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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gliederhülse – Gliedschwamm

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gliederfüßer'

geteilt, in die Kiemenatmer (Branchiata), zu welchen die Krebse, und in die Luftröhrenatmer (Tracheata), zu welchen alle übrigen G. gehören.

Gliederhülse, die zwischen den Samen zusammengeschnürte Fruchthülle der Leguminosen. (S. Frucht, Bd. 6, S. 387 a, (Anmerkung des Editors: Band 7 ) und Hülse.)

Gliederkessel, s. Dampfkessel (Bd. 4, S. 726 b) und Tafel: Dampfkessel III, Fig. 7.

Gliederkorallen, s. Oktaktinien.

Gliedermann, Gliederpuppe, die aus Holz bis zu Lebensgröße hergestellte menschliche Figur mit beweglichen Gliedern, deren sich die Künstler besonders als Modell zu Gewandstudien bedienen.

Gliedersalbe, s. Rosmarinsalbe.

Gliederschmerz, s. Akrodynie.

Gliederschote, diejenige Form der Kruciferenschote, die zwischen den Samen zusammengeschnürt ist und deshalb bei der Reife nicht der Länge nach aufspringt, sondern in der Quere in einzelne einsämige Stücke auseinanderfällt. (S. Frucht, Bd. 6, S. 387 a.)

Glieder-Seelilien, s. Seelilien.

Gliederspinnen (Arthrogastra), Spinnentiere (s. d.), deren Hinterleib in deutliche Ringe geteilt ist, mit den Ordnungen der Walzenspinnen (Solifugae), Afterskorpione (Pseudoscorpionina), Skorpione (Scorpionina), Geißelskorpione (Pedipalpi) und Afterspinnen (Phalangina). (S. die betreffenden Artikel.)

Gliedertiere (Arthrozoa, Articulata), Benennung Cuviers für die von ihm vereinigten Gliederfüßer (s. d., Arthropoda) und Ringelwürmer (s. d., Annulata). In neuerer Zeit hat sich die Ansicht vielfach geltend gemacht, daß die letztern allerdings zu den erstern innigere Beziehungen hätten, als zum Typus der Würmer.

Gliederung der Kontinente oder auch kleinerer Länderräume nennt man nach dem Vorgange Karl Ritters, der diesen Begriff 1826 in seinem Vortrage «Über geogr. Stellung und horizontale Ausbreitung der Erdteile» eingeführt hat, die mehr oder weniger unregelmäßige Umrißgestalt der betreffenden Landmassen, die dem Umstande ihre Entstehung verdankt, daß an einen durch Meereseinschnitte in seinem Zusammenhang nicht unterbrochenen «Rumpf» sich größere oder kleinerer «Glieder» in Gestalt von Halbinseln und Landzungen ansetzen. Den Gliedern werden auch nahe Festlandsinseln, die durch Meereseingriff aus Halbinseln hervorgingen, zugezählt. Diese horizontale G. wird auch Küstenentwicklung genannt. Die Betrachtung der Karte zeigt ohne weiteres, daß hinsichtlich der G. die Erdteile in der Reihenfolge Europa, Asien, Amerika, Australien, Afrika aufeinander folgen, oder daß z. B. die Balkanhalbinsel wesentlich stärker gegliedert ist als die Iberische. (S. Erde, Bd. 6, S. 252 b.)

Als mathem. Ausdruck der G. benutzte man zuerst das Verhältnis des Küstenumfangs zum Flächeninhalt. Dem Mißstande, daß hier Größen erster und zweiter Dimension verglichen werden, suchte man abzuhelfen, indem die Küstenlänge zur Quadratwurzel aus dem Flächeninhalt in Beziehung gesetzt wurde, oder indem man Umfang und Inhalt mit den entsprechenden Werten eines flächengleichen Kreises oder einer flächengleichen Kugelkalotte als den Flächen kleinsten Inhalts beigegebenen Umfang verglich. Da aber bei einer bestimmten Länge die Einzelgestaltung der Küste sehr verschieden sein kann, und da das Messen der Küstenlänge je nach dem ↔ Kartenmaßstab zu sehr ungleichen Zahlenwerten führt, so haben all die so gewonnenen Zahlenausdrücke für die Größe der G. wenig Wert. Innerlich berechtigter und auch anschaulicher sind die Methoden zur Bestimmung der G., bei welchen die Flächeninhalte des Rumpfes und der Glieder zueinander in Beziehung gesetzt werden, was in verschiedener Weise geschehen kann; allein hier macht oftmals die Abgrenzung des Rumpfes gegen die Halbinselglieder Schwierigkeit. Trotzdem finden sich diese Methoden neuerdings mehrfach angewandt, auch nachdem jüngst der Begriff des mittlern Küstenabstandes und der Prozentanteil des flächengleichen Minimalküstenabstandes an der ganzen Fläche für die Zwecke der Gliederungsbestimmung verwendet worden ist. – Vgl. Precht, Untersuchungen über horizontale G. (in der «Zeitschrift für wissenschaftliche Geographie», 1. Ergänzungsheft, Weim. 1889) mit vollständiger Litteraturangabe; Rohrbach, Über mittlere Grenzabstände (in Petermanns «Geogr. Mitteilungen», 1890); Ehrenberg, Studien zur Messung der horizontalen G. (Würzb. 1891). – Unter vertikaler G. eines Länderraums versteht man in der modernen Geographie seinen Aufbau aus den verschiedenen Formen von Ebenheiten und Unebenheiten, die Übersicht der räumlichen Anordnung von Tief- und Hochländern und Gebirgen. Ihre Veranschaulichung läßt sich höchstens durch die Werte orometrisch ermittelter Größen (s. Gebirge) geben; besser dienen dazu Höhenschichtenkarten und Profile.

Gliederung der taktischen Einheiten, s. Aufstellung und Gliederung der taktischen Einheiten.

Gliederweh, hitziges, s. Gelenkrheumatismus.

Gliederwürmer (Annelides s. Annulata), Anneliden, Ringelwürmer, Würmer mit gestrecktem, meist cylindrischem, seltener abgeflachtem Körper, der durch auf der Oberfläche beginnende, mehr oder weniger weit in die Leibeshöhle vorspringende Scheidewände in eine größere oder geringere Anzahl von Ringen oder Segmenten zerlegt ist. Die Bewegungsorgane bestehen im wesentlichen aus Borsten, die entlang der Körperseiten entweder direkt eingepflanzt sind oder auf Hockerreihen (Parapodien) stehen (Borstenwürmer), oder aber aus besondern Saugnäpfen (Blutegel). Von vielen Zoologen werden auch die Sternwürmer (s. d.) zu den G. gezählt. Weiteres s. Ringelwürmer.

Gliedmaßen, s. Glied (S. 72 b).

Gliedschwamm, weiße Gelenkgeschwulst, fungöse oder tuberkulöse Gelenkentzündung (Fungus oder Tumor albus articulorum, Arthrocace), eine chronisch verlaufende, von der Synovialschleimhaut oder vom Knochen ausgehende und allmählich durch üppig wuchernde Granulationen die Gelenkknorpel und die umgebenden Weichteile erweichende Gelenkentzündung, die alsbald auch die knöchernen Gelenkenden durch Verschwärung (Karies) zerstört und häufig durch Fieber und Säfteverluste das Leben des Kranken auf das höchste bedroht. Dieses bösartige Übel, das durch die Entwicklung von Tuberkeln innerhalb des Gelenks entsteht, beginnt meist mit einem Gefühl von Schwere und Spannung in dem erkrankten Gelenk, das nach und nach mit einer unter der Haut liegenden, schwammig anzufühlenden Geschwulst umgeben wird. Dazu gesellen sich heftiger Schmerz und Hitze in der affizierten Stelle, außerdem Allgemeinleiden des Körpers, Fieber und Schwäche. Der

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 76.