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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Heerwurmtrauermücke; Heesen; Hefe

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Heerwurmtrauermücke - Hefe

Die Verteilung der Heeresmassen in den einzelnen Ländern Centraleuropas veranschaulicht die beigefügte Karte: Militärdislokation in Centraleuropa.

Vgl. Jähns, Heeresverfassungen und Völkerleben (Berl. 1885); ders., Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens von der Urzeit bis zur Renaissance (mit einem Atlas, Lpz. 1880); ders., Geschichte der Kriegswissenschaften (Münch. 1890); Vogt, Die europ. Heere der Gegenwart (Rathenow 1886 fg.).

Heerwurmtrauermücke (Sciaria militaris Now.), eine kleine schwarze Mücke aus der Familie der Pilzmücken. Die etwa 1 cm langen, glasig glänzenden Larven leben in Gebirgswäldern von faulenden Buchenblättern und Nadeln der Nadelhölzer und bilden, um Nahrung zu suchen, oft bis 8 m lange, händebreite und daumendicke Züge, in denen sie sich an- und übereinanderkriechend fortbewegen. Diese Züge, der Heerwurm, galten früher als Vorbote von Krieg und anderm Unglück.

Heesen, s. Hessen (Sprunggelenk).

Hefe, norddeutsch Bärme, eine zu den Ascomyceten gehörende Pilzart (Hefenpilz, Saccharomyces cerevisiae s. vini Meyen, Hormiscium cerevisiae Bail., Torula cerevisiae Turp., Cryptococcus cerevisiae Ktzg.), die in der Bierwürze und Branntweinmaische vegetiert und die Eigenschaft besitzt, Zucker in Alkohol und Kohlensäure zu zersetzen. (S. Fermente und Gärung.) Die Hefezellen sind von kugeliger, ovaler oder langgestreckter Form und von einer Membran umgeben; im Innern enthalten sie einen kugel- oder scheibenförmigen Zellkern, eine oder mehrere mit Zellsaft gefüllte Vakuolen, je nach dem Alter größere oder kleinere Fetttröpfchen und kleine Körnchen von anscheinend eiweißartiger Natur; die Vakuolen sind am größten in alten Zellen, welche schon gesproßt haben, während sie in jüngern Zellen fehlen. In Zuckerlösungen, welche stickstoffhaltige und mineralische Hefenstoffe enthalten, erfolgt rasch Vermehrung der Zellen durch Sprossung. Bei diesem Vorgange verdichtet sich ein Teil des Protoplasmas an einer bestimmten Stelle der Zellwand, der Inhalt der Vakuolen verschwindet und es entsteht da, wo das Protoplasma sich angelegt hat, eine zuerst minimale Ausstülpung an der Membran, welche sich zu rundlichen oder länglichen Zellen vergrößert und schließlich durch eine Querwand gegen die Mutterzelle abschließt und von derselben als Tochterzelle trennt, die sich wieder auf gleiche Weise vermehren kann. Die Tochterzellen können aber auch, solange sie mit der Mutterzelle zusammenhängen, sofort wieder Sprossen treiben, sodaß Sproßverbände entstehen; diese Sproßverbände kommen jedoch über ein gewisses Maß nicht hinaus, da die einzelnen Zellen leicht außer Verband treten, um einzeln wieder auszusprossen. Erfolgt diese Vermehrung verhältnismäßig langsam, in Flüssigkeiten, deren Wärme nicht über 10° C. steigt, so bleiben die einzelnen Zellindividuen meist isoliert und lagern sich allmählich am Boden der gärenden Flüssigkeit ab. Bei raschem Wachstum haften die einzelnen Zellen an der Stelle, wo sie durch Sprossung entstanden sind, lose zusammen und bilden Sproßverbände, die durch ihre vergrößerte Oberfläche den bei der Gärung entstehenden Kohlensäurebläschen reichliche Gelegenheit zum Anhaften geben und dann von diesen Bläschen an die Oberfläche der Flüssigkeit getrieben werden. Nach diesen Erscheinungen hat man früher zwei verschiedene Hefenarten, Unterhefe und Oberhefe, unterschieden. Beide sind aber auf keine Weise voneinander verschieden, Unterhefe verhält sich in wärmern Flüssigkeiten wie Oberhefe und diese in kältern wie Unterhefe.

Etwas verschieden von der Bier- und Branntweinhefe ist die sich im gärenden Moste findende H.; doch beschränkt sich die Verschiedenheit der Weinhefe auf äußere Eigenschaften, Größen- und Gestaltverhältnisse. Hiernach sind von Rees in der Weinhefe verschiedene Saccharomyces-Arten unterschieden und als Saccharomyces ellipsoideus, Saccharomyces apiculatus, Saccharomyces Pastorianus, Saccharomyces conglomeratus benannt. Nach Untersuchungen von Hansen ist auch die gewöhnliche Bierhefe ein Gemisch von verschiedenen, mit verschiedenen Eigenschaften ausgestatteten Heferassen. Durch die von Hansen ausgebildeten Methoden der Isolierung aller Heferassen und Reinkultur derselben ist es gelungen, die Reinhefe in den Brauereibetrieb einzuführen, sodaß bereits eine große Anzahl von Brauereien unter Benutzung der eigens zu diesem Zwecke hergestellten Reinzuchtapparate im Großbetriebe mit selbstgezüchteter, bakterienfreier, in ihren Eigenschaften sich stets gleichbleibender H. arbeiten können, während sie früher beim Bezuge von "Zeug" (Stellhefe, Satzhefe) vielmehr auf Zufälligkeiten angewiesen waren und die in einer Brauerei bestehenden Krankheiten (Bakterien, wilde H.) leicht in eine andere übergeführt werden konnten.

Das Wachstum und die Vermehrung aller Hefenarten in Flüssigkeiten wird begünstigt durch die Gegenwart von Sauerstoff, also auch Luft. Doch ist der Zutritt der Luft nicht unbedingt erforderlich, da eine kräftig ernährte H. die Fähigkeit besitzt, den zu ihrer Atmung erforderlichen Sauerstoff durch Zersetzung Sauerstoff enthaltender chem. Verbindungen sich anzueignen. In Lösungen von chem. reinem Zucker ruft H. Gärung hervor und vermehrt sich eine kurze Zeit lang, stirbt aber bald ab, häufig ohne die Gärung zu Ende geführt zu haben. Die unter diesen Umständen anfänglich zu beobachtende Vermehrung der Zellen erfolgt unter Verwendung des Materials der übrigen; sobald dieses aber verbraucht ist, hört jedes weitere Wachstum auf. Zur Ernährung und reichlichen Vermehrung der H. ist außer der Anwesenheit des Zuckers noch die von löslichen und diffusionsfähigen Eiweißkörpern und von mineralischen Salzen, Kaliumphosphat und Magnesiumsulfat erforderlich; die Eiweißkörper können durch Amide (z. B. Asparagin) ersetzt werden, welche reichlich zur Hefenvermehrung beitragen; auch die Ammoniumsalze sind eine Stickstoffquelle für die H., jedoch assimiliert dieselbe den nötigen Stickstoff aus letztern Verbindungen nur schwierig. Das Wachstum der H. beginnt bei Temperaturen von 3 - 4° C. und setzt sich bei höhern Wärmegraden, bis etwa zur Blutwärme, mit zunehmender Energie fort, während eine weitere Steigerung um wenige Grade zuerst Störung der Vegetation und dann sichern Tod der Pflanze verursacht. Bei Temperaturen unter 3° C. geht die H. in Ruhestand über, d. h. sie hört auf sich zu vermehren und ist nicht mehr fähig, Gärung hervorzurufen, ohne aber abgestorben zu sein. Selbst gegen extrem niedere Temperaturen ist die H. so höchst widerstandsfähig.

Der Ruhestand der H. wird außerdem durch vorsichtige Entziehung des Vegetationswassers, durch freiwilliges Austrocknen bei gewöhnlicher Tempe-^[folgende Seite]