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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sandstrahlgebläse; Sanduhr

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Sandsteine - Sanduhr.

net man die Natur der Bruchstücke durch Substantiva, die der verschiedenen Arten des Zements durch Adjektiva. Am meisten verbreitet sind die quarzigen (kieseligen, Glaswacke) und die thonigen Quarzsandsteine. In großen Schichtensystemen ist thoniges und quarziges Bindemittel oft nicht auf einzelne Schichten abwechselnd verteilt, sondern ändert sich vielmehr in der gleichen Schicht. Da nun die Verwitterung die thonigen S. viel stärker angreift als die verkieselten, so entstehen aus dieser unregelmäßigen Verteilung häufig groteske Felspartien, den nur schwer angreifbaren, verkieselten Schichtenteilen entsprechend. Die Sächsische Schweiz, das Adersbacher Felsenlabyrinth im Riesengebirge, das Annweiler Thal in der bayrischen Pfalz verdanken ihre landschaftlichen Schönheiten zum Teil solchen Verwitterungsformen, zum Teil freilich auch der später zu erwähnenden Absonderung der S. in Quadern. Auch die in Sandsteingegenden als Baumaterial geschätzten Blöcke, die auf den Höhen der Sandsteinschichten einzeln zerstreut liegen oder in Massen aufgehäuft sogen. Felsenmeere bilden (sogen. Findlinge, wohl zu unterscheiden von den oft aus weiter Ferne stammenden Findlingen der norddeutschen Tiefebene, des Schweizer Vorlandes etc.), sind Residua kieseligen Sandsteins, die durch Verwitterung des benachbarten thonigen bloßgelegt sind. Das thonige Bindemittel häuft sich mitunter an einzelnen Stellen an und bildet Thongallen, welche die Güte des Sandsteins für viele Verwendungen bedeutend verringern. Oft enthalten die S. schalig-konzentrische Konkretionen (Kugelsandsteine), welche meist quarzreicher sind als ihre Umgebung. Mitunter finden sich Flecke und kleine Putzen von Eisen und Mangan (Tigersandstein) oder von andern metallischen Stoffen vor, die, wenn zahlreicher und größer, abbauwürdig werden können. Hierher gehören die Knottenerze (Knotenerze), Buntsandsteine in einer Mächtigkeit bis zu 80 m, mit erbsengroßen Körnern von Bleiglanz durchspickt, die bei Kommern (Rheinprovinz) gewonnen werden. Unter ganz ähnlichen Verhältnissen treten Weißbleierz (Kommern), Kupferlasur und Malachit (Chessy bei Lyon) auf. In einzelnen Fällen wird der bindende Thon zum reinen Kaolin, in andern nimmt er Kalk auf oder wird von diesem vollkommen ersetzt (mergelige und kalkige S.). Hierher gehören auch die feinkörnigen Varietäten der Grauwacke (s. d.), die neben Quarz-, Kieselschiefer- und Thonschieferbruchstücken mitunter auch Feldspatkörner und Glimmerblättchen enthalten, und deren Bindemittel ein kieselig-thoniges ist. Enthält das Zement viel Eisen, so entstehen eisenschüssige Quarzsandsteine. Bei sonst thonigem Bindemittel verrät sich schon ein geringerer Eisengehalt durch intensiv rote oder gelbbraune Färbungen, kann aber auch so hoch steigen, daß als Eisenerze verwendbare Materialien entstehen. Auch der der landwirtschaftlichen Bearbeitung so hinderliche Ortstein würde hierher zu zählen sein. Seltener auftretende Zemente der Quarzsandsteine sind: Dolomit, Schwerspat, Cölestin, Gips und, durch Übergang aus stark bituminösem, thonigem Bindemittel, Asphalt. Außer reinen Quarzsandsteinen ist der Feldspatsandstein (Arkose) aufzuführen, der neben Quarzkörnern auch Feldspat, gewöhnlich stark kaolinisiert, enthält. Durch Auftreten von Glimmer geht der Sandstein in Glimmersandstein über. Ist das Mineral sehr reichlich vorhanden, so führt es durch parallele Anordnung der Blättchen eine dünne Schieferung des Gesteins herbei (Sandsteinschiefer). Glaukonitsandsteine enthalten mitunter fast nur Glaukonit, gewöhnlich aber daneben Quarz und sind durch ein meist mergeliges Bindemittel verkittet. Unter kristallisierten Sandsteinen begreift man teils diejenigen S., welche auf ihren Schichtungsflächen Pseudomorphosen nach Steinsalz zeigen, teils Kalkspate, die trotz reichlicher Beimengung von Quarzkörnern in ihren charakteristischen Formen kristallisiert sind (Fontainebleau, Brilon in Westfalen; vgl. Pseudomorphosen). Auch die säulenförmige Absonderung, wie sie S. im Kontakt mit Basalt (s. d.) zeigen, und wie sie sich auch in den Gestellsteinen durch eine gleiche Ursache (Ausglühung) bildet, ist als eine Kristallisation des Sandsteins aufgefaßt und gedeutet worden. Über den sogen. biegsamen Sandstein s. Itakolumit. Die meisten S. sind deutlich geschichtet, doch werden die einzelnen Bänke mitunter sehr mächtig. Oft tritt zur Schichtung eine senkrechte Absonderung, welche zusammen mit der Schichtung würfelförmige Gestalten (Quadern) erzeugt und die mauerförmigen Krönungen verursacht, welche viele Sandsteinberge auszeichnen. Über die Verwitterung der S. läßt sich ein allgemeines Urteil mit Rücksicht auf die Verschiedenartigkeit des Materials nicht wohl formulieren. Meist führt die Einwirkung der Atmosphärilien ein Zerfallen zu Sand herbei, wobei der Grad der Schnelligkeit dieses Zerfallens in erster Linie von der Natur des Bindemittels abhängig ist. Thonige, kalkige und mergelige S. sind hinfälliger als quarzige und eisenschüssige. Die S. verteilen sich auf alle Formationen vom Silur beginnend bis herauf zu den noch heute sich vollziehenden Verkittungen des jüngsten Meeres- und Flußsandes. Eine Reihe von Namen, bald ursprünglich charakteristischen Eigentümlichkeiten des Materials entlehnt, bald nach Lokalitäten des Vorkommens gewählt, sind jetzt wesentlich Altersbegriffe und bezeichnen die Formation oder die Etage, wohin der betreffende Sandstein gehört. So ist beispielsweise Potsdamsandstein (nach Potsdam im Staat New York) ein silurischer, Spiriferensandstein (nach den in ihm enthaltenen Brachiopoden-Versteinerungen) ein devonischer, Millstone grit oder Mühlsandstein (nach zufälliger Verwendung an einzelnen Orten seines Vorkommens) ein der Steinkohlenformation angehöriger Sandstein. Schilfsandstein (von den für Schilf gehaltenen Equiseten-Versteinerungen so genannt) und Stubensandstein (wegen der Verwendung des oft zu Sand zerfallenden Materials zur Ausstreuung der Stuben) sind Keupersandsteine, und gleicherweise spricht man von Liassandsteinen, Kreidesandsteinen, Braunkohlensandsteinen u. s. f. Man benutzt viele S. als Bausteine, die dünnschieferigen als Platten, feinkörnige zu Bildhauerarbeiten, harte als Mühl- u. Schleifsteine, feuerfeste thonige Quarzsandsteine bei der Herstellung der Hochöfen zur innern Auskleidung etc.

Sandstrahlgebläse, s. Sandgebläse.

Sanduhr, eine der ältesten Arten von Uhren, welche die verflossene Zeit durch ein bestimmtes Quantum feinen Sandes anzeigt, der innerhalb einer gewissen Frist aus einem Gefäß durch eine enge Öffnung in ein andres läuft. Gewöhnlich besteht die S. aus zwei mit der Spitze zusammengefügten kegel- oder kelchförmigen Gläsern, welche durch eine enge Öffnung an der Stelle ihrer Zusammenfügung in Verbindung stehen, und deren eins meist mit so viel feinem Sand gefüllt ist, als innerhalb einer Stunde oder in längerer oder kürzerer Zeit durch die erwähnte Öffnung in das andre rieselt. Beide Gläser sind an ihren weiten Öffnungen verschlossen und gewöhnlich in einem