Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sadr; Sadrach; Sadrazam; Sadska; Sadyk Pascha; Säemaschinen

164

Sadr - Säemaschinen.

lich davon liegenden Holawald 3. Juli 1866 den Schauplatz eines sehr heftigen Kampfes des 2. preußischen Korps und der 8. Division Horn gegen die Österreicher; Franzosen und Engländer nennen nach S. die ganze Schlacht (s. Königgrätz).

Sadr (arab.), der oberste Sitz, der Ehrensitz, bei den Derwischen das geistige Oberhaupt.

Sadrach, chaldäischer Name für den Fürsten der bösen Geister.

Sadrazam (Sadr-Aazam), s. v. w. Großwesir.

Sadska, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Podiebrad, an der Eisenbahn Porzitschan-Nimburg, hat eine alte Pfarrkirche, eine israelitische Gemeinde, 2 Rübenzuckerfabriken und (1880) 3244 Einw.

Sadyk Pascha, s. Czajkowski.

Säemaschinen (hierzu Tafel "Säemaschinen"), maschinelle Vorrichtungen zum Aussäen der Samen von Kulturpflanzen, vorwiegend der Cerealien, Gras- und Kleesämereien sowie der Rübenkerne. Versuche zur Anwendung von Maschinen für die Aussaat wurden bereits im 18. Jahrh. in England (Jethro Tull) gemacht. Ende des vorigen Jahrhunderts konstruierte Ducket eine Säemaschine für Reihensaat (Drillsaat), welche von Thaer nach Möglin gebracht und in dessen 1804 erschienener Schrift über landwirtschaftliche Geräte beschrieben wurde. Um die nämliche Zeit erfand der schottische Geistliche Cooke die noch heute üblichen Schöpflöffel, welche eine genaue Bemessung des auszustreuenden Saatgutes ermöglichen und die Grundlage der neuern Drills bilden. Diese Maschinen wurden erst seit der Londoner Ausstellung 1851 den kontinentalen Landwirten bekannt, und es begann ihre Einführung zuerst allmählich, in der Folge aber in solchen Gegenden, in welchen die Reihensaat vorteilhaft erschien, sehr schnell. Die breitwürfige Säemaschine ist vorwiegend eine deutsche Erfindung; in erster Reihe beteiligten sich an der Ausbildung derselben der Pfarrer Alban in Plau (1830-40), dessen Maschinen noch heutigestags in Anwendung sind, ferner Drewitz in Thorn und Eckert in Berlin. Die Arbeit der Breitsäemaschine ist eine durchaus gleichmäßige, so daß man im stande ist, ein genau bestimmtes Quantum auf eine gegebene Fläche auszustreuen. Mit sehr geschickten Säeleuten kann freilich das Nämliche auch durch Handarbeit erreicht werden, und die Maschinenarbeit ist daher teurer, da die Maschine ein Gespann und einen Arbeiter zum Betrieb erfordert. Bei der Reihenkultur (Drillkultur) tritt der Vorteil der Maschinenarbeit deutlicher hervor. Unser ausgedehnter Rübenbau wäre ohne Drillsäemaschinen schlechterdings unmöglich. Die Drillkultur setzt die Benutzung der Maschinensaat stets voraus, und da ihre Vorzüge gegenüber der Breitsaat immer mehr anerkannt werden, so finden die Drillsäemaschinen von Jahr zu Jahr allgemeinere Anwendung.

Breitsäemaschinen. Fig. 1 unsrer Tafel zeigt die Maschine in ihrer Montierung während der Arbeit, Fig. 2 in der Einrichtung für den Transport. In der Regel in einer Arbeitsbreite von 3,76 m ausgeführt, besteht dieselbe aus dem Saatkasten, welcher das auszustreuende Saatgut aufnimmt und in einer besondern Abteilung die Bemessung und Ausstreuung desselben bewirkt. Es geschieht dies mittels einer von den Fahrrädern betriebenen Welle, der Säewelle, auf welcher sich in Abständen von etwa 0,15 m die Säevorrichtungen befinden. Diese werden in der verschiedensten Art ausgeführt und zwar hauptsächlich als Schöpflöffel (System Cooke), Walzen (System Ducket, Alban), Säeräder (System Slight), Bürsten und als Sacksche Räder. Alle diese Vorrichtungen gestatten das Ausstreuen der verschiedenen Sämereien und zwar in einer innerhalb gewisser Grenzen zu regulierenden Menge. Hierzu wird entweder die Umdrehungsgeschwindigkeit der Säewelle mittels Zahnrädervorgelege geändert, oder es wird die Austrittsöffnung der Saat mittels Schieber reguliert. Der ausgeworfene Same gelangt auf ein geneigtes und mit dreieckigen Klötzen oder Stiften besetztes Brett, das Fallbrett, und fällt von diesem in gleichmäßiger Verteilung zu Boden.

Die Drillsäemaschine wird in der Regel in einer Breite von 1,9 m ausgeführt. Sie enthält außer dem Saatkasten die Vorrichtung zum Herableiten der Saat in die von einzelnen Scharen gezogenen Reihen und die Schare, zuweilen mit Apparaten zur Bedeckung der Saat versehen. Die Zahl der Reihen richtet sich nach der betreffenden Kultur; Cerealien werden in 0,10-0,15 m Reihenabstand, also bei 1,9 m Spurbreite der Maschine mit 14-18 reihigen Maschinen, ausgesäet; bei Sommergetreide liebt man den engern Reihenstand, um eine möglichst schnelle Beschattung herbeizuführen. In England, wo man die Zwischenräume der Reihen beim Anbau des Weizens behackt, wählt man oft einen Abstand bis 0,20 m. Rüben erhalten einen Abstand der Reihen von 0,40 bis 0,50 m und stets eine nachherige Bearbeitung (Hacken und Häufeln) mit der Hand- oder Maschinenhacke. Die Detailkonstruktionen der Drills sind sehr mannigfaltig; die beliebtesten Muster sind die Garrettschen (englischen) Maschinen, welche jedoch in dem letzten Jahrzehnt durch deutsche Konstruktionen von Rud. Sack in Plagwitz (Leipzig), Zimmermann in Halle a. S., Siedersleben in Bernburg u. a. überholt wurden. Namentlich bestrebten sich die deutschen Erfinder, die ungleichmäßige Aussaat bei wellenförmigem Terrain zu beseitigen, was ihnen auch in neuerer Zeit durch automatisch wirkende Vorrichtungen vollkommen gelungen ist. Nach der Weltausstellung zu Philadelphia 1876 fanden auch amerikanische Drills Beachtung, welche wesentlich abweichend von den englischen und zwar speziell mit Berücksichtigung eines mangelhaft vorbereiteten Bodens angeordnet sind. Ihre Arbeit ist keine so vollkommene wie die der englischen Maschinen, befriedigt aber in extensiven Wirtschaften, wo die höchsten Ansprüche an die Ausstreuung nicht gestellt werden können. Zuweilen kombiniert man den Drill mit einem Apparat zum breitwürfigen Ausstreuen von Klee, Luzerne und ähnlichen Sämereien, welche mit dem Sommergetreide ausgesäet werden. Auch findet man häufig, namentlich in England, die Kombination eines Drills mit einem Dungstreuapparat, den sogen. Universaldrill, welcher jedoch die Maschinen sehr schwer und kompliziert macht. In der Regel genügen für die leichtern Drills zwei Pferde oder Ochsen, mit welchen täglich 3-4 Hektar geleistet werden; als Bedienungsmannschaft sind drei Arbeiter erforderlich, von denen einer die Maschine derartig lenkt, daß die Reihen zweier benachbarter Touren genau aneinander anschließen, ein zweiter hinter der Maschine geht, um die Ausstreuung zu kontrollieren und etwanige Verstopfungen der Schare hintanzuhalten, während der dritte die Zugtiere führt. Bei den beliebten Sackschen Drills kann infolge der nach hinten geführten Steuerstange ein Arbeiter erspart werden.

Die Dibbelmaschinen sind aus den Drills entstanden, und es wird den letztern für den Anbau von Rüben, Zichorie und ähnlicher in Horsten zu pflanzender Gewächse gewohnlich ^[richtig: gewöhnlich] ein Vereinzelungsapparat