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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Embolismus – Embryo

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Embolie'

arterie, in der linken Kopfschlagader und gewissen Gehirnästen derselben, sowie in der linken Schenkelarterie. Der Embolus verstopft das Gefäß, in welchem er eingekeilt ist, gewöhnlich mehr oder minder vollständig, hebt dadurch die Blutcirkulation in den betreffenden Teilen auf und führt damit entweder zum Brand und zur brandigen Erweichung, wie dies besonders häufig an den Gliedmaßen und im Gehirn stattfindet, oder zum sog. hämorrhagischen Herd oder Infarkt (s. d.) oder endlich zur Bildung sog. embolischer oder metastatischer Abscesse. Die letztern entstehen hauptsächlich durch die E. chemisch reizender, namentlich mit jauchenden oder fauligen Stoffen durchtränkter Pfröpfe, welche an den Orten, wohin sie verschleppt worden sind, von neuem eine eiterige Entzündung mit Ausgang in jauchigem Zerfall erzeugen und dadurch eine Hauptquelle der Pyämie (s. d.) werden.

Die Symptome der E. sind je nach der physiol. Bedeutung des betroffenen Organs sehr verschieden; sie äußern sich im allgemeinen hauptsächlich in dem plötzlichen und ganz unerwarteten Eintritt wichtiger Funktionsstörungen. So entsteht durch E. einer größeren Hirnarterie sofort unter schlagflußähnlichen Erscheinungen eine vollkommene Lähmung des betreffenden Hirnteils, durch E. der Netzhautgefäße wie mit einem Schlage plötzliche Erblindung, während bei der embolischen Verstopfung größerer Lungenarterienäste heftige, bis zur Erstickungsgefahr sich steigernde Atemnot, ja nicht selten plötzlicher Erstickungstod eintritt. An den Gliedmaßen ruft die E. der Hauptschlagader plötzlichen heftigen Schmerz, auffallende Blässe und Kälte, Unempfindlichkeit und wenn nicht bald durch benachbarte Schlagadern ein Seitenkreislauf hergestellt wird, totalen Brand (s. d.) des Gliedes hervor. – Vgl. Virchow, Gesammelte Abhandlungen (2. Aufl., Verl. 1862); Cohnheim, Untersuchungen über die embolischen Prozesse (ebd. 1872).

Embolismus (grch.), Einschaltung, besonders eines Tags, Monats, Jahres in den Kalender.

Embolit, Mineral, s. Silberkerate.

Embololălie oder Embolophrăsie (grch.), das Einschalten von stereotypen sinnlosen Wörtern in die Rede, meist nur üble Gewohnheit, manchmal aber auch Symptom einer Hirnkrankheit.

Embŏlus (grch.), Keil, Pflock, Zapfen (s. Embolie); embolisch, emboliform, zapfenförmig.

Embonpoint (frz., spr. angbongpŏäng), Beleibtheit, Korpulenz (s. d.).

Embouchieren (frz., spr. angbusch-), ein Blasinstrument handhaben in Bezug auf den Ansatz; einem Pferde ein passendes Gebiß anlegen; Embouchement (spr. angbuschmáng), der Ansatz beim Spiel von Blasinstrumenten; Embouchure (spr. angbuschühr), das Mundstück von Blasinstrumenten, auch der Ansatz beim Spiel derselben; Mündung eines Flusses, eines Geschützes, eines Hohlwegs.

Emboursieren (frz., spr. angburß-), einbeuteln, einsacken.

Embrasieren (frz., spr. angbr-), in Brand setzen, anzünden.

Embrassieren (frz., spr. angbr-), umarmen, umfassen; im Kriegswesen: zwischen zwei Feuer dringen; Embrassade (spr. angbrassahd) oder Embrassement (spr.angbraßmang), Umarmung.

Embrochieren (frz., spr. angbrosch-), aufspießen, den Degen durch den Leib rennen.

Embrouillieren (frz., spr. angbrŭji-), in Verwirrung, Unordnung bringen; ↔ Embrouillement (spr. angbrŭj'máng), Verwirrung, Unordnung, verwirrter Haufen.

Embrun (spr. angbröng). 1) Arrondissement im franz. Depart. Hautes-Alpes, hat 1451,27 qkm, (1891) 27050 E., 36 Gemeinden und zerfällt in die 5 Kantone Chorges (170,38 qkm, 3989 E.), E. (390,05 qkm, 9631 E.), Guillestre (505,24 qkm, 8038 E.), Orcières (233,81 qkm, 2670 E.), Savines (144,89 qkm, 2722 E.). –

2) Hauptstadt des Arrondissements und des Kantons E., 40 km östlich von Gap, an der Linie Veynes-Gap-Briançon der Franz. Mittelmeerbahn, in 930 m Höhe, am Fuße des St. Guillaume (2628 m), 100 m hoch über dem rechten Ufer der Durance, Festung und Sitz eines Gerichtshofs, einer Ackerbaukammer, hat (1891) 2343, als Gemeinde 4017 E., in Garnison einen Teil des 30. Jägerbataillons, eine schöne Kathedrale aus dem 10., 11. und 13. Jahrh., ein Seminar, ein Kommunalcollège, ein Hospital, ein Zuchthaus und Handel mit Wolle, Getreide und Wein. – E., das alte gallische Ebrodunum (auch Eburodunum) der Caturiges, war im 4. Jahrh. Sitz eines Bischofs (seit dem 9. Jahrh. eines Erzbischofs). Seit dem 15. Jahrh, wurde E. mit der umliegenden Landschaft (Embrunois) zur Dauphiné gerechnet. Sieben Konzile wurden daselbst abgehalten. Ehemals war es ein berühmter Marien-Wallfahrtsort. Das Erzbistum wurde 1801 aufgehoben. – Vgl. Sauret, Essai historique sur la ville d’E. (Gap 1860).

Embrunieren (frz., spr. angbrün-), bräunen, mit dunkler Farbe überziehen; nachdunkeln.

Embryo (grch. émbryon, d. h. Keimgebilde), der tierische oder pflanzliche Organismus in seinem ersten Entstehen nach der Zeugung. Der tierische und menschliche E. wird auch Fötus, Frucht, Leibesfrucht genannt, namentlich wenn er so weit entwickelt ist, daß man das Geschlecht an ihm unterscheiden kann. Die Zeit, innerhalb welcher die Entwicklung des tierischen E. vor sich geht, ist bei jeder Tiergattung verschieden. Beim Menschen beläuft sich die Zeit, während welcher er E. ist und als solcher mit dem mütterlichen Körper (in der Gebärmutter) zusammenhängt, also die normale Dauer der Schwangerschaft oder des Lebens des Menschen vor seiner Geburt des (Uterinlebens), auf 10 Mondes- oder 9 Sonnenmonate (40 Wochen oder 280 Tage). Verschiedene Umstände können aber einen frühern oder spätern Eintritt der Geburt herbeiführen und so die Dauer des Embryolebens abkürzen oder verlängern. Dauerte dieses nur bis etwa zum Anfang des achten Monats der Schwangerschaft, so nennt man die Geburt eines solchen E., der noch nicht die Fähigkeit hat, in der Außenwelt fortzuleben, eine Fehlgeburt (s. d.), während dieselbe nach dieser Zeit, aber vor dem normalen Ablauf, als eine Frühgeburt (s. d.) bezeichnet wird und eine lebensfähige Frucht zur Welt befördert.

Der menschliche E. entwickelt sich aus einem reifen befruchteten Ei, welches aus dem weiblichen Eierstock durch den Eileiter in die Gebärmutter gelangt und auf dieser ungefähr 10–14 Tage beanspruchenden Wanderung durch den sog. Furchungsprozeß den ersten Anstoß zum Aufbau des E. erhält. Schon wenige Stunden nach der Einwirkung des männlichen Samens beginnt nämlich das gesamte Protoplasma oder der Dotter der Eizelle nach dem Verschwinden des Keimbläschens durch eine regelmäßig fortschreitende Zellteilung in eine große

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 71.