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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Loth; Lothar Ⅰ.; Lothar Ⅱ.; Lothar Ⅲ.

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Loth – Lothar Ⅲ. (röm.-deutscher Kaiser)

links den Gers und die Baïse aufnimmt, welche ebenfalls schiffbar sind. In den Thälern und an den Hügelgeländen der Garonne und des Lot (über ein Drittel des Landes) ist die Fruchtbarkeit außerordentlich groß. Ober-Agénois aber hat einen eisenhaltigen Thonboden, und im Südwesten nehmen die Landes (s. d.) etwa 660 qkm ein. Im ganzen übersteigt die Getreideernte den Bedarf. 1892 waren 164200 ha mit Weizen und 12500 ha mit Roggen besät und lieferten 2298800 und 143750 hl Frucht. Man gewinnt überdies viel Mais (924000 hl) und Hafer (290400 hl), guten Hanf, Obst, namentlich Pflaumen (die berühmten Backpflaumen von Agen), viel Wein (1882‒1891 durchschnittlich jährlich 348925, 1892 aber 271850 hl auf 59472 ha Land), wie den roten La Rocal, Buzet u. a., den weißen Clairac und Aiguillon, und Tabak, der für den besten Frankreichs gilt. Der Anbau von Anis und Koriander wird im großen betrieben. Die Waldungen bestehen aus Fichten, Korkeichen und Kastanien. Die Weiden sind gering, die Viehzucht ist deshalb nicht von Bedeutung; doch zieht man Rinder (1887: 307600), Schafe (115000), ferner Esel, Maultiere, Schweine und Geflügel, namentlich Truthähne und Gänse, die ausgeführt werden. An Mineralien findet man Eisen, Gips, Mergel und Töpfererde, alle jedoch nur in geringen Mengen. Die Industrie produziert Eisen, Branntwein, Korkpfropfen, Segeltuch, leichte Wollzeuge, Tabak, Fayence, Tapeten und Papier. Man treibt Handel mit Wein, Branntwein, Mehl, Brünellen, Harz, Teer. Das Departement wird von 241,6 km Eisenbahnen und von 365,9 km Nationalstraßen durchzogen. An Bildungsanstalten besitzt das Departement ein Lyceum und drei Collèges. – Vgl. Joanne, Géographie du département de L. (Par. 1881); Proriol, Das Departement L. (ebd. 1894).

Loth, Gewicht, s. Lot.

Lothar Ⅰ., römischer Kaiser (840‒855), ältester Sohn Ludwigs Ⅰ., des Frommen, geb. 795, wurde durch das Reichsgesetz von 817 zum Nachfolger im Kaisertum bestimmt, das dadurch zu einer bleibenden Institution gemacht werden sollte; die Brüder sollten ihm untergeordnet sein. Als aber Ludwig zu Gunsten seines nachgeborenen Sohnes Karl diese Ordnung selbst umstieß, kam es zu wiederholten Kriegen der Söhne gegen den Vater und der Söhne untereinander, in denen auch L. seine vorherrschende Stellung über seine Brüder verlor (s. Ludwig Ⅰ., der Fromme). Bei Fontenoy in Burgund wurde L. 25. Juni 841 von seinen Brüdern, Ludwig dem Deutschen und Karl dem Kahlen, entscheidend geschlagen. Er begnügte sich dann im Vertrage von Verdun 843 mit der Kaiserwürde ohne Oberhoheit über die Brüder und einem Gebiete, das Italien, welches er seit 822 verwaltete, nebst einem Landstrich zwischen Rhône, Saône, Maas, Alpen und Rhein und die Wesermündung mit Friesland inbegriff. Dies im Norden gegen die Normannen, im Süden gegen die Araber zu verteidigen, war er außer stande. Die großen Vasallen hatten im Bürgerkrieg die Erblichkeit ihrer Lehen und weitgehende Selbständigkeit, der Klerus einen großen Einfluß auf die Regierung erlangt. Nach 12 Jahren einer schwachen Regierung verteilte L. sein Reich an seine Söhne und starb wenige Tage später als Mönch im Kloster Prüm 29. Sept. 855. Sein ältester Sohn, Ludwig Ⅱ., erhielt Italien, der mittlere, Lothar Ⅱ., den nördl. Teil, der nach ihm Lothringen genannt wurde, und der jüngste, Karl, die Provence mit Lyon.

Lothar Ⅱ., Sohn Kaiser Lothars Ⅰ., wurde nach dessen Tod 855 von den Großen Lothringens in Frankfurt zum König erhoben und gewann 863 von dem Gebiete seines verstorbenen Bruders Karl Burgund. Ihm unterstanden die Bistümer Köln, Trier, Utrecht, Tongern (Lüttich), Toul, Verdun, Cambrai, Straßburg, Basel, Besançon, Vienne, Viviers, Uzès. Berüchtigt ist L. durch die Versuche, seine Gemahlin Thietberga zu verstoßen und seine frühere Konkubine Waldrade zur Königin zu erheben, indem die Verbindung mit derselben als eine rechtlich geschlossene Ehe behandelt werden sollte. Papst Nikolaus setzte die Erzbischöfe von Trier und Köln ab, die L.s Ehe mit Thietberga getrennt hatten, demütigte L. und erhob dabei das Papsttum gewaltig über das Königtum. L. starb 8. Aug. 869. Das nach ihm Lothringen benannte Land wurde zu Mersen 9. Aug. 870 etwa nach der Sprachgrenze zwischen Deutschland und Frankreich geteilt. – Vgl. M. Sdralek, Hinkmars von Reims kanonistisches Gutachten über die Ehescheidung König L.s Ⅱ. (Freiburg 1881); E. Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reichs (2. Aufl., 3 Bde., Lpz. 1887‒88).

Lothar Ⅲ. (oder Ⅱ.), der Sachse, Graf von Suplinburg, Herzog der Sachsen und römisch-deutscher Kaiser (1125‒37), war in Beziehung auf seine karolingischen Vorgänger der dritte, als Kaiser der zweite dieses Namens. Von Kaiser Heinrich Ⅴ. nach des Herzogs Magnus Tode 1106 mit dem Herzogtum Sachsen belehnt, schloß er sich später an die aufständischen Fürsten an, erhielt nach der Schlacht bei Warnstädt Verzeihung, nahm aber aufs neue an dem Kampfe gegen Heinrich Ⅴ. beim Welfesholze (1115) teil und zog dann siegreich durch ganz Westfalen bis an den Rhein. Nach Heinrichs Ⅴ. Tode wurde er, um den Herzog Friedrich von Schwaben, Heinrichs Ⅳ. Enkel, von der Nachfolge zu verdrängen, mit Unterlassung der gesetzlichen Form durch die Ränke der klerikalen Partei unter Führung des Erzbischofs Adalbert von Mainz 30. Aug. 1125 zum König gewählt. Welche Versprechungen er damals gemacht hat, ist ungewiß; jedenfalls handhabte er später die Investitur der Bischöfe wie sein Vorgänger auf Grund des Wormser Konkordats und regierte, durch persönliche Tüchtigkeit und bedeutende Hausmacht unterstützt, mit kräftiger Hand. Mit den Hohenstaufen, den Allodialerben Heinrichs Ⅴ., kam er bald in Streitigkeiten, da er die Reichsgüter ihnen abforderte, und griff 1126 Herzog Friedrich an. Zugleich suchte sich L. durch eine Verbindung mit dem welfischen Hause zu stärken, indem er seine elfjährige Tochter Gertrud, die einzige Erbin der suplinburg., nordheim. und altbraunschw. Allodialgüter, mit Heinrich dem Stolzen, Herzog von Bayern, vermählte und diesem das Herzogtum Sachsen verlieh. Seitdem begann der Kampf zwischen den Welfen und den Hohenstaufen. Friedrichs Bruder, Konrad, der in Mailand zum König gekrönt war, konnte sich nicht gegen L. behaupten.

Bei Gelegenheit des böhm. Erbfolgestreites nach Wladislaws Ⅰ. Tode 1126 machte L. den Herzog von Böhmen sowie den Herzog von Polen zu Vasallen, belehnte den Grafen Konrad von Wettin mit der Markgrafschaft Meißen und setzte den Herzog Konrad von Zähringen in die erledigte Grafschaft Burgund ein. Auch nahm er dem Landgrafen Hermann Thüringen und gab es einem seiner Anhänger, dem