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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Halbritter - Haldeman

aus einer Frontlinie und zwei Flanken und sind in der Kehle offen oder durch eine schwächere Brustwehr oder eine Verteidigungs-Palissadierung geschlossen. H. wird auch Frontalwerk genannt.

Halbritter, im Mittelalter adlige Personen, die durch eine Reise nach Palästina die Ritterwürde erworben hatten oder von den röm. Königen an deren Wahltagen zu Rittern geschlagen worden waren.

Halbsäule, eine nur bis zur Hälfte ihres Umfangs aus der Mauer oder aus dem Kern eines Pfeilers hervortretende Säule.

Halbschatten, s. Schatten.

Halbscheidwirtschaft (Halfenwirtschaft oder Halbpacht, Teilbau oder Teilpacht), ein Pachtverhältnis, wobei der Pächter die Hälfte des erzielten Rohertrages an den Verpächter abzuliefern hat. Man braucht das Wort auch für jede derartige Anteilswirtschaft, wenn der Pachtzins auch nicht gerade die Hälfte beträgt. In allen Ländern, wo noch Naturalwirtschaft vorherrscht, besonders im südl. Frankreich (métayage) und in Italien (mezzadria), und in denen die Landwirtschaft sich in von alters her gewohnten Formen bewegt, findet man die H. auch bei Bewirtschaftung von Nutzungen, zu deren Anlage ein bedeutendes Kapital gehört (Weinberge, Ölbaumpflanzungen, Maulbeerplantagen). Bei intensiver Bewirtschaftung des Bodens verschwindet die H., um einer größeren wirtschaftlichen Freiheit des Pächters Platz zu machen.

Halbschlicht, s. Feile.

Halbschwefelkupfer, s. Kupfersulfide.

Halbsehen, s. Hemianopie.

Halbseitige fortschreitende Gesichtsatrophie (Hemiatrophia facialis progressiva), eine höchst eigentümliche Krankheit, die in einer sehr langsam und allmählich, aber stetig fortschreitenden Atrophie (Schwund) der einen Gesichtshälfte besteht und schließlich zu einer schweren Entstellung führt; während die gesunde Gesichtsseite jugendlich blühend aussieht, erscheint die kranke geschrumpft, verwelkt und gealtert. Das Leiden ist unheilbar und entsteht wahrscheinlich durch eine Erkrankung des sympathischen Nervensystems.

Halbsohlengänger (Semiplantigrada), Raubtiere, welche nicht bloß mit den Zehen, sondern auch mit der Unterseite der Mittelfußknochen auftreten.

Halbsouverän nennt man solche Staaten, welche einer höhern Staatsgewalt untergeordnet sind. Der Träger der letztern heißt Oberherr oder Suzerän (s. d.). Als Beispiele solcher Staaten werden genannt die Vasallenstaaten der Türkei: Ägypten, Tripolis, Tunis, ferner bis zum Berliner Frieden von 1878 Serbien und Rumänien und seit diesem Frieden Bulgarien. Der Ausdruck H. ist durch J. J. Moser gebräuchlich geworden und in die völkerrechtliche und staatsrechtliche Litteratur übergegangen. Über das Maß der Hoheitsrechte, welche dem Suzerän, beziehentlich dem abhängigen Staate zustehen, giebt der Ausdruck H. keinen Anhaltspunkt. Sehr häufig steht die gesamte Verwaltung und Rechtsprechung, sowie die Gesetzgebung dem Vasallenstaate zu und die Suzeränität äußert sich meistens nur in einer formellen Anerkennung der Oberhoheit und dem Anspruch auf gewisse Ehrenrechte, Tributzahlungen und Kriegshilfe; bisweilen ist aber auch das Recht zum diplomat. Verkehr und zum Abschluß völkerrechtlicher Verträge und demgemäß auch zur Entscheidung über Krieg und Frieden beschränkt und der Suzerän zum völkerrechtlichen Schutze der ihm untergeordneten Staaten verpflichtet. Ein jurist. Begriff kann in dem Wort H. nicht gefunden werden, da dasselbe einen Widerspruch zu dem Begriffe Souveränität darstellt; insbesondere ist die Bezeichnung unzutreffend für das staatsrechtliche Verhältnis der Gliedstaaten im Bundesstaate (s. d.).

Halbspänner, s. Bauer, Bauerngut, Bauernstand (Bd. 2, S. 505 b).

Halbstadt, mit der Kolonie Neu-Halbstadt, deutsches Dorf im Kreis Berdjansk des russ. Gouvernements Taurien, 115km nordwestlich von Berdjansk, an der Molotschnaja, hat 800 E.(Mennoniten), 1 mennonit., 1 russ. Kirche (für die russ. Fabrikarbeiter), Seminar, Eisengießereien, Dampf-Walzmühlen, Stärke- und Graupenfabriken, Brauereien und Ziegeleien. H. ist zugleich Sitz der Verwaltung von 32 umliegenden Kolonien mit 16 729 E. und 53 242 Dessätinen (= 581,6 qkm) guten Bodens.

Halbstamm, s. Obstbaumformen.

Halbstrauch (Suffrutex), eine Pflanze, bei der nur der untere Teil der Stengel holzig und ausdauernd ist, während der obere krautige alljährlich abstirbt und im Frühjahr durch junge Triebe aus dem untern wieder ersetzt ist. Hierher gehört z. B. die Gartensalbei.

Halbteilung, diejenige nach Auflösung der Gütergemeinschaft (s. d.) stattfindende Teilung, bei welcher der überlebende Ehegatte die eine Hälfte von dem, was von der Gesamtmasse nach Berichtigung der Gesamtgutsverhältnisse übrigbleibt, erhält, die nicht abgefundenen Kinder zusammen die andere Hälfte. Sie ist vorgeschrieben z. B. im Preuß. Allg. Landr. II, 1, §§. 638, 639, im Lübischen Recht, in dem Gesetz für die preuß. Provinz Westfalen vom 16. April 1860, im Deutschen Entwurf §. 1406.

Halbtöne, in der Malerei die Farbentöne, welche den Übergang von Licht zu Schatten bilden, in welchen also der Vollton (Lokalton) durch den Schatten gebrochen erscheint.

Halbtuch, ein halbwollener tuchartiger Stoff.

Halbvögel, Kleinvögel, in der Jägersprache die kleinen Drosselarten, Lerchen, Stare, Kreuzschnäbel u. s. w., von denen acht Stück zu einem Spieß (Bund) gezählt werden (s. Ganzvögel).

Halbvokale nennt man Vokale, namentlich i und u, wenn sie nicht, wie z.B. in dem Anfang der Wörter "I-sar", "U-Hu", silbebildend auftreten, sondern unsilbisch, konsonantisch. Dies ist z. B. der Fall, wenn man die Wörter "Lilie", "Asien" und "Jaguar", "Guano" zweisilbig statt dreisilbig spricht (Lilje, Asjen, Jagwar, Gwano), wie oft geschieht.

Halbzapfen, s. Zapfen.

Halbzeug, in der Papierfabrikation (s. d.) die durch halbfertig zerkleinerte Lumpen gebildete Masse, in der die Spuren des Gewebes fast ganz vertilgt sind, aber noch kenntliche Reste der Fäden vorkommen.

Halbzirkelförmige Kanäle, s. Gehör (Bd. 7,S. 693 a).

Halcyon, Vogelgattung, s. Baumlieste.

Halcyone, Halkyone, s. Alkyone.

Haldeman (spr. häldmänn), Samuel Stehmann, amerik. Naturforscher und Philolog, geb. 12. Aug. 1812 zu Locust Grove in Lancaster County (Pennsylvanien), war anfänglich in den "Geological Surveys" von Neujersey und Pennsylvania thätig und veröffentlichte 1810 den ersten Teil seiner "Freshwater univalve mollusca of the United States"; 1851 wurde er Professor der Naturwissenschaften an