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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Mäusetyphusbacillen; Mausoleum; Mausolus; Maussaderie; Mausvögel; Maut; Mautern; Mauthäusl; Mauthner; Mautner; Mauvais

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Mäusetyphusbacillen – Mauvais

Mäusetyphusbacillen, kleine, von Professor Löffler in Greifswald entdeckte Stäbchenbakterien, ähnlich denen der Schweineseuche, welche zuerst bei zu Versuchszwecken gehaltenen Mäusen gelegentlich einer unter denselben ausgebrochenen Seuche gefunden wurden. Weitere Beobachtungen, insbesondere von Löffler, ergaben, daß sich mittels der Bacillen künstlich dieselbe Seuche bei Feldmäusen hervorrufen läßt, und es wurde von Professor Löffler 1892 durch diese Seuche die Feldmausplage in Thessalien erfolgreich bekämpft. Zu diesem Zweck wurden große Mengen der Bacillen in Abkochungen von Stroh, welche mit Pepton und Traubenzucker versetzt waren, kultiviert und mit diesen Kulturen Brotstücke getränkt, welche in die Schlupflöcher der Feldmäuse gesteckt wurden. Die erkrankten Mäuse verbreiteten durch ihre bacillenhaltigen Darmentleerungen die Erreger der Seuche rasch weiter. Versuche an andern Orten haben angeblich nicht denselben Erfolg gehabt.

Mausolēum (grch. Mausoleion), das Grabmal, welches dem Fürsten Mausolus von Karien dessen Gemahlin Artemisia zu Halikarnassos errichten ließ. Dasselbe, erst nach dem Tode der Königin vollendet und seiner Pracht wegen unter die Sieben Wunderwerke der Welt gerechnet, hatte eine Höhe von fast 50 m. Auf einem massiven viereckigen Unterbau von über 140 m im Umfange erhob sich ein tempelartiger, von 36 ion. Säulen umgebener Bau, das Dach bildete eine Pyramide von 24 Stufen; oben darauf stand eine Quadriga. Die Baumeister waren Pythius und Satyrus, die Bildhauer, welche das Bauwerk mit Statuen und Friesen in Relief (namentlich Amazonenkämpfe) schmückten, Bryaris, Leochares, Skopas und Timotheus. Er wurde im 13. Jahrh. durch Erdbeben zerstört; seine Baustücke dienten im 16. Jahrh. den Johannitern zum Bau des noch heute als Festung dienenden Kastells von Budrum. Den Ausgrabungen des Engländers Newton (1857) ist es zu verdanken, daß außer den früher bekannten Reliefplatten noch zahlreiche Reste von Reliefs und Statuen gefunden sind, die im Britischen Museum aufbewahrt werden. Vgl. Newton, A history of discoveries at Halikarnassos, Cnidos and Branchidae (2 Bde., mit Atlas, Lond. 1862–63). (S. Tafel: Griechische Kunst II, Fig. 6.)

Unter den röm. Mausoleen, wie nachmals alle prächtigen Grabmäler genannt wurden, zeichnete sich das des Augustus auf dem Marsfelde aus, ein in kolossalen Absätzen emporsteigender Rundbau. Die Absätze bildeten Terrassen mit Baumpflanzungen; auf dem Gipfel stand die Statue des Augustus. Ferner das M. des Hadrianus, ein über einem quadratischen Unterbau, aber von 100 m Breite in Absätzen aufsteigender Rundbau; obenauf eine riesige Quadriga mit der Statue Hadrians. Die untern Teile bilden die heutige Engelsburg (s. d.). Aus späterer Zeit stammt das M. des Königs Theodorich zu Ravenna, die heutige Kirche Sta. Maria della Rotonda; es war eine innen runde, außen zehneckige Kapelle mit einer flachen Kuppel.

Im 17. Jahrh. ließen viele fürstl. Personen sich kleine Mausoleen bauen; von neuern sind besonders hervorzuheben: das des Fürsten von Thurn und Taxis zu Regensburg; das im Park des Schlosses zu Charlottenburg (s. d.); das des Königs Ernst August und der Königin Friederike von Hannover in Herrenhausen. ↔

Mausōlus, Dynast von Karien, regierte 376–352 v.Chr. zu Halikarnassos (s. d.). Seine Gemahlin Artemisia (s. d.) ließ ihm das Mausoleum (s. d.) errichten.

Maussaderie (frz., spr. moßad'rih), Widrigkeit, unfreundliches, mürrisches Wesen.

Mausvögel (Coliidae) werden die etwa zehn Arten einer ausschließlich afrik. Vogelfamilie genannt, die von unsicherer Stellung ist, aber doch wohl den Kuckucksvögeln am besten beigerechnet wird. Die M. besitzen kurze, dicke Schnäbel; am kurzen Fuß ist die äußere und die innere Zehe eine Wendezehe, die Flügel sind kurz, abgerundet, der Schwanz mehr als doppelt so lang wie der etwa 10 cm messende Körper. Alle gehören einer Gattung (Colius) an, haben ein mäusegraues Gefieder, leben von Vegetabilien und sind echte Waldvögel.

Maut, in Österreich soviel wie Zoll (s. d.).

Mautern, Stadt in der Bezirkshauptmannschaft Krems in Niederösterreich, am rechten Ufer der Donau, in 195 m Höhe, durch eine neue Brücke mit den Städten Stein und Krems verbunden, an der Lokalbahn Krems-St. Pölten der Österr. Staatsbahnen, Sitz eines Bezirksgerichts (148,96 qkm, 9383 deutsche E.), hat (1890) 692, als Gemeinde 1054 E.

Mauthäusl, s. Reichenhall.

Mauthner, Fritz, Schriftsteller und Kritiker, geb. 22. Nov. 1849 zu Hořitz in Böhmen, studierte in Prag Jura und lebt seit 1876 als Schriftsteller in Berlin. Erfolg hatte M. zuerst mit den parodistischen Studien «Nach berühmten Mustern» (Stuttg. 1879; 27. Aufl. 1894; Neue Folge, 16. Aufl., Lpz. 1883), denen weitere kritische und humoristische Aufsätze folgten. Ferner erschien von M. der Novellencyklus «Die Sonntage der Baronin» (3. Aufl., Dresd. 1884), Gedichte in Prosa u.d.T. «Lügenohr» (Stuttg. 1892), die Romane «Der neue Ahasver» (2 Bde., ebd. 1882), «Xanthippe» (ebd. 1884 u.ö.), «Der letzte Deutsche von Blatna» (ebd. 1884; 5. Aufl. 1890), «Pegasus» (ebd. 1889), «Berlin W.» (3 Teile: «Quartett», 1886, «Die Fanfare», 1888, und «Der Villenhof», 1890), «Tote Symbole» (Kiel 1892), «Hypatia» (2. Aufl., Stuttg. 1892), «Kraft» (2 Bde., Dresd. 1894; 2. Aufl. 1896), «Die Geisterseher», humoristischer Roman (Berl. 1894), «Seitensprünge», Schwank (1896), u.a.

Mautner, Eduard, Dichter, geb. 13. Nov. 1824 zu Pest, studierte in Wien und Prag und ließ sich dann in Leipzig nieder. 1848 kehrte er nach Wien zurück und errang 1851 mit dem Lustspiel «Das Preislustspiel» den vom Hofburgtheater ausgesetzten Preis, ging 1853 auf Reisen, wurde 1855 Beamter der Französischen Staatsbahngesellschaft, 1865 der Kaiserl. Hofbibliothek zu Wien, später im litterar. Bureau des österr.-ungar. Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten. Er starb 2. Juli 1889 zu Baden bei Wien. Von M. erschienen ferner die Lustspiele «Gräfin Aurora» (in «Lustspiele», Wien 1852), «Während der Börse» (Berl. 1863) und «Eine Kriegslist» (Wien 1878), die Schauspiele «Eglantine» (ebd. 1863) und «Die Sanduhr» (ebd. 1871), «Kleine Erzählungen» (ebd. 1858), «Gedichte» (Lpz. 1847 u. Wien 1858), ein Kranz geharnischter Sonette «Gegen Napoleon. In Catilinam» (Wien 1859), das Festspiel «Von der Aar bis zur Donau» (1881), «Ausgewählte Gedichte» (Wien 1889).

Mauvais (frz., spr. mowäh), schlecht; mauvais sujet (spr. ßüscheh), soviel wie Taugenichts.