Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Keltische Sprachen; Keltma; Keltomanen; Kelvin; Kem; Kemberg; Kemble

292

Keltische Sprachen - Kemble (John Mitchell)

der Iberischen Halbinsel (in den "Monatsberichten der Berliner Akademie der Wissenschaften", 1864, S. 155 fg.); Phillips, Die Wohnsitze der Kelten auf der Pyrenäischen Halbinsel (Wien 1872).

Keltische Sprachen, eine Familie des indogerman. Sprachstammes (s. Indogermanen), die im Altertum über einen weiten Raum ausgedehnt waren (s. Kelten, Gallien, Britannia). Der altgallische Zweig der Kelten ist ausgestorben, erhalten sind bei den lat. Schriftstellern und auf lat. Inschriften viele Eigennamen, außerdem wenige Inschriften und einige ins Lateinische übergegangene Wörter. Die Kelten der brit. Inseln haben teilweise ihre Sprache bewahrt. Ihre modernen Dialekte zerfallen in zwei Gruppen: 1) Gälisch (s. d.) oder goidelisch, gespalten in irisch (in Irland, s. Irische Sprache und Litteratur), gälisch (in Schottland) und manx (auf der Insel Man). 2) Britisch, zerfallend in kymrisch oder welsch (in Wales, s. Kymrische Sprache und Litteratur), cornisch (in Cornwall, im 18. Jahrh, ausgestorben, s. Cornische Sprache) und bretonisch (in der franz. Basse-Bretagne, s. Bretonische Sprache und Litteratur).

Die alten festländischen Kelten bedienten sich zuerst des griech., später des röm. Alphabets. Von ihrer Litteratur ist nichts bekannt; die Druiden verboten schriftliche Aufzeichnung ihrer Lehren; die weltlichen Sänger und Dichter hießen Barden (s. d.). Die Inselkelten nahmen ihr Alphabet von den Römern und den christl. Missionaren an; daneben findet sich eine den Runen vergleichbare Schrift, von den Iren Ogham (s. d.) genannt. Eine reiche ältere Litteratur in kelt. Sprache besitzen Irland (s. Irische Sprache und Litteratur) und Wales. Allgemeinere Werke über die K. S. sind: Lhuyd, Archaeologia Britannica (Oxf. 1707); Prichard, The eastern origin of the celtic nation (Lond. 1831; Neudruck 1857); Pictet, De l'affinité des langues celtiques avec le Sanscrit (Par. 1837); Bopp, über die K. S. vom Gesichtspunkte der vergleichenden Sprachforschung (in den "Philol.-histor. Abhandlungen der königl. Akademie der Wissenschaften", Berl. 1838); J. K. Zeuß, Grammatica celtica (ebd. 1853; 2. Aufl., besorgt von H. Ebel, ebd. 1871); D'Arbois de Jubainville, Études grammaticales sur les langues celtiques, I (Par. 1881); Windisch, K. S. (in Ersch und Grubers "Encyklopädie", Sekt. II, Tl. 35, Lpz. 1884); Holder, Altceltischer Sprachschatz (Lpz. 1891 fg.).

Keltma, zwei Flüsse in Rußland, je 126 km lang, entspringen im Sumpf Gumenzo an der Grenze der Gouvernements Wologda und Perm. Der eine, die Nördliche K., geht nordnordwestlich links zur Wytschegda (Dwina), der andere, die Südliche K., südöstlich links zur Kama (Wolga). Beide waren 1822-38 durch den Sjewero-Jekaterinenkanal (18 km) verbunden.

Keltomanen (Celtomanen), Bezeichnung derjenigen, die eine übertriebene Vorliebe für alles Keltische besitzen und namentlich die kelt. Sprache in maßloser Weise für die Etymologie benutzen.

Kelvin, rechter Nebenfluß des Clyde in Schottland, über welchen der Forth-Clydekanal mittels eines 84 m langen Aquädukts führt, mündet, 34 km lang, unterhalb Glasgow.

Kelvin, Lord, s. Thomson, Sir William.

Kem, eigentlich Kemj. 1) Fluß im Kreis K. des russ. Gouvernements Archangelsk, entspringt in der Nähe der finn. Grenze, fließt südlich durch die Seen Ochta und Orel, dann östlich durch den See Kutno und mündet nach 405 km, schiffbar im Unterlauf, bei der Stadt Kem (s. d.) in die Onegabucht des Weißen Meers. Das Flußgebiet beträgt 19234 qkm. - 2) Nebenfluß des Jenissei in Sibirien, mündet nach 214 km unterhalb der Stadt Jenisseisk.

Kem, eigentlich Kemj. 1) Kreis im westl. Teil des russ. Gouvernements Archangelsk, grenzt im O. ans Weiße Meer, im N. ans Eismeer, im W. an Norwegen und Finland, ist hügelig und hat 45478,9 qkm (davon 225 qkm Inseln im Meer und 4890 qkm Landseen), 32346 E. (meist Karelier und Lappen), Fischfang, Jagd und Schiffbau. - 2) Kreisstadt im Kreis K., links an der Mündung des Flusses Kem in die Onegabucht, hat (1892) 3666 E., Post, 3 Kirchen, Fischerei, Jagd, Schiffbau, Handel mit Fellen, Fischen und Fischthran.

Kemberg, Stadt im Kreis Wittenberg des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Torgau), hat (1890) 2528 meist evang. E., Post, Telegraph; Fabrikation von wildledernen Handschuhen, eisernen Bauartikeln sowie Tischlereien und Glasereien, Land- und Forstwirtschaft.

Kemble (spr. kemmbl), Charles, engl. Schauspieler, geb. 25. Nov. 1775 zu Brecknock in Südwales, erhielt durch seinen Vater eine sorgfältige Erziehung, studierte in Douai und wurde 1792 bei der Post angestellt. Von seiner Neigung der Bühne zugeführt, trat er zunächst in Sheffield, Edinburgh, Newcastle, 1794 im Drurylanetheater auf und bereiste 1802 den Kontinent; später übernahm er, anfangs mit seinem Bruder John Philip K., dann allein, die Direktion des Coventgardentheaters, bereiste 1825-26 Deutschland und Frankreich und erwarb sich um die Einführung deutscher Opern in England Verdienste. 1832 besuchte er mit seiner Familie die Vereinigten Staaten von Amerika und beschloß 1840 als Hamlet die theatralische Laufbahn. Zum Theatercensor (Examiner of plays) ernannt, starb er 12. Nov. 1854 in London.

Seine Gattin Maria Therese K., geborene de Camp, geb. 1774 zu Wien, trat schon als Kind in Noverres Balletten auf und tanzte dann im Drurylane-, Coventgarden- und Haymarkettheater mit Beifall. Weniger bedeutend war sie als Schauspielerin. Sie schrieb auch zwei gute Lustspiele: "The first fault" (1799) und "The day after the wedding" (1808). Sie starb 3. Sept. 1838.

Frances Anne K., Tochter der vorigen, geb. 27. Nov. 1809, trat zuerst 1829 mit Beifall auf, besuchte 1832 mit ihren Eltern Amerika und verheiratete sich 1834 mit einem Amerikaner Butler, von dem sie sich aber 1849 wieder trennte; 1856 ging sie abermals nach Amerika. Zuletzt wohnte sie in London, wo sie 17. Jan. 1893 starb. Von ihren schriftstellerischen Arbeiten sind das "Journal of Frances Anne K." (Lond. 1834), "Journal of a residence in a Georgian plantation" (ebd. 1863), "Plays" (ebd. 1864), "Poems" (ebd. 1865), "Recollections of a girlhood" (3 Bde., ebd. 1878), "Records of later life" (2. Ausg., 3 Bde., ebd. 1882) zu erwähnen. Erinnerungen an ihre theatralische Laufbahn veröffentlichte sie im "Atlantic Monthly" (1876-77).

Kemble (spr. kemmbl), John Mitchell, engl. Sprach- und Geschichtsforscher, Sohn von Charles K., geb. 2. April 1807 in London, studierte zu Cambridge die Rechte und setzte seit 1829 das bereits begonnene höhere Sprachstudium unter J. Grimm