Schnellsuche:

Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Pille; Pilliard; Piloty

418

Pille - Piloty.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pilgram'

bekannter durch seine dekorativen Malereien im Treppenhaus des neuen Residenzschlosses in Stuttgart, im Treppenhaus der Villa bei Berg (zwölf Monate), im großherzogl. Schloß zu Baden-Baden und in der Klosterkirche zu Lorch (Württemberg).

Pille (spr. pij), Charles Henri, franz. Zeichner und Maler, geboren zu Essommes (Aisne), war Schüler von Felix Barrias und brachte anfangs meistens historische Federzeichnungen, die sehr geschätzt waren, z. B.: Maria Stuart in Lochleven, Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen in der Gefangenschaft, Esmeralda, die Quelle, der Zehnte, die Pariser Hallen im 18. Jahrh. Später malte er auch Genrebilder verschiedenen Inhalts, welche sich durch treffliche Erfindung der Motive, naturwahre Charaktere und geistreiche Durchführung auszeichnen; dahin gehören: Sancho Pansa erzählt der Herzogin seine Thaten, eine Schenke in Todtnau (1870), der Herbst (1872), der Erstgeborne (1873), Ablaß bei Guémenée, Markt in Antwerpen, Verlesung des Dekrets vom 24. Febr. 1793, die Unterredung am Morgen (1876) etc.

Pilliard (spr. pijáhr), Jacques, franz. Historienmaler, geb. 1815 zu Vienne, erhielt seine Ausbildung in Paris unter Victor Orsel, ging dann nach Italien und lebt fast ständig in Rom, wo er sehr geschätzte Bilder großenteils aus der biblischen Geschichte oder wenigstens religiösen Inhalts malt, z. B. aus seiner ersten Zeit: die Erziehung der heil. Jungfrau, die Ohnmacht derselben, Christus bei Martha und Maria, Auferweckung der Tochter des Jairus, Apotheose des heil. Andreas (1853), Martyrium des heil. Hippolyt (1857), die heil. Sophie u. ihre drei Töchter (1870) und das Bild andern Inhalts: die französische Armee in Rom (1859).

Piloty, 1) Ferdinand, Historien- und Genremaler, geb. 9. Okt. 1828 zu München, Sohn des gleichnamigen Lithographen (1786-1844), jüngerer Bruder des berühmten Karl v. P. (s. 2), bildete sich aus der dortigen Akademie namentlich unter der Leitung seines nachmaligen Schwagers Karl Schorn (1800 bis 1850) und wurde beim Fortgang seiner ↔ Studien vom ältern Bruder sehr beeinflußt, mit dem er das Streben nach malerischem Effekt teilt. Später besuchte er wiederholt Rom, Paris und Wien. Seine hauptsächlichsten Werke sind: fünf Freskenbilder im Nationalmuseum zu München, unter denen das bedeutendste die Blütezeit Augsburgs, das Ölbild im Maximilianeum: Heerschau der Königin Elisabeth von England im Angesicht der Armada, seine vor einigen Jahren vollendeten Fresken im Rathaussaal zu Landsberg am Lech (Gründung des Heiligen-Geist-Spitals durch Ludwig den Brandenburger und Tanzfest der Landsberger Bürger), ferner seine Zeichnungen zur Cottaschen Prachtausgabe von Schillers »Glocke«, zur Shakespeare- und zur Schiller-Gallerie, verschiedene Zeichnungen und Ölgemälde für König Ludwig II., unter letztern das Urteil Salomonis. Er ist Inhaber der Ludwigsmedaille für Kunst und Wissenschaft und Ehrenmitglied der Akademie in München.

2) Karl von, Historienmaler, geb. 1. Okt. 1826 zu München als Sohn des Lithographen Ferd. P., älterer Bruder des vorigen, war anfangs Schüler seines Vaters, trat 1840 in die Akademie unter Schnorr, wurde nach seines Vaters Tod (1844) der lithographische Mitarbeiter an dem großen Werk über die Münchener Gallerie von P. und Löhle (1843-49) und kam dann eine Zeitlang unter den Einfluß seines Schwagers Karl Schorn, der aber schon im folgenden Jahr starb. In den Jahren 1850-52 malte er einige Genrebilder und Porträte, die ziemlich unbeachtet blieben. Erst nachdem er 1852 Antwerpen und Paris besucht und den Eindruck der belgischen und französischen Farbentechnik empfangen hatte, schlug er die Richtung des koloristischen Realismus ein, der er seinen großen Ruf verdankt. Das erste Bild dieser Art war die Amme (1853), die durch ihre ergreifende Wahrheit und ihre glänzende Technik des Stofflichen ihm großen Ruf erwarb. Für das Maximilianeum malte er 1854 die Gründung der katholischen Liga (lebensgroße Figuren), bei meisterhafter Technik nicht frei von theatralischem Pathos und den

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 419.