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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Troygewicht; Troygrän; Troyon; Troypfund; Trözen

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Troygewicht - Trözen

gemälde aus dem 13. Jahrh. und in Seitenkapellen farbige Gruppen von St. Ambroise und Simart. Nahebei ist das Gebäude für Bibliothek und Museum, wozu die ehemalige Abtei St. Loup benutzt wurde. Noch weiter nach Osten ist die got. Kirche St. Vizier zu erwähnen. Beim Quai Dampierre ragt die Spitze von St. Remi empor, einer Kirche aus dem 14. bis 16. Jahrh. mit einem Christus aus Bronze von Girardon, Holzmalereien (16. Jahrh.) und Glasgemälden; weiter westlich, an der Rue Thiers, La Madeleine, eine im Übergangsstil des 12. Jahrh. erbaute und Anfang des 16. Jahrh. erweiterte Kirche mit prächtigem Sängerchor von Jean Gualdo. Nördlich und parallel der Rue Thiers führt der schöne Boulevard Gambetta vom Cirkus am Quai Dampierre nach Westen, vorüber am Lyceum und dem Theater nach dem Bahnhof, vor dem sich das Monument des Enfants de l'Aube zur Erinnerung an die Gefallenen von 1870/71 von A. Boucher in Form eines Turms mit Marmorgruppe und Bronzereliefs (von D. Briden) befindet. Auf allen Seiten, ausgenommen Südosten, ist die Stadt von Vorstädten umgeben.

Bildungsanstalten. T. besitzt ein großes Seminar, ein Lyceum, ein Lehrer- und ein Lehrerinnenseminar und eine Strumpfwirkerschule sowie in einem Grundstück eine 1651 gegründete, sehr wertvolle Bibliothek mit 110 000 Bänden (einschließlich 525 Inkunabeln) und 2828 Handschriften und ein Museum, in dem interessante Antiquitäten (ein römischer, 1813 in der Champagne aufgefundener Apollo aus Bronze), Skulpturen (Modelle und Originale von Simart, gest. 1857, 91 Nummern, von Girardon [s. d.] und P. Dubois [s. d.] u. a.), Gemälde und Naturalien (besonders Vögel und Insekten) enthalten sind. Außerdem giebt es mehrere gelehrte und gemeinnützige Gesellschaften.

Handel und Gewerbe. Die wichtigsten Gewerbe sind Strumpfwirkerei (Handschuhe, Trikots, auch aus Florettseide) und Wurstwarenfabrikation; ferner giebt es Papiermühlen, Baumwoll- und Wollspinnerei, Brauerei, Lohgerberei, Baumschulen, Spedition, Wassertransport und lebhaften Handel.

Geschichte. T. war im Altertum Hauptstadt der kelt. Trecasses. 1019 kam T. in den Besitz der Grafen von Champagne, als deren Hauptstadt es aufblühte, und 1339 an die Krone Frankreichs. In T. wurde 1420 von Karl VI. der Vertrag geschlossen, wonach Heinrich V. von England als künftiger König von Frankreich anerkannt und der Dauphin (später Karl VII.) von der Thronfolge ausgeschlossen wurde. Karl V. ließ am 21. Mai 1534 zwei Dritteile der Stadt niederbrennen. Durch Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) wurde die Industrie schwer geschädigt. 1814 bildete T. einen Hauptstützpunkt für die Operationen Schwarzenbergs. - Vgl. Boutiot, Histoire de la ville de T. (5 Bde., Par. 1870-80).

Troygewicht (Troy weight, spr. treu weht), in England die besondere Gewichtsart für Gold, Silber, Platin, Münzen, Juwelen und Perlen, sowie für die Medizinalrezeptur und für wissenschaftliche Bestimmungen. Das Troy Pfund (Pound troy) beträgt 144/175 des Handelspfundes oder Avoirdupois-Pfundes (s. Avoirdupois); es hat 12 Unzen (Ounces, abgekürzt oz.) von 20 Pfenniggewicht (Pennyweights, abgek. dwts.) zu 24 Grän (Grains abgek. grs.), also 5760 Troygrän, und wiegt 373,2419 g. Als Medizinalgewicht wird die Unze (Ounce), wie früher in Deutschland, in 8 Drachmen (Drams) von 3 Skrupeln (Scrupels) zu 20 Grän (oder Minims), also das Pfund ebenfalls in 5760 Grän eingeteilt. Die Troyunze hat eine Schwere von 31,103 g. Ein von dem englischen abweichendes T. hatten bis 1821 (bis zur Einführung des franz.-metrischen Gewichts) die Niederlande als Gold-, Silber- und Münzgewicht. Das Pfund desselben hatte 10 240 holländ. As und wog daher 492,1677 g; die Troymark war ein halbes Troypfund. Jetzt dient für die erwähnten Zwecke dort das Grammgewicht. Die Benennung T. soll nach der gewöhnlichen Annahme von der franz. Stadt Troyes stammen (ehemals wurde auch in Frankreich eine Gewichtsart T. genannt); nach der in dem Bericht einer engl. Maßkommission ausgesprochenen Ansicht wäre sie von Troja nova abgeleitet, dem von mittelalterlichen Schriftstellern der Stadt London, wegen ihrer angeblichen Gründung durch trojanische Flüchtlinge, gegebenen Namen, so daß sie "Londoner Gewicht" bedeuten würde.

Troygrän, engl. Gewicht, s. Gran und Troygewicht.

Troyon (spr. trŏajóng), Constant, franz. Tier- und Landschaftsmaler, geb. 28. Aug. 1810 zu Sèvres bei Paris, wo er das Porzellanmalen lernte. Auf ihn hat besonders Dupré Einfluß gehabt, hauptsächlich aber bildete er sich auf seinen Studienreisen nach dem Limousin, der Bretagne und der Umgegend von Fontainebleau; auch die 1847 von einer holländ. Reise mitgebrachte Lust zur Darstellung von Tieren, die ihn zu neuen Studien nötigte, schlug zum Vorteil des Landschaftsmalers aus. Die Frucht eines Sommeraufenthalts in der Normandie 1852 war sein berühmtes Wiesenthal La Touque, dann folgte das große Gemälde: Die zur Feldarbeit gehenden Ochsen (1855; im Louvre zu Paris). Die Kunstausstellung von 1859 brachte von ihm: Heimkehr der Viehherde nach der Pächterei (im Louvre), Aufbruch zum Jahrmarkt, Die ins Feld gehenden Kühe, vornehmlich aber die Ansicht von der Höhe bei Suresnes an der Seine. Es sind Gemälde, denen es oft an künstlerischer Vollendung mangelt, in denen aber immer die Natur einfach und mit großer Wahrheit wiedergegeben ist. Im Sommer 1864 verfiel er plötzlich in Geisteskrankheit und starb 21. Febr. 1865. - Vgl. A. Hustin, Troyon (Par. 1893).

Troypfund, Troyunze, Troy weight, engl. Gewicht, s. Troygewicht.

Trözen, in der einheimischen Form Trozan, uralte, ursprünglich ionische Stadt im südöstl. Teile der Landschaft Argolis im Peloponnes, in der Sage berühmt als Geburtsort des Theseus und als Schauplatz der unglücklichen Leidenschaft der Phaidra für ihren Stiefsohn Hippolytos. Infolge der dor. Wanderung von Doriern besetzt, gelangte die Stadt zu Macht und Blüte, wovon ihre Kolonie Halikarnassos in Karien Zeugnis giebt. T. stellte fünf Schiffe zu der griech. Flotte, die bei Salamis kämpfte, gewährte damals den flüchtigen Frauen und Kindern Athens Zuflucht, unterstützte im Peloponnesischen Kriege Korinth gegen Korkyra, und ward daher 430 und 425 von den Athenern arg heimgesucht. Im Korinthischen Kriege stand die Stadt 394 auf Spartas Seite und kämpfte 373 gegen Athen. In der macedon. Zeit wechselte sie mehrfach ihre Beherrscher und kam endlich (nach 243 v. Chr.) an den Achäischen Bund. Noch im 2. Jahrh. n. Chr. war sie nicht unbedeutend und reich an Sehenswürdigkeiten. Noch sind ausgedehnte, wenn auch nicht sehr ansehnliche Reste von ihr erhalten nordwestlich von dem Dorfe Damalá (532 E.) im Demos und in der Eparchie T. oder Trizini (10 111E.) des Nomos