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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tempora mutantur, nos et mutamur in illis - Temurschunor

gewandelt wurden. Das Maß der letztern ist in den Konkordaten und Cirkumskriptionsbullen festgestellt worden. Temporaliensperre nennt man die staatliche Maßnahme, durch welche der Staat den kirchlichen Beamten ihr vom Staat zu gewährendes Gehalt vorenthält. Unter vollständiger Temporaliensperre stand in Preußen nach Gesetz vom 22. April 1875 die kath. Kirche. (S. Sperrgesetz.) - Vgl. Artikel Temporaliensperre in Stengels "Wörterbuch des deutschen Verwaltungsrechts", Bd. 2 (Freiburg 1890).

Tempora mutantur, nos et mutamur in illis, "die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen", lat Hexameter von unbekanntem Verfasser.

Temporär (lat.), zeitweilig, vorübergehend.

Temporisieren (frz.), sich den Zeitumständen anpassen, einen günstigen Zeitpunkt abwarten.

Temps, Le (spr. tang, "Die Zeit"), Pariser Tageszeitung von gemäßigter republikanischer Richtung, im Besitz einer Kommanditgesellschaft auf Aktien (Adrien Hébrard & Cie.); Herausgeber Adrien Hébrard; Auflage 40-42 000. Der T. wurde 1861 von Aug. Nefftzer gegründet und vertrat von jeher, schon unter dem Kaiserreich, demokratische Tendenzen.

Tempsky, F., Verlagsbuchhandlung in Prag und Wien, hervorgegangen aus der J. G. Calveschen Buchhandlung (gegründet um 1786) in Prag, die seit 1846 Friedrich Tempsky (geb. 18.Febr. 1821 in Prag) besaß. Er verkaufte 1855 das Sortimentsgeschäft und nahm für den durch Zukauf ergänzten Verlag 1856 die gegenwärtige Firma an. Teilhaber seit 1882 und alleiniger Besitzer seit 1889 ist sein Schwiegersohn Georg Freytag. Der Verlag, der seit 1881 außerhalb Österreich-Ungarn unter der Firma "G. Freytag" in Leipzig verbreitet wird, enthält Werke von Gindely, F. Palacký, P. Šafařik, Alwin Schultz (Kunstgeschichtliches), Alfr. Ludwig ("Die Rigveda"), Sueß ("Antlitz der Erde"), Pokorny ("Illustrierte Naturgeschichte"), G. Curtius ("Griech. Grammatik", 20. Aufl.) u. a.; ferner griech. und röm. Klassiker, "Die Alpenpflanzen" (4 Bde.), "Physiotypia plantarum austriacarum" (10 Bde.), "Das Wissen der Gegenwart" (1882 fg.), "Unser Wissen von der Erde" (1886 fg.), "Jahrbuch des höhern Unterrichtswesens in Österreich" (1888 fg.). Die Niederlassung in Wien wurde 1888 errichtet, als die Firma den Vertrieb der Schriften der k. k. Akademie der Wissenschaften daselbst erhielt.

Tempus (lat., "Zeit"; Mehrzahl Tempora), in der Grammatik Verbalformen, die nach der gewöhnlichen Auffassung die verschiedenen Zeiten der im Verbum ausgedrückten Handlung bezeichnen. Das Verbum des Indogermanischen entwickelte zunächst drei Formen, die nicht die Zeit, sondern eine bestimmte Art der Handlung bezeichneten: eine Form zum Ausdruck der dauernden Handlung (Präsens), eine zur Bezeichnung der vollendeten Handlung (Perfektum), eine mit der Bedeutung der momentanen oder eintretenden Handlung (Aorist). Um Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft, also die wirklichen Zeiten auszudrücken, dienten teils besondere Endungen, so beim Futurum (s. d.), teils, bei dem präteritalen T., vorgesetzte Zeitpartikeln, so das Augment (s. d.). So entstand eine Reihe von Tempora: das Imperfektum, die Vergangenheit der dauernden Handlung ausdrückend, also zum Präsens (s. d.) gehörig; das Plusquamperfektum, die Vergangenheit der vollendeten Handlung bezeichnend, also zum Perfektum gehörig; das Futurum; das Futurum exactum (nur im Griechischen und Lateinischen), zum Ausdruck der Vollendung in der Zukunft, daher vom Perfekt abgeleitet; das Präteritum des Aorists (s.d.). Die wenigsten indogerman. Sprachen haben diese Tempusreihe vollständig. So hat das Deutsche schon im Gotischen nur zwei Tempora, Präsens und Perfektum, z. B. giba "ich gebe", gab "ich gab"; das alte Perfektum nennt man in der deutschen Grammatik auch Imperfektum oder Präteritum. Das Perfektum drückt hier nicht bloß den Zustand der Vollendung, sondern auch die Vergangenheit aus. Alle übrigen in der deutschen Grammatik aufgezählten Tempora sind Umschreibungen mit Hilfsverben: ich habe gegeben, werde geben u. s. w. - über die Bildung der Tempora vgl. W. von Humboldt, über die Entstehung grammatischer Formen (in den "Abhandlungen" der Berliner Akademie, 1825); Curtius, Die Bildung der Tempora und Modi im Griechischen und Lateinischen (Berl. 1846); ders., Das Verbum der griech. Sprache (2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1877-80); Delbrück, Das altind. Verbum (Halle 1874); Schleicher, Kompendium der vergleichenden Grammatik der indogerman. Sprachen (4. Aufl., Weim. 1876); Brugmann, Grundriß der vergleichenden Grammatik (2 Bde., Straßb. 1886-92).

In der Musik ist T. auch soviel wie Brevis (s. d.).

Tempus clausus (lat.), Geschlossene Zeit (s. d.).

Tempus climacterium, klimakterische Zeit.

Tempus continuum, tempus utile (lat., d. h. laufende Zeit, taugliche Zeit). Wird bei gesetzlichen Fristen (Verjährungsfristen, Fristen für den Strafantrag, Protestfristen u. s. w.) der laufende Zeitraum so berechnet, daß jeder Kalendertag, -Monat u. s. w. von dem Eintritt eines objektiven Ereignisses ab eingerechnet wird, so nennen die Juristen diesen Zeitraum Tempus continuum; wird aber die Zeit nicht eingerechnet, wo der zur Ausübung eines Rechts, zu einer Klage, einem Antrag u. s. w. Befugte von dem die Klage u. s. w. veranlassenden Ereignis oder der Person des Thäters noch keine Kenntnis hat, oder wo er behindert ist, den Richter anzugehen oder die Handlung vorzunehmen (Feiertage, Krieg, Naturereignisse u. s. w.), so ist das Tempus utile. Regel ist, daß jede Frist als Tempus continuum zu berechnen ist, wenn das Gesetz nicht anders verfügt, z. B. bezüglich der ruhenden Verjährung (s. Anspruchsverjährung). Vgl. Deutsches Bürgerl. Gesetzb. §. 203.

Temrjuk. 1) Abteilung (otděl) im westl. Teil des russ. Kubangebietes in Ciskaukasien, am Asowschen Meer, mit der Halbinsel Taman (s. d.), hat 16 676 qkm, darunter 1578 qkm Seen, 233 937 E., meist Russen. - 2) Kreisstadt im Kreis T., am Nordufer der Halbinsel Taman, an einem Kanal, der den Liman von Achtanisowskaja mit dem von T. verbindet, hat (1893) 15 419 E., Stadtbank, Hafen, lebhaften Handel.

Temsche, belg. Flecken, s. Tamise.

Temuco, Hauptstadt der chilen. Provinz Cautin, in einer freundlichen Gegend am Nordufer des Flusses Cautin und etwa 70 km von seiner Mündung und hat (1885) 3445 E.; Gerberei, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei und lebhaften Handel mit den Araukanern der Umgegend. Die Eisenbahn nach Valdivia und nach Concepcion ist im Bau.

Temudschin, s. Dschingis-Chan.

Temurschunor, See in Asien, s. Issyk-kul.