Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Modderman; Mohammera; Molekularkräfte; Moltke; Momentkameras; Mommsen; Mond

635

Modderman - Mond

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Moa'

wären sie mit Steinen oder Knütteln getötet worden. Zum Beweise der Wahrheit wies er darauf hin, daß man die Knochen von Moas noch in den ältern Ansiedelungen finde, und lieferte die Beweise dafür. Man habe damals diese Angaben nur deshalb nicht genauer erhärtet und zur wissenschaftlichen Evidenz gebracht, weil damals ernsthafte Zweifel gegen die Fortdauer der Riesenvögel bis auf unsre Zeit noch nicht vorgebracht worden waren.

Modderman, Antony Edward Jan, niederländ. Jurist und Staatsmann, geb. 1838 zu Winschoten, bereitete als Professor zu Amsterdam und Leiden die Revision des niederländischen Strafgesetzes vor und stritt vornehmlich für die Aufhebung der Todesstrafe. 1879 Justizminister, führte er das neue Strafgesetzbuch ein und verschaffte sich durch den sittlichen Ernst seines Auftretens verdientes Ansehen. 1883 trat er zurück, wurde 1885 Mitglied des Hohen Rates, starb aber schon 7. Aug. d. J.

Mohammera, die an der Mündung des Karun in den Schatt el Arab, den vereinigten Unterlauf des Euphrat und Tigris, und dicht an der türkischen Grenze gelegene persische Stadt (Provinz Chusistan oder Arabistan), beginnt sich zu heben, so daß Großbritannien dort einen Vizekonsul ernannt hat. Es wird nun regelmäßig von den Dampfern der British India Company und der Bombay and Persian Gulf Company angelaufen. Mit Ahwaz am Karun steht es alle 14 Tage durch einen Dampfer in Verbindung, und oberhalb der noch unpassierbaren Stromschnellen von Ahwaz verkehrt gleichfalls ein Dampfer bis Schuschter. 1890 erreichte die Ausfuhr einen Wert von 1,061,920 Mk., die Einfuhr von 2,922,820 Mk. Am Karun wird außer Ölsaat, Flachs und Rosen zur Bereitung von Rosenwasser viel Weizen gebaut, dessen Produktion noch großer Ausdehnung fähig ist. An Gewerben finden sich Tuchweberei, Färberei, Gerberei und Fabrikation von Silberwaren. Sobald die geplanten Wege nach dem Innern Persiens hergestellt werden, wird sich M. voraussichtlich zu einem wichtigen Handelsplatz entwickeln.

Molekularkräfte (Größe ihrer Wirkungsweite). Bringt man ein sehr kleines, am Ende eines Drahtes hängendes Öltröpfchen mit einer Wasseroberfläche in Berührung, so kann das Öl auf der Wasserfläche nicht als Tropfen bestehen, weil die durch gegenseitige Anziehung der Moleküle bewirkte Oberflächenspannung des Wassers größer ist als die Summe der Oberflächenspannungen in der untern und obern Grenzfläche des Öltropfens. Es weicht vielmehr die Oberfläche des Wassers zurück, ihrer eignen Oberflächenspannung folgend, und zieht den Öltropfen nach allen Seiten auseinander. Das Öl breitet sich dabei mit großer Geschwindigkeit zu einer kreisscheibenförmigen Haut aus und zeigt namentlich im mittlern Teile lebhafte Interferenzfarben. Innerhalb eines kleinen Bruchteils einer Sekunde erreicht die Scheibe einen Halbmesser von einigen Zentimetern, erscheint jetzt fast farblos, nämlich gleichmäßig bläulichgrau (Blau erster Ordnung), und zerfällt sofort in sehr viele kleine Tröpfchen oder Scheibchen. Sohncke hat nun die Dicke, bis zu welcher ein auf Wasser sich ausbreitendes Öltröpfchen abnimmt, dadurch ermittelt, daß er einerseits das Gewicht der kleinen auf das Wasser gebrachten Ölmenge bestimmte, anderseits den Radius der Ölscheibe im Momente des Zerreißens maß oder wenigstens schätzte. Ist weiter noch das spezifische Gewicht des Öles bekannt, so ergibt sich hieraus durch eine einfache Rechnung die Dicke der Scheibe. Für Olivenöl vom spez. Gew. ↔ 0,928 ergab sich die Dicke der Scheibe beim Zerreißen zu 111,5 Milliontel Millimeter (µµ), für Rüböl vom spez. Gew. 0,916 zu 93,6 µµ. Diese Werte sind deswegen von besonderm Interesse, weil sie einen Schluß auf die Wirkungsweite der M. zu ziehen gestatten. Versteht man nämlich unter dem Radius der Wirkungssphäre eines Moleküls diejenige Entfernung, innerhalb welcher die von dem Molekül ausgehende Wirkung auf andre Moleküle noch merklich ist, so müssen alle jene Moleküle einer Flüssigkeit, welche von der Oberfläche um weniger als diesen Radius entfernt sind, vom Innern der Flüssigkeit her anders beeinflußt werden, als von der andern Seite her. Die Gesamtheit dieser Teilchen bildet die Oberflächenhaut, welche sich in ihrem physikalischen Verhalten von der innern Flüssigkeit unterscheidet. Solange nun bei der Ausbreitung des Tropfens zu einer Scheibe die Scheibendicke noch größer als der doppelte Wirkungsradius ist, d. h. solange die Scheibe noch aus innerer Flüssigkeit nebst den beiden Oberflächenhäuten besteht, ist kein Grund zum Zerfall der Scheibe vorhanden. Das Zerreißen kann erst dann eintreten, wenn die Dicke des Häutchens gleich oder kleiner als die doppelte Wirkungsweite geworden ist. Die Wirkungsweite der M. ist also gleich der halben Zerreißungsdicke, oder kleiner. Ihr unterer Grenzwert beträgt sonach für Olivenöl 0,5 · 111,5 = 55,75 µµ, für Rüböl 0,5 · 93,6 = 46,8 µµ. Plateau hat 1861 auf optischem Wege die Dicke einer Seifenblase (aus Glycerinflüssigkeit) unmittelbar vor dem Zerreißen bestimmt und = 113,5 µµ gefunden. Da, solange die Blase besteht, die Dicke der Flüssigkeitsschicht noch größer oder mindestens gleich der doppelten Wirkungsweite sein muß, so ergab sich hieraus für Glycerinflüssigkeit als oberer Grenzwert der Wirkungsweite 56,75 µµ, welche Zahl mit den nach der Methode der Ölausbreitung gefundenen sehr nahe übereinstimmt. Dagegen hat Lord Rayleigh durch Messungen der Ölmengen, welche notwendig sind, um die Bewegungen des Kampfers auf Wasser zu unterdrücken, die Dicke der dünnsten Ölschicht auf Wasser viel geringer, nämlich zu 1,6 µµ, gefunden.

Moltke, 7) Hellmuth, Graf von, preuß. Generalfeldmarschall, starb 23. April 1891 in Berlin und wurde, nachdem hier eine große Leichenfeier stattgefunden hatte, in der von ihm erbauten Grabkapelle zu Kreisau in Schlesien neben seiner Gemahlin beigesetzt. Nach seinem Tode erschienen: »Gesammelte Schriften und Denkwürdigkeiten des Generalfeldmarschalls Grafen Hellmuth v. M.« in 6 Bänden (Berl. 1891-92, Bd. 1-4), von denen Bd. 1 Biographisches, auch eine Novelle von M., Bd. 2 die Vermischten Schriften, Bd. 3 eine gedrängte Geschichte des deutsch-französischen Krieges 1870/71, auf Grund des großen Generalstabswerkes von M. eigenhändig 1881-88 geschrieben und trotz der bescheidenen Zurückhaltung des Verfassers reich an interessanten Mitteilungen, und Bd. 4 Briefe an seine Mutter und seine Brüder Adolf und Ludwig enthalten. Band 5 wird die Reden und Ansprachen, Bd. 6 Denkwürdigkeiten und Erinnerungen an M. enthalten. Seinen militärischen Nachlaß gibt seit 1892 der Große Generalstab heraus.

Momentkameras, s. Photographie.

Mommsen, 2) Friedrich, Rechtsgelehrter, starb 1. Febr. 1892 auf der Reise nach Rom.

Mond. Das genauere Studium der Mondoberfläche, dem gegenwärtig viele Kräfte gewidmet sind, hat wiederholt zu Vermutungen über vermeint-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 636.