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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kaukăsus; Kaukasusepheu; Kaukasusvölker

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Kaukasus (Indischer) – Kaukasusvölker

Borschom und Abas-Tuman; der zweiten Richtung folgen die Schwefelquellen bei Derbent, Tschir-Jurt, u. s. w. Die Gruppe der Mineralquellen von Pjatigorsk und Umgebung hat eine besondere Richtung von SW. nach NO. An beiden Enden der gewaltigen Erhebung auf der Halbinsel Taman und Apscheron treten reiche Naphthabrunnen, kohlensaure Gase und Schlammvulkane zu Tage.

Der mineralische Reichtum des K. besteht hauptsächlich aus Metallen: Kupfer, Eisen, Mangan, Blei, Silber (Gold nur in geringer Menge), Steinsalz, Steinkohle, Schwefel und Naphtha. Die an Mineralien reichste Strecke liegt zwischen Kasbek und Elbrus. Hier sind vor allem die Bergwerke von Alagyr (silberhaltige Bleierze) zu nennen. In Imeretien, Mingrelien, Kartalinien findet man viel Eisen und Manganerze (Bezirk von Schorapani, Gouvernement Kutais), Steinsalz bei Kulpi, Kagisman und Olty, Steinkohlen bei Kutais und im Kubangebiet.

Das verschiedene Klima des Nord- und Südabhangs bewirkt auch einen scharfen Gegensatz der Flora und Fauna; die hohen Berge halten die entgegengesetzten Luftströmungen ab und verhindern die Ausgleichung der Gegensätze. Die Alpen mit ihrer rauhen Luft haben fast nordische, die nördl. Vorberge eine der mitteleuropäischen ähnliche, beide aber keine üppige Vegetation. Dagegen ist die Vegetation auf den südl. Abfällen und Vorbergen, namentlich im Bassin des Rion, ungemein üppig. Hier gedeiht eine Menge immergrüner Gewächse, sehr gut kommen die mitteleurop. Obstarten fort, der Wein (welcher übrigens auch im Nordkaukasus vielfach vorkommt) wächst stellenweise wild, ebenso die zahme Kastanie, Feigen, Granaten, Mandelbäume, Krapp und Safran; angebaut werden mit gutem Erfolg Reis, Maulbeeren, Baumwolle u. s. w. Waldungen fehlen auf weiten Strecken des Hauptgebirges gänzlich, während in andern Gegenden, namentlich am Schwarzen Meer und in den Vorbergen, die herrlichsten Urwaldungen von edlen Koniferen (Abies Nordmannia Lk. u. s. w.), Eichen, Buchen, Eschen, Ahorn und Nußbaum sich ausbreiten. Im ganzen kommen im K. auf 100 ha Land etwas über 16 ha Wald. Die Fauna ist sehr reich und enthält viele eigentümliche Arten aus allen Landtiergruppen, oder doch stark modifizierte Lokalrassen; in den südl. Teilen treten ind. Formen hinzu. Von Raubtieren beherbergt der K. den Wolf, den Schakal, den Fuchs in einer besondern Rasse (Karakau), die Wildkatze, Leopard, Irbis, selbst den Tiger, den Luchs, den Sumpfluchs (Felis chaus Guldenst.), Bär, Dachs u. s. w. Nagetiere sind zahlreich, unter andern auch Schneehasen. Von Wiederkäuern kommen Hirsch, Reh, Gemse, Steinbock (der Thur), Bezoarziege und stellenweise der Wisent vor. Alle europ. Alpenvögel sind vertreten, doch gesellen sich noch einige Adler- und Geierarten sowie ein schönes großes Feldhuhn (Megaloperdix caucasicus Brndt.) hinzu. Insekten, besonders schöne und große Laufkäfer, sind zahlreich.

Über die ethnogr. Verhältnisse des K. s. Kaukasusvölker und Kaukasische Sprachen; über die administrativen s. Kaukasien und Kaukasischer Bezirk.

Litteratur. Außer den Reisen von Dubois de Montpéreur, Koch, Wagner, Eichwald, Parrot, Radde u. s. w. sind besonders hervorzuheben: Abich, Über die geolog. Natur des armenischen Hochlandes (Dorpat 1843); Danilewski, Der K., physisch-geographisch, statistisch, ethnographisch und strategisch (ebd. 1847); Harthausen, Transkaukasia (2 Bde., Lpz. 1856); Petzholdt, Der K., eine naturhistorische sowie land- und volkswirtschaftliche Studie (2 Bde., ebd. 1866–67); Lange, Die Mineralwässer des K. (Riga 1875); Abich, Geolog. Forschungen in den kaukas. Ländern, Bd. 1–3 (Wien 1878–87); Schneider, Naturwissenschaftliche Beiträge zur Kenntnis der Kaukasusländer (Dresd. 1878); Dorneth, Aus dem K. und der Krim (Wien 1881); Koch, Der K. (Berl. 1882); Weidenbaum, Führer im K. (russisch, Tiflis 1888); Bädeker, Rußland (3. Aufl., Lpz. 1892; der K., S. 429–450); Hahn, Aus dem K. (ebd. 1892); Stern, Vom K. zum Hindukusch (Berl. 1893).

Kaukăsus, Indischer, bei den Alten Name des Hindukusch (s. d.).

Kaukasusepheu, s. Epheu.

Kaukasusvölker oder Kaukasische Bergvölker, russ. Kawkáskije Górzy, auch kurzweg Górzy, heißen im allgemeinen die Bewohner der Gebirgsthäler des Kaukasus und seiner Ausläufer sowie der nach dem Kaspischen und Schwarzen Meer hin und im S. vom Rion und der Kura anliegenden Berglandschaften. Die Völker sind ihren Nachbarn selten unter dem Namen bekannt, den sie sich selbst geben, und oft sind aus zufälligen Benennungen (Spitz- und Schimpfnamen) Völkernamen entstanden. Jedes kleine Völkchen hat außer dem eigenen Namen wenigstens noch so viel andere Benennungen, als es Nachbarn mit verschiedenen Sprachen und Dialekten besitzt, und so ergiebt sich eine scheinbar außerordentlich große Zahl von Stämmen, während die Anzahl der wirklich verschiedenen Völker viel geringer ist. Wenn man von den Russen, Georgiern, Armeniern u. a. absieht, so kann man folgende größere Gruppen unterscheiden. I. Die westliche Gruppe. Dahin zählen die Völker, welche den Küstenstrich des Schwarzen Meers und den Westabhang des Kaukasus vom Flüßchen Ochura im S. bis zur Halbinsel Taman im N. sowie die große Landfläche zwischen dem Kuban und dem Gebirge bewohnen und an der Kuma, dem Podkumok, der Malka, dem Baksan und Terek etwa bis Mosdok sich niedergelassen haben. Viele dieser Völker sind in die Türkei ausgewandert, sodaß sich die angegebenen Grenzen verschieben. Hierher gehören 1) die Abchasen (s. d.) und ihre Stammesgenossen, die Abasinzen, die im 17. Jahrh. über den Hauptkamm herüber kamen und sich an den Zuflüssen des Kuban, der Großen und Kleinen Laba, dem Selentschuk, Urup u. dgl. niederließen. Beide zusammen umfassen 42205 Seelen. 2) Die Tscherkessen (Adyge), welche früher wohl die Meeresküste bewohnten. Die Reste der Tscherkessen (im Zeitraum 1858–65 sind gegen ½ Mill. in die Türkei ausgewandert) wohnen jetzt hauptsächlich im Kubangebiet, nur sehr wenige am Schwarzen Meer. Sie zerfallen in Abadsechen, Bscheduchen, Kabardiner (82 000 im Terekgebiet), Vesleneewer, Schapsugen u. s. w. Die Gesamtzahl der Tscherkessen beträgt jetzt nicht über 152000 Seelen. 3) Die Ubychen; sie wohnten einst am Schwarzen Meer nordwestlich von den Dschigeten zwischen den Flüssen Chosta und Schache. 1883 waren im Kaukasus (Kubangebiet) nur noch 80 Seelen vorhanden, die übrigen sind nach 1864 allmählich nach Kleinasien ausgewandert. Sie selbst gaben sich den Namen Pjoch. – II. Die östliche Gruppe. Zu dieser gehören zahlreiche Stämme, welche in Dagestan, am Südabhang des östl. Teils des Kaukasus und am Nordabhang der andischen Wasserscheide wohnen. Hierher rechnet man 1) die