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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wollkamm – Wollspinnerei

Wollkamm, s. Kamm.

Wollkrabbe (Dromia), Gattung der Rückenfußkrabben (s. d.), deren häufigste Art die gemeine W. (Dromia vulgaris Milne Edwards, s. Tafel: Krustentiere Ⅱ, Fig. 1) ist.

Wollkräuter, Königskerzen, s. Verbascum und Tafel: Labiatifloren, Fig. 2.

Wollläuse (Pemphigus), Gattung der Blattläuse, so genannt, weil die zu ihr gehörigen Tiere mit einer wollartigen Absonderung bedeckt sind. Die W. leben an Wurzeln, an jungen Blättern oder in von ihnen erzeugten Gallen, so die Pappelwolllaus (Pemphigus bursarius L.) in den eigentümlichen gewundenen Blasen an den Stielen der Pappelblätter.

Wollmaus (Eriomys lanigera Bennet, s. Tafel: Nagetiere Ⅳ, Fig. 3), die kleinere Art der beiden Chinchilla (s. d.), von 20 cm Körper- und 12 cm Schwanzlänge, mit sehr großen dunkelbraunen Augen, großen abgerundeten Ohren, sehr weichem, dichtem Pelz von hellaschgrauer Farbe mit dunklern Sprenkeln.

Wollmesser, Eriometer, Eirometer, Instrument zur Messung der mittlern Haardicke der Schafwolle; bekannt sind die W. von Dollond, Pilgram, Voigtländer, Grawert, Köhler, Bohm; in den Wollsortieranstalten wird die Feinheitsbestimmung nach dem Auge praktisch ausgeführt. In neuerer Zeit hat man für mikroskopische Messungen das Mikromillimeter (µ) zur Anwendung gebracht. Es ist: 1 Grad Dollond = ⅟10000 engl. Zoll = 2,53968 µ; 1 Grad Pilgram = ⅟1000 Pariser Linie = 2,25583 µ; 1 Grad Köhler = 1⅔ Grad Dollond = 4,23300 µ.

Wollmusselin, musselinartiger Stoff aus reiner Kammwolle oder mit baumwollener Kette und wollenem Schuß. (S. auch Chaly.)

Wöllner, Joh. Christoph von, preuß. Staatsmann, geb. 19. Mai 1732 zu Döberitz bei Spandau, studierte in Halle Theologie und wurde dann Hofmeister bei dem Generalmajor von Itzenplitz auf Groß-Behnitz in der Mark, erhielt 1755 das Pfarramt in Groß- und Klein-Behnitz, legte dies aber 1761 aus Gesundheitsrücksichten nieder und pachtete zusammen mit seinem frühern Zögling, Friedrich von Itzenplitz, dessen Schwester er später heiratete, mehrere Güter. Seine Schrift «Die Aufhebung der Gemeinheiten in Brandenburg» (Berl. 1766) fand bei Friedrich d. Gr. vollste Anerkennung. In den J. 1770‒86 war W. als Kammerrat bei der Domänenkammer des Prinzen Heinrich beschäftigt. Durch geheime Ordensverbindungen und durch den Prinzen Heinrich wurde er mit dem Prinzen von Preußen bekannt, dem er 1784‒86 Vorträge über Staatswissenschaften hielt. Als der Prinz 1786 als Friedrich Wilhelm Ⅱ. den Thron bestieg, wurde W. in den Adelstand erhoben, zum Geh. Oberfinanzrat und 1788 zum Justizminister und Chef der geistlichen Angelegenheiten ernannt. Den bisher im preuß. Staate befolgten freisinnigen Grundsätzen entgegen, suchte W. durch Zwangsmaßregeln der religiösen Aufklärung Einhalt zu thun, und 9. Juli 1788 erschien das übel bekannte Religionsedikt (s. d.). Um die Wirkung des Edikts zu sichern, folgte im Dezember demselben Jahres das Censuredikt, und im Mai 1791 ward die «Geistliche (Immediat-) Examinationskommission» eingesetzt. Das Religionsedikt wurde 1797 aufgehoben. W. erhielt 1798 nach dem Tode Friedrich Wilhelms Ⅱ. seine Entlassung und ↔ lebte seitdem auf seinem Gute Großrietz bei Beeskow, wo er 10. Sept. 1800 starb.

Wollny, Ewald, Landwirtschaftslehrer, geb. 20. März 1846 zu Berlin, studierte in Proskau, Halle und Leipzig, wurde 1871 Lehrer an der Akademie Proskau, 1872 Professor an der landwirtschaftlichen Abteilung der Technischen Hochschule in München, deren Vorstand er 1880‒89 war. Er schrieb: «Einfluß der Pflanzendecke und Beschattung auf die physik. Eigenschaften des Bodens» (Berl. 1877), «Über die Anwendung der Elektricität bei der Pflanzenkultur» Münch. 1883), «Saat und Pflege der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen» (Berl. 1885), «Kultur der Getreidearten» (Heidelb. 1887), «Die Zersetzung der organischen Stoffe und die Humusbildungen» (ebd. 1897). Anch giebt er die «Forschungen auf dem Gebiete der Agrikulturphysik» (Heidelb. 1878 fg.; bis 1896: 19 Bände) heraus.

Wollprobe Holmgrens, eine Methode der Farbensinnprüfung, die darin besteht, daß man von verschiedenfarbigen Wollknäueln dem zu Prüfenden ein Knäuel vorlegt und ihn veranlaßt, ähnlich gefärbte hinzuzulegen. Daraus, daß der zu Prüfende verschiedene Farbentöne zusammenlegt, ergiebt sich Vorhandensein und Art der Farbenblindheit (s. d.).

Wollquetschmaschine, s. Wollspinnerei.

Wollruhrkraut, s. Gnaphalium.

Wollsack (engl. woolsack), Sitz des Lordkanzlers im engl. Oberhause, bestehend aus einem großen, mit Wolle ausgestopften Kissen ohne Rück- und Seitenlehnen. Auch andere Mitglieder können sich auf ihm niederlassen, werden dann aber bei der Abstimmung nicht mitgezählt, da der W. als außerhalb des Hauses befindlich angesehen wird. Seine Einführung zur Zeit Elisabeths beruht auf der Bedeutung, die die Wollproduktion für Englands Wohlstand zu jener Zeit hatte.

Wollschwarz, ein blauschwarzer Tetrazofarbstoff, der zum Färben der Schafwolle Verwendung findet.

Wollschweber, s. Hummelfliegen und Fig. 1 zum Artikel Fliegen.

Wollschweiß, soviel wie Wollfett (s. d. und Wollspinnerei).

Wollspinnerei, die Verarbeitung der Haare von Schafen (und einigen Ziegenarten) zu Gespinsten. Man gewinnt die Wolle, indem man die Schafe, meist nach vorausgegangener Wäsche in fließendem Wasser, mittels der Schafschere schert, und zwar in der Weise, daß der ganze Wollbestand jedes Schafs, das Vließ, zusammenbleibt. Da aber durch diese Wäsche nur die groben Unreinigkeiten entfernt werden und namentlich das durch den Haarboden abgesonderte, die einzelnen Haare verklebende Fett, der Wollschweiß, sehr fest an denselben haftet, muß die Wolle noch nachträglich gehörig gereinigt werden. Nach ihrer Feinheit und Länge sowie in Rücksicht auf die Natur der herzustellenden Fabrikate wird die Wolle in Streichwolle, welche hauptsächlich zur Tuchfabrikation (s. d.) Verwendung findet, und Kammwolle (s. Kammgarn) eingeteilt und dem entsprechend sortiert. (S. auch Wollindustrie.) Diese beiden Wollgattungen werden in verschiedener Weise in der Streichwoll- oder Streichgarnspinnerei und in der Kammwoll- oder Kammgarnspinnerei verarbeitet.

Der Reinigungsprozeß beginnt mit dem Entstauben der Wolle, was auf besondern Maschinen, Öffner, ähnlich denjenigen für Baumwolle (s. Baumwollspinnerei), oder auf Wölfen vorgenommen wird.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 830.