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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Möhler; Mohn; Möhne; Mohnköpfe; Mohnöl; Mohnpflanzen; Mohnsund; Mohr

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Möhler - Mohr.

Auch am Rumpfparlament nahm er teil. In allen nachherigen württembergischen Ständeversammlungen gehörte M. der äußersten Linken an. Er war Mitglied des Zollparlaments und bis 1874 des Reichstags. Er gehörte zu den eifrigsten Anhängern der großdeutschen Partei. Sein "Mahnruf zur Bewahrung Süddeutschlands vor den äußersten Gefahren" (Stuttg. 1867) bekämpfte den Anschluß der süddeutschen Staaten an den Norddeutschen Bund; nach 1870 bekämpfte er jede Kompetenzerweiterung des Reichs. In Wort und Schrift war er der thätigste Vorkämpfer der Schutzzollpartei, besonders durch seine "Ständischen Berichte über den preußisch-französischen Handelsvertrag" (Stuttg. 1863). Er starb 18. Febr. 1888 in Stuttgart. Die Zahl seiner Flugschriften über Tagesfragen ist eine sehr große; er kämpfte für das Frankensystem als Grundlage des deutschen Münzwesens ("Zur Münzreform", Stuttg. 1867), für Einschränkung der papiernen Umlaufsmittel ("Über Bankmanöver etc.", das. 1858), für ein in den Händen der Einzelstaaten zentralisiertes Eisenbahnsystem ("Über den Entwurf eines Reichseisenbahngesetzes", das. 1874), für das Tabaksmonopol etc.

4) Hugo von, Botaniker, Bruder der vorigen, geb. 8. April 1805 zu Stuttgart, studierte seit 1823 in Tübingen Medizin, widmete sich dann, nachdem er 1828 promoviert hatte, in München botanischen Studien und ging nach epochemachenden Arbeiten über die Anatomie des Farnen-, Cykadeen- und Palmenstammes (1832) als Professor der Physiologie nach Bern, 1835 als Professor der Botanik nach Tübingen und starb hier 1. April 1872. Seine wissenschaftlichen Untersuchungen sind beinahe allen Gebieten der Botanik förderlich gewesen, namentlich aber förderte er die Phytotomie und machte speziell das feste Zellstoffgerüst der Pflanzen zum Gegenstand der eingehendsten und erfolgreichsten Untersuchungen. Auch Physiologie und Entwickelungsgeschichte wurde von ihm erheblich gefördert. M. unterschied 1844 den Primordialschlauch und erkannte 1846 das Protoplasma, welches er mit dem noch jetzt üblichen Namen belegte. Er schrieb: "Über den Bau und das Winden der Ranken und Schlingpflanzen" (Tübing. 1827); "Über den Bau und die Formen der Pollenkörner" (Bern 1834); "Mikrographie oder Anleitung zur Kenntnis und zum Gebrauch des Mikroskops" (Tübing. 1846); "Grundzüge der Anatomie und Physiologie der vegetabilischen Zelle" (Braunschweig 1851). Eine Anzahl der wichtigsten Abhandlungen ist in seinen "Vermischten Schriften botanischen Inhalts" (Tübingen 1845) gesammelt. Auch lieferte er Beiträge zu dem Palmenwerk von Martius, und seit 1843 gab er mit Schlechtendal die "Botanische Zeitung" heraus.

Möhler, Johann Adam, Hauptvertreter der neuern katholischen Theologie, geb. 6. Mai 1796 zu Igersheim, wurde 1819 zum Priester geweiht und trat 1820 als Präparant im Wilhelmsstift und bald darauf als theologischer Repetent an der Universität Tübingen auf. Nachdem er sich für Kirchenrecht, Kirchengeschichte und Patristik habilitiert, ward er 1826 zum außerordentlichen, 1828 zum ordentlichen Professor der Theologie ernannt. 1835 folgte er einem Ruf in gleicher Eigenschaft nach München, wo er 12. April 1838 starb. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Die Einheit in der Kirche oder das Prinzip des Katholizismus" (Tübing. 1825, 2. Aufl. 1843); "Athanasius d. Gr. und die Kirche seiner Zeit im Kampf mit dem Arianismus" (Mainz 1827, 2. Aufl. 1844); "Symbolik" (das. 1832, 9. Aufl. 1884), worin er den Protestantismus durch Idealisierung des Katholizismus bekämpfte. Seine "Gesammelten Schriften" (Regensb. 1839, 2 Bde.) gab Döllinger, seine "Patrologie oder christliche Litterärgeschichte" (das. 1839) Reithmayr, seine "Kirchengeschichte" (das. 1867-70, 3 Bde.) Gams heraus. Vgl. Wörner, Joh. Adam M. (Regensb. 1866).

Mohn, Pflanzengattung, s. Papaver.

Mohn (Moen), russ. Insel am Eingang des Rigaischen Meerbusens, zum Gouvernement Livland gehörig, 207 qkm (3¾ QM.) groß, vom Festland durch den Mohnsund (s. d.), von Ösel, womit sie bis ins 14. Jahrh. zusammenhing, durch den flachen, sogen. Kleinen Sund getrennt, wird von Esthen und einigen Deutschen bewohnt.

Mohn, Henrik, Meteorolog, geb. 15. Mai 1835 zu Bergen in Norwegen, studierte daselbst, wurde 1861 Observator an der Sternwarte der Universität und 1866 Direktor des wesentlich auf seine Veranlassung gegründeten meteorologischen Instituts in Christiania. 1876-78 leitete er eine Wissenschaftliche Expedition im norwegischen Nordmeer, und 1882 bis 1883 stand auch die zu Bossekop errichtete Station unter seiner obersten Leitung. M. veranlaßte die Errichtung der im hohen Norden Europas gelegenen meteorologischen Stationen und schrieb: "Grundzüge der Meteorologie" (4. Aufl., Berl. 1887); "Température de la mer entre l'Irelande, l'Écosse et la Norvège" (Christian. 1870); "Oversigt over Norges Klimatologi" (das. 1870).

Möhne, rechtsseitiger Nebenfluß der Ruhr, im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, entspringt als Ahe in der Gegend von Brilon, verschwindet dann auf einer Strecke von etwa 3 km in Kalksteinklüften, um dann als M. wieder hervorzutreten, und mündet nach 55 km langem Lauf bei Neheim. In der Schere zwischen M. und Ruhr der Arnsberger Wald.

Mohnköpfe (Codia), s. Papaver.

Mohnöl (Oleum papaveris), fettes Öl der Samen des Mohns (Papaver somniferum), welche davon beim kalten Pressen 33, beim warmen Pressen gegen 50 Proz. geben. Das M. ist blaßgelb, dünnflüssig, von angenehmem Geruch und Geschmack, besitzt das spez. Gew. 0,922-0,925, erstarrt erst bei -20° zu einer dicken, weißen Masse, trocknet an der Luft, löst sich in 25 Teilen kaltem und 6 Teilen heißem Alkohol, verbrennt langsamer als die übrigen fetten Öle, liefert eine sehr harte, weiße Seife und besteht wesentlich aus dem Glycerid der Leinölsäure. Man benutzt es vielfach als Speiseöl, zu feinerm Firnis etc.

Mohnpflanzen, s. Papaveraceen.

Mohnsund, Meerenge zwischen Esthland und den Inseln Mohn, Ösel und Dagö, verbindet den Finnischen mit dem Rigaischen Meerbusen, hat eine Länge von 60 km, eine Breite von 6-19 km und eine Tiefe von 5,2-22 m. Im M. befinden sich viele die Schifffahrt gefährdende Sandbänke, Riffe und Inseln (unter letztern Worms die bedeutendste).

Mohr, eigentlich ein Bewohner Mauretaniens (richtiger Maure), dann allgemeiner ein zur schwarzen Rasse gehöriges Individuum; insbesondere ein mohammedanischer Bewohner Nordafrikas.

Mohr, s. Aethiops.

Mohr, 1) Karl Friedrich, Chemiker, geb. 4. Nov. 1806 zu Koblenz, studierte seit 1823 in Bonn Naturwissenschaft, widmete sich dann der Pharmazie, studierte in Heidelberg und Berlin, hielt darauf in seiner Vaterstadt naturwissenschaftliche Vorlesungen und beschäftigte sich viel mit Konstruktion und Anfertigung von Apparaten und Instrumenten. In diese