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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dorieren; Dorigny; Döring

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Dorieren - Döring.

einseitige, und sobald die Zeit der ersten Blüte vorbei war, entstand an der Stelle jener wirklichen Tugenden bald ein Schein- und Heuchelwesen, unter welchem sich nur zu oft die äußerste Selbstsucht verbarg. Verhältnismäßig am längsten hat Sparta die guten Seiten des dorischen Charakters aufrecht erhalten und ist dadurch auch zu seiner politischen Bedeutung gelangt; andre dorische Staaten, welche mehr an der Bewegung des Völkerverkehrs teilnahmen, wie Korinth, besonders aber die Kolonien, haben unter dem Einfluß fremder Sitten und Anschauungen das spezifisch Dorische bald mehr oder weniger aufgegeben. Diesem Charakter entsprechend, war die Verfassung der dorischen Staaten meist eine aristokratische, welche oft in Oligarchie ausartete. War so schon dem niedern Volk aus dorischem Stamm nicht so viel Teilnahme am politischen Leben eingeräumt wie in den ionischen Demokratien, so waren vollends die im Land wohnenden Nichtdorier zur strengsten Unterthänigkeit, zum Teil zu förmlicher Sklaverei erniedrigt. Der konservative Charakter der D. zeigte sich ferner darin, daß der Grundbesitz zu gleichen Teilen unter die dorischen Familien verteilt war und niemals veräußert werden sollte. Der dorischen Sittenstrenge entsprach es endlich, daß ganz besonders Apollon, der Gott des Lichts und der Reinheit, von den Doriern verehrt wurde, wie denn namentlich Sparta lange in enger Verbindung mit dem delphischen Orakel des Apollon stand. Das dorische Wesen bildet in den meisten Beziehungen einen Gegensatz zum ionischen, und dieser Gegensatz ist es, der ein treibendes Moment in der griechischen Geschichte ist. Vgl. O. Müller, Geschichten hellenischer Stämme, Bd. 2 u. 3 (2. Ausg. von Schneidewin, Bresl. 1844).

Dorieren (franz.), vergolden; vgl. Dorage.

Dorigny (spr. -rinji), 1) Michel, franz. Maler und Kupferstecher, geboren um 1617 zu St.-Quentin, bildete sich in Paris unter Vouet, von dem er über 100 Gemälde in Kupfer stach. Bei kühner Behandlung ist D. hart und in der Zeichnung oft unrichtig. Er starb als Professor der Akademie 1666.

2) Louis, Maler und Kupferstecher, Sohn des vorigen, geb. 1654 zu Paris, Schüler Lebruns, ging später nach Italien und ließ sich in Verona nieder, wo er 1742 starb. D. war ein sehr gewandter Freskomaler, doch mangelt seinen Gestalten tieferer Ausdruck. Seine Hauptwerke sind die Freskogemälde an der Kuppel der großen Kirche in Trient.

3) Nicolas, Zeichner und Kupferstecher, Bruder des vorigen, geb. 1657 zu Paris, widmete sich erst der Malerei, wandte sich aber dann dem Stich zu und ging nach Italien, wo er während seines 28jährigen Aufenthalts eifrig die alten Meister studierte. Hierauf kehrte er nach Frankreich zurück, folgte aber nach kurzer Zeit (1711) einem Ruf nach England. Hier unternahm er den Stich der Raffaelschen Kartons zu Hamptoncourt und wurde nach dessen Vollendung von Georg I. in den Ritterstand erhoben. Später ging er wieder nach Paris, wo er 1746 starb. D. ist einer der größten Stecher seiner Zeit im historischen Fach; er arbeitete mit malerischer Kraft, indem er Radiernadel und Grabstichel in harmonischer Weise zu verbinden wußte und dabei ein vortrefflicher Zeichner war. Doch steht er hinter Ch. Audran hinsichtlich der strengern Durchbildung zurück. Er stach nach Raffael außer den genannten Kartons (8 Blätter) die Geschichte der Psyche in der Farnesina (12 Bl.), die Transfiguration (1709), nach Daniele da Volterra die Kreuzabnahme (1710), nach Domenichino, Guercino, Lanfranco u. a.

Döring, 1) Heinrich, Schriftsteller, geb. 5. Mai 1789 zu Danzig, studierte seit 1814 in Jena Philosophie und Theologie, nahm dann als Privatgelehrter seinen bleibenden Wohnsitz daselbst und starb 4. Dez. 1862. D. hat sich besonders als Biograph deutscher Dichter und Schriftsteller bekannt gemacht. Es gehören hierher seine Biographien von Schiller (Weim. 1822; umgearbeitet, Jena 1832; dazu "Schillers Selbstcharakteristik", Stuttg. 1853), Herder (Weim. 1823, 2. Aufl. 1829), Klopstock (das. 1825), Jean Paul (Leipz. 1830-32), Bürger (Berl. 1826; 2. Aufl., Götting. 1847), Goethe (Weim. 1828, neue Aufl. 1833), Gellert (Greiz 1833, 2 Bde.), Wieland (Sangerh. 1840; neue Bearbeitung, Jena 1853) u. v. a. Außerdem veröffentlichte er eine Reihe geschichtlicher Arbeiten, darunter eine "Thüringer Chronik" (2. Aufl., Erfurt 1847), und gab einen "Britischen Balladenschatz" (2. Aufl., Dresd. 1858) heraus.

2) Georg, seiner Zeit beliebter Erzähler, geb. 11. Dez. 1789 zu Kassel, studierte in Göttingen Philosophie und Ästhetik, lebte seit 1815 als Journalist zu Frankfurt a. M. und starb 10. Okt. 1833 daselbst. Von seinen zahlreichen phantasievollen, aber meist flüchtigen Arbeiten nennen wir die Dramen: "Cervantes" (Frankf. 1819), "Posa" (das. 1820), "Der treue Eckart" (das. 1822); das Lustspiel "Die vier Tanten" (1823) und das Volksschauspiel "Albrecht der Weise" (das. 1825); die "Dramatischen Novellen" (das. 1833, 4 Tle.; in denselben die Opern: "Der Berggeist", komponiert von Spohr, "Der Pirat", komponiert von Hauptmann, "Der Ahnenschatz", komponiert von Reissiger, u. a.); die Romane: "Sonnenberg" (das. 1828, 3 Tle.), "Der Hirtenkrieg" (das. 1830), "Das Opfer von Ostrolenka" (das. 1832, 3 Tle.), "Roland von Bremen" (das. 1832, 3 Tle.), "Die Geißelfahrt" (das. 1833, 3 Tle.). Kleinere Erzählungen von ihm erschienen in den Sammlungen: "Frühlingskränze" (Frankf. 1822), "Phantasiegemälde" (das. 1822-33), "Freikugeln" (Kassel 1824), "Alpenblumen" (Frankf. 1825), "Drei Nächte" (Leipz. 1829, 2 Tle.), "Novellen" (Frankf. 1831, 4 Tle.), "Erzählungen" (das. 1833, 4 Tle.), "Cypressen" (mit des Verfassers Biographie hrsg. von W. Kilzer, das. 1838, 3 Tle.).

3) Theodor (eigentlich Häring), berühmter Schauspieler, geb. 9. Jan. 1803 zu Warschau, wo sein Vater königlicher Salzinspektor war. Der frühe Tod desselben unterbrach die zu Berlin gemachten Schulstudien des 16jährigen Jünglings; er trat als Lehrling in ein Geschäft in Prenzlau, dann als Kommis in ein Handlungshaus in Berlin. Seine ersten Versuche als Schauspieler machte er auf dem dort bestehenden Liebhabertheater "Urania". Mit 21 Jahren debütierte er bei einer Truppe, die Westpreußen bereiste, in Bromberg (1825), wurde aber so sehr von der Angst übermannt, daß "Der arme Poet" (in dem er den Julius gab) nicht zu Ende gespielt werden konnte. Seine Begeisterung bewahrte ihn trotzdem vor Entmutigung; er wanderte von Bromberg nach Breslau und versuchte sich hier (1826-28) zuerst in Intriganten- und komischen Rollen. Sein Kollege Haacke, der das Theater in Mainz übernahm, verschaffte ihm Gelegenheit, sich dort fortzubilden. Von Mainz wurde er 1833 für das erste Fach der tragischen und komischen Charakterrollen nach Mannheim berufen, und dort schuf er in Bauernfelds "Liebesprotokoll" den Bankier Müller, der mit seinem Namen unauflöslich verknüpft ist. Sein Gastspiel in Hamburg führte 1836 zu einem glänzenden Engagement unter F. L. Schmidt, unter