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Modderman - Mond
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Moa'
wären sie mit Steinen oder Knütteln getötet worden. Zum Beweise der Wahrheit wies er darauf hin, daß man die Knochen von
Moas noch in den ältern Ansiedelungen finde, und lieferte die Beweise dafür. Man habe damals diese Angaben nur deshalb
nicht genauer erhärtet und zur wissenschaftlichen Evidenz gebracht, weil damals ernsthafte Zweifel gegen die Fortdauer
der Riesenvögel bis auf unsre Zeit noch nicht vorgebracht worden waren.
Modderman, Antony Edward Jan, niederländ. Jurist und Staatsmann,
geb. 1838 zu Winschoten, bereitete als Professor zu Amsterdam und Leiden die Revision des niederländischen Strafgesetzes vor
und stritt vornehmlich für die Aufhebung der Todesstrafe. 1879 Justizminister, führte er das neue Strafgesetzbuch ein und
verschaffte sich durch den sittlichen Ernst seines Auftretens verdientes Ansehen. 1883 trat er zurück, wurde 1885 Mitglied
des Hohen Rates, starb aber schon 7. Aug. d. J.
Mohammera, die an der Mündung des Karun in den Schatt el Arab, den vereinigten Unterlauf des Euphrat
und Tigris, und dicht an der türkischen Grenze gelegene persische Stadt (Provinz Chusistan oder Arabistan), beginnt sich zu
heben, so daß Großbritannien dort einen Vizekonsul ernannt hat. Es wird nun regelmäßig von den Dampfern der
British India Company und der Bombay and Persian Gulf Company
angelaufen. Mit Ahwaz am Karun steht es alle 14 Tage durch einen Dampfer in Verbindung, und oberhalb der noch unpassierbaren
Stromschnellen von Ahwaz verkehrt gleichfalls ein Dampfer bis Schuschter. 1890 erreichte die Ausfuhr einen Wert von
1,061,920 Mk., die Einfuhr von 2,922,820 Mk. Am Karun wird außer Ölsaat, Flachs und Rosen zur Bereitung von Rosenwasser viel
Weizen gebaut, dessen Produktion noch großer Ausdehnung fähig ist. An Gewerben finden sich Tuchweberei, Färberei, Gerberei
und Fabrikation von Silberwaren. Sobald die geplanten Wege nach dem Innern Persiens hergestellt werden, wird
sich M. voraussichtlich zu einem wichtigen Handelsplatz entwickeln.
Molekularkräfte (Größe ihrer Wirkungsweite). Bringt man
ein sehr kleines, am Ende eines Drahtes hängendes Öltröpfchen mit einer Wasseroberfläche in Berührung, so kann das Öl
auf der Wasserfläche nicht als Tropfen bestehen, weil die durch gegenseitige Anziehung der Moleküle bewirkte
Oberflächenspannung des Wassers größer ist als die Summe der Oberflächenspannungen in der untern und obern
Grenzfläche des Öltropfens. Es weicht vielmehr die Oberfläche des Wassers zurück, ihrer eignen Oberflächenspannung
folgend, und zieht den Öltropfen nach allen Seiten auseinander. Das Öl breitet sich dabei mit großer Geschwindigkeit
zu einer kreisscheibenförmigen Haut aus und zeigt namentlich im mittlern Teile lebhafte Interferenzfarben. Innerhalb
eines kleinen Bruchteils einer Sekunde erreicht die Scheibe einen Halbmesser von einigen Zentimetern, erscheint
jetzt fast farblos, nämlich gleichmäßig bläulichgrau (Blau erster Ordnung), und zerfällt sofort in sehr viele
kleine Tröpfchen oder Scheibchen. Sohncke hat nun die Dicke, bis zu welcher ein auf Wasser sich ausbreitendes
Öltröpfchen abnimmt, dadurch ermittelt, daß er einerseits das Gewicht der kleinen auf das Wasser gebrachten Ölmenge
bestimmte, anderseits den Radius der Ölscheibe im Momente des Zerreißens maß oder wenigstens schätzte. Ist weiter
noch das spezifische Gewicht des Öles bekannt, so ergibt sich hieraus durch eine einfache Rechnung die Dicke der
Scheibe. Für Olivenöl vom spez. Gew. ↔ 0,928 ergab sich die Dicke der Scheibe beim Zerreißen zu
111,5 Milliontel Millimeter (µµ), für Rüböl vom spez. Gew. 0,916 zu 93,6 µµ. Diese Werte sind deswegen von besonderm
Interesse, weil sie einen Schluß auf die Wirkungsweite der M. zu ziehen gestatten. Versteht man nämlich unter dem
Radius der Wirkungssphäre eines Moleküls diejenige Entfernung, innerhalb welcher die von dem Molekül ausgehende
Wirkung auf andre Moleküle noch merklich ist, so müssen alle jene Moleküle einer Flüssigkeit, welche von der
Oberfläche um weniger als diesen Radius entfernt sind, vom Innern der Flüssigkeit her anders beeinflußt werden,
als von der andern Seite her. Die Gesamtheit dieser Teilchen bildet die Oberflächenhaut, welche sich in ihrem
physikalischen Verhalten von der innern Flüssigkeit unterscheidet. Solange nun bei der Ausbreitung des Tropfens
zu einer Scheibe die Scheibendicke noch größer als der doppelte Wirkungsradius ist, d. h. solange die Scheibe
noch aus innerer Flüssigkeit nebst den beiden Oberflächenhäuten besteht, ist kein Grund zum Zerfall der Scheibe
vorhanden. Das Zerreißen kann erst dann eintreten, wenn die Dicke des Häutchens gleich oder kleiner als die doppelte
Wirkungsweite geworden ist. Die Wirkungsweite der M. ist also gleich der halben Zerreißungsdicke, oder kleiner. Ihr
unterer Grenzwert beträgt sonach für Olivenöl 0,5 · 111,5 = 55,75 µµ, für Rüböl 0,5 · 93,6 = 46,8 µµ. Plateau hat
1861 auf optischem Wege die Dicke einer Seifenblase (aus Glycerinflüssigkeit) unmittelbar vor dem Zerreißen bestimmt
und = 113,5 µµ gefunden. Da, solange die Blase besteht, die Dicke der Flüssigkeitsschicht noch größer oder mindestens
gleich der doppelten Wirkungsweite sein muß, so ergab sich hieraus für Glycerinflüssigkeit als oberer Grenzwert
der Wirkungsweite 56,75 µµ, welche Zahl mit den nach der Methode der Ölausbreitung gefundenen sehr nahe
übereinstimmt. Dagegen hat Lord Rayleigh durch Messungen der Ölmengen, welche notwendig sind, um die Bewegungen
des Kampfers auf Wasser zu unterdrücken, die Dicke der dünnsten Ölschicht auf Wasser viel geringer, nämlich
zu 1,6 µµ, gefunden.
Moltke, 7) Hellmuth, Graf von, preuß. Generalfeldmarschall,
starb 23. April 1891 in Berlin und wurde, nachdem hier eine große Leichenfeier stattgefunden hatte, in der von ihm
erbauten Grabkapelle zu Kreisau in Schlesien neben seiner Gemahlin beigesetzt. Nach seinem Tode erschienen:
»Gesammelte Schriften und Denkwürdigkeiten des Generalfeldmarschalls Grafen Hellmuth v. M.« in 6 Bänden
(Berl. 1891-92, Bd. 1-4), von denen Bd. 1 Biographisches, auch eine Novelle von M., Bd. 2 die Vermischten
Schriften, Bd. 3 eine gedrängte Geschichte des deutsch-französischen Krieges 1870/71, auf Grund des großen
Generalstabswerkes von M. eigenhändig 1881-88 geschrieben und trotz der bescheidenen Zurückhaltung des
Verfassers reich an interessanten Mitteilungen, und Bd. 4 Briefe an seine Mutter und seine Brüder Adolf und Ludwig
enthalten. Band 5 wird die Reden und Ansprachen, Bd. 6 Denkwürdigkeiten und Erinnerungen an M. enthalten. Seinen
militärischen Nachlaß gibt seit 1892 der Große Generalstab heraus.
Mommsen, 2) Friedrich, Rechtsgelehrter,
starb 1. Febr. 1892 auf der Reise nach Rom.
Mond. Das genauere Studium der Mondoberfläche, dem gegenwärtig viele Kräfte gewidmet sind,
hat wiederholt zu Vermutungen über vermeint-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 636.