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Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Passini; Paterson; Paton; Patrois; Patten

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Passini - Patten.

Passini, Ludwig, Aquarellmaler im Genrefach, geb. 9. Juli 1832 zu Wien als Sohn des Kupferstechers Johann P., Schüler der dortigen Akademie unter Kupelwieser, Führich u. a., zog 1850 mit seinen Eltern nach Triest und von da nach Venedig und schloß sich hier an den Aquarellisten Karl Werner an, mit dem er auch nach Dalmatien ging, wo beide mit dem englischen Aquarellisten Haag zusammentrafen. Dann ging er mit Werner nach Rom, wo P. sich 1855 niederließ und anfangs Architekturen, Interieurs etc. in Aquarell malte, die bald sehr beliebt wurden, später meistens Genrebilder, worin er es zu einer Meisterschaft brachte, ähnlich der des Knaus und Defregger im Ölbild. Infolge seiner Verheiratung (1864) lebte er einige Jahre in Berlin, zog aber dann wieder nach Rom und ließ sich 1873 in Venedig nieder. Unter seinen zahlreichen Aquarellen, deren Haupteigenschaften eine wunderbare Feinheit der Auffassung und eine hohe Vollendung des Kolorits sind, zeichnen sich besonders aus: der in der Kirche katechisierende junge Geistliche (von reizendem Humor und großer Feinheit der Naturbeobachtung), die Mädchenschule (weniger bedeutend), Chorherren in der Kirche (1870, Nationalgallerie in Berlin, Hauptbild), Beichtstuhl, der überaus meisterhafte Vorleser des »Tasso« unter den Fischern in Chioggia, die Prozession in Venedig (1874, sein größtes Aquarell), der Ponte della Paglia und, vielleicht sein größtes Meisterwerk, der Melonenverkäufer in Chioggia: alles Bilder, welche neben der Meisterschaft der Technik eine Tiefe des Gemüts und eine liebevolle Innigkeit in der Darstellung der Charaktere zeigen, wie sie wenigen Künstlern eigen sind. Er erhielt Medaillen auf den Ausstellungen zu Berlin, Paris und Wien und ist Mitglied der Akademien zu Wien, Berlin und Venedig.

Paterson, Helen, s. Allingham.

Paton (spr. péht'n), 1) Sir Joseph Noel, schott. Maler des idealen Genres, geb. 1821 zu Dunfermline, Sohn des Zeichners Joseph Neil P. (1797-1874), war anfangs Schüler seines Vaters und nachher der Akademien in Edinburg und ↔ London. 1845 trug er für seinen Karton: Geist der Religion für die Westminsterhalle und 1847 für den Karton der Aussöhnung Oberons mit der Titania den zweiten Preis davon. Unter seinen orginellen (Anmerkung des Editors: richtig: originellen), meistens sehr geistreichen, aber auch phantastischen Bildern oft von düsterer Stimmung werden als die hauptsächlichsten genannt: die Kreuztragung, der Streit zwischen Oberon und Titania (Nationalgallerie in Edinburg), die Jagd nach dem Vergnügen (1855, Allegorie), in memoriam, Christus und Maria am Grab (1871), Heimkehr aus der Krim (im Besitz der Königin Victoria), Christus als guter Hirt, Caliban auf die Musik horchend u. a. 1867 wurde er in den Ritterstand erhoben.

2) Walter H. (Anmerkung des Editors: eigentlich: Waller Hugh), schott. Landschaftsmaler, geboren um 1825 zu Dunfermline, jüngerer Bruder des vorigen, wurde für ein Bankiergeschäft ausgebildet, wandte sich aber bei seinem künstlerischen Talent zur Malerei und insbesondere zur Landschaft, worin er sich ohne Lehrer ausbildete. Er ließ sich in Edinburg nieder, wo er Mitglied der schottischen Akademie ward. Unter den besten seiner spätern Werke werden genannt: alte Heimat, neue Bewohner, der alte Wald, die Lamlashbai auf der Insel Arran und das namenlose Thal.

Patrois (spr. patroa'), Isidore, franz. Genre- und Historienmaler, geboren zu Noyers (Yonne), Schüler von Lenfant und Monvoisin, widmete sich anfangs den Schilderungen des russischen Volkslebens, von sehr charakteristischer Auffassung und warmem Kolorit. Dahin gehört auch das im Luxembourg befindliche Bild der Prozession heiliger Bilder in der Umgegend von Petersburg zum Andenken an die Cholera von 1832 (1861). Später griff er mit weniger Glück auch zur Historie und brachte den Gang der Jungfrau von Orléans zum Feuertod (1867, Museum in Rouen), kehrte dann aber wieder zum Genre zurück, z. B.: neuer Wein, der erste Verdacht, der Besuch u. a. 1872 wurde er Ritter der Ehrenlegion.

Patten (spr. pätt'n), Alfred Fowler, engl. Genremaler, geb. 1829 zu London, Schüler seines Vaters George P. (gest.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 409.