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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Lastings; Lasurstein; Latwerge; Läusekörner; Lava; Lavendelblüten

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Lastings - Lavendelblüten

Brennholz steht es im Werte zwischen Kiefer und Fichte. - Als Brennholz zollfrei. Als Bauholz gem. Tarif im Anh. Nr. 13 c 1 und 2.

Lastings sind Wollatlasse, d. h. nach Atlasart dichtgewebte Zeuge aus hartem Kammgarn, die meist nur in Schwarz und andern dunkeln Farben vorkommen und als Möbelstoffe, zu Schuhen, Halsbinden, Westen- und Kleiderstoffen dienen. Häufig ist der Stoff ein gemischter, mit Kette von Baumwollzwirn, und heißt dann zuweilen Paramatta. - Wollene und halbwollene L. gem. Tarif im Anhang Nr. 41 d 5 α oder β.

Lasurstein (Lapis lazuli), ein schön himmelblaues, undurchsichtiges, schon im Altertum als Schmuckstein geschätztes und häufig zu Gemmen geschnittenes Mineral aus weit entlegenen Fundorten, denn man hat ihn immer nur aus Sibirien, der Tatarei und der kleinen Bucharei über Rußland, Persien, Ostindien bezogen. Auch aus China kommt schöner Lasurstein. Das Mineral findet sich hauptsächlich klumpenweise in Kalkfels, in Begleitung von Schwefelkies, aber immer nur vereinzelt und meist in kleinern Massen. Große reine Stücke sind selten, weil er meist von weißen Adern durchzogen und Schwefelkies in kleinen, messingglänzenden Partikeln in ihn eingestreut ist. Der Stein nimmt eine schöne Politur an, verliert sie indes infolge seiner geringen Härte leicht wieder. Seine Verwendung zu Bijouteriewaren, besonders in Frankreich und Italien, ist je nach dem Modewechsel stärker oder schwächer; größere Stücke werden zu Dosen, Urnen, architektonischem Schmuck etc. verwendet, und bestehen derartige Schleifereien namentlich in Rußland. Im Winterpalast und der Isaakskirche zu Petersburg gibt es viele Bauverzierungen aus diesem schönen Material. Früher hatte der Stein selbst in kleinen Brocken und Abfällen einen ganz besondern Wert, denn er diente zur Darstellung der schönsten und teuersten blauen Malerfarbe, des Ultramarins (s. d.), das jetzt so massenhaft als wohlfeil auf künstlichem Wege erzeugt wird. Der Stein besteht aus sehr gewöhnlichen Stoffen: Kiesel- und Thonerde, Kalk, Natron, Schwefel etc. und schmilzt vor dem Lötrohr zu einem weißen Email, wie ihn auch Säuren unter Zerstörung der blauen Farbe und Hinterlassung von Kieselgallert lösen.

Die Darstellung des Ultramarins aus dem L. hat natürlich aufgehört, doch soll dem Vernehmen nach in Rom, wo dies Geschäft von jeher betrieben wurde, immer noch Einiges erzeugt werden für Maler, die das alte Ultramarin für schöner oder dauerhafter halten. Man verfährt dabei in nachstehender Art, wobei vorher zu bemerken ist, daß der L. seiner Struktur nach aus einer etwas blätterigen Grundmasse besteht, in welche der weichere Blaustoff in kleinern Partikelchen eingelagert ist. Man zerstößt also das Gestein gröblich, entfernt durch Auslesen alle unreinen Partien, erhitzt die Masse zur dunkeln Rotglut, reibt das Pulver ganz fein und knetet es in ein Gemisch von Harz, Wachs, Weißpech und Leinöl. Diesen Kuchen schüttelt und knetet man in warmem Wasser, das dabei immer mehr blau wird. Die Harzmasse läßt nur das edle Blau fahren, indes sie die geringere, wenig gefärbte Substanz zurückhält. Aus dem Wasser der ersten Operation setzt sich das feinste Blau ab; man wiederholt die Schwemmung mehrmals mit neuen Portionen Wasser und erhält dadurch immer weniger brillante, hellere Nüancen. Färbt sich das Wasser nicht mehr, so löst man den Rückstand in heißem Leinöl, sammelt und reinigt das niederfallende Pulver, das Ultramarinasche heißt und eine schön rötlich- oder bläulichgraue Farbe hat. Auch dieser Rest ist noch wertvoll und als Malerfarbe beliebt. Man gewinnt aus dem L. kaum 5% Ultramarin und es kommen 50 g etwa 225 Mk. zu stehen, von der künstlichen Ware das ganze Kilo ½-2 Mk. - Zoll: Vgl. „Edelsteine“. Ultramarin zollfrei.

Latwerge (lat. Electuarium); eine früher mehr als jetzt gebräuchliche Arzneiform, in welcher bittere oder sonst übelschmeckende, gepulverte Arzneikörper mit Honig oder gezuckertem Fruchtmus gemischt sind, um sie für den Geschmack annehmlicher zu machen. Am gebräuchlichsten sind noch die abführende Sennalatwerge, die bittere Magenlatwerge, welche durch einen Zusatz von Opium zum Theriak wird, und eine oder die andre Zahnlatwerge. - Zoll: gem. Tarif im Anh. Nr. 25 p 1.

Läusekörner (Stephanskörner, semen Staphisagriae), die Samen einer Art Rittersporn (Delphinium Staphisagria), der im südlichen Europa wild wächst, bei uns zuweilen in Blumengärten vorkommt. Sie sind graubraun, flach, dreieckig, zuweilen viereckig, runzlig, unangenehm riechend, sehr bitter und scharf schmeckend. Sie wurden früher wie die Sabadillsamen zur Vertilgung von Kopfungeziefer gebraucht, sind aber hierfür durch das unschädliche Insektenpulver entbehrlich geworden. Sie bilden aber noch immer eine gesuchte Ware, wie es scheint, zur Darstellung des ihnen eigentümlichen Giftstoffs Delphinin, das zuweilen medizinisch angewandt wird. - L. sowie Delphinin zollfrei.

Lava; diesen Namen führen bekanntlich alle Gesteinsmassen, welche in feurigflüssiger Beschaffenheit von Vulkanen ausgestossen wurden und dann erstarrt sind. Die L. ist nicht eine besondere Gesteinsart, sondern sie kann vielmehr bei ihrer Erstarrung sehr verschiedne Gesteinsarten bilden, je nachdem die einzelnen Gemengteile sich hierbei gruppieren. Es gibt so dichte und harte und anderseits so blasige, und weiche Laven, daß sie zu keinem Gebrauch dienlich sind. Verschiedne eignen sich dagegen gut zu Bau- und Pflastersteinen, zu Mühlsteinen, Trögen und andern Steinhauerarbeiten. Einige nehmen Politur an und werden, wenn sie zugleich gefällige Farbenmischung zeigen, auch zu allerhand kleinen Gebrauchsartikeln und Schmuckwaren verarbeitet, wie Vasen, Dosen, Tischplatten, Siegelsteinen etc. Die sog. Lavagasbrenner sind nicht aus L., sondern aus Speckstein gefertigt. - L. ist zollfrei. Lavawaren gem. Tarif im Anh. Nr. 20 b 1.

Lavendelblüten (Lavendel, lat. flores lavendulae; frz. fleurs de lavande); ein Artikel des Droguenhandels, besteht aus den vor dem völli-^[folgende Seite]