Ludwigs XV., Molière und seine Haushälterin, die Erwartung, die Musik, die Überraschung, Besuch im Atelier des Blumenmalers van Huysum, und das sehr gelobte Konversationsstück: die Vorstellung.

Cárpenter, Francis Bicknell, amerikan. Porträtmaler, geb. 1830 zu Homer (New York), zeigte schon früh ein großes Künstlertalent, wurde Schüler von Sandford Thayer, malte anfangs Porträte in seiner Vaterstadt und ließ sich 1851 in New York nieder, wo er Genosse der Akademie wurde. Außer einer zahllosen Menge von Porträten angesehener Personen in New York und andern Städten malte er als sein größtes Werk die Proklamation der Sklavenemancipation, das 1864 und 1865 großes Aufsehen erregte, charakteristisch in den einzelnen Figuren und Gruppen ist, aber als Ganzes des höhern idealen Schwunges entbehrt.

Carrier-Belleuse (spr. karjeh-bellöhs), Albert Ernest, franz. Bildhauer, geb. 12. Juni 1824 zu Anizy le Château (Aisne), Schüler von David d'Angers, hat in seinen Plastischen Werken sehr verschiedene Eigenschaften: manche sind üppig in der Form und ziemlich geistlos in der Durchführung, andre reizend komponiert, aber nicht ohne Koketterie; im allgemeinen ist er zu malerisch in der Auffassung und Bewegung der Gestalten. Zu seinen schwächern Leistungen gehört eine Angelika (1866, nach Ariosts »Rasendem Roland«); zwar originell gedacht, aber zu theatralisch behandelt ist eine Madonna mit dem Kind; von reizender Koketterie seine verlassene Psyche; eine hübsche Komposition die Terrakottagruppe: der Kuß; wohl sein bestes Werk eine im Schatten des Adlers schlummernde Hebe (Museum des Luxembourg). Unter den übrigen erwähnen ↔ wir noch: die Gipsstatue Molières (Ausstellung 1878), die Karyatiden im Tribunal de Commerce, einige Bildwerke in der Kirche St. Augustin und viele lebensvolle, aber ebenfalls zu malerisch behandelte Porträtbüsten. 1867 erhielt er das Ritterkreuz der Ehrenlegion.

Casādo del Alĭsal, D. José, span. Historienmaler, geboren zu Valencia, war Schüler der Kunstschule in Madrid und erhielt eine Pension für Rom, wo er jetzt Direktor der spanischen Akademie ist. Seine Bilder sind meistens brillante Farbenstücke ohne großen innern Gehalt, namentlich liebt er schauerliche Scenen, z. B. eine Ausstellung enthaupteter Araber; neuerdings machte er sich bekannt durch das mit technischer Virtuosität gemalte Bild: Odaliske im Harem, die in einem mit reichsten Stoffen ausgestatteten Gemach auf kostbaren Kissen liegt; freilich inhaltlich eine Verirrung, aber die Verirrung eines großen malerischen Talents. Daß er sich auf Charakteristik seiner Gestalten versteht, beweisen seine oft sehr geistreich aufgefaßten, technisch höchst vollendeten Porträte.

Casilear (spr. kéhsilihr), John W., amerikan. Landschaftsmaler, geboren zu New York, begann mit 15 Jahren die Kupferstecherkunst und stach die Platten für die Banknoten. 1840 ging er nach Europa, widmete sich der Landschaftsmalerei und ließ sich 1854 in seiner Vaterstadt nieder, wo er Mitglied der Akademie wurde. Seine Bilder werden wegen ihres Silbertons, ihrer zarten Ausführung und ihrer geschickten Behandlung der Luft sehr gerühmt; z. B.: Mondlicht am Glen, die Niagarafälle, Septembernachmittag, der Genfer See, Partie in New Hampshire, der Vierwaldstätter See u. a.

Cassagne (spr. kassánnj), Armand Théophile, franz. Landschaftsmaler, geb. 3. Mai 1826 zu Le Landin (Eure), erwarb sich anfangs als Lehrer den Lebensunterhalt, bis seine kalligraphischen Leistungen allgemeine Aufmerksamkeit erregten und ihn in den Stand setzten, sich der Kunst zu widmen. Zu diesem Zweck besuchte er keine Akademie, sondern bildete sich als Autodidakt durch das Studium der Natur auf seinen vielfachen Wanderungen durch Frankreich.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 97.