Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

223
Polare Elektricität - Polarisation
Polare Elektricität, s. Pnroelektricität.
Polareis, die Eisanhäufungen in den Meeren
der Polargegenden, die als losgelöste Stücke der
Gletscher, d. i. als Eisberge (s. d.), oder als Treibeis
(s. d.) auftreten. ^Südpolarländer. !
Polarforfchung, s. Nordpolexpeditionen und
Polarfuchs (0ani3 I^Fopuz ^., s. Tafel: Wilde
Hunde und Hyänen 1, Fig. 3, Bd. 9, S. 426),
ein die nördl. Polarlünder bewohnender Fuchs
mit im Sommer braunem oder bläulichgrauem, im
Winter rein weißem Pelze. (^. Fuchs.)
Polarisation des Lichts. Ein Lichtstrahl, der
unter einem Einfallswinkel von 55° von einem Glas-
spiegel reflektiert wurde, hat besondere Eigenschaft !
ten. Derselbe wird von einem zweiten Glasspiegel,
auf den er unter demselben Winkel fällt, nur dann
in der vollen Stärke reflektiert, wenn die Einfalls-
ebenen beider Spiegel parallel sind. Stehen diesel-
ben zu einander senkrecht, so findet an dem zweiten
Spiegel keine Reflerion statt. Der von dem ersten
Spiegel reflektierte Strahl hat also verschiedene Sei-
ten; man nennt ibn nach Malus l1811), dem Ent-
decker dieser Thatsache, polarisiert und nimmt
nach Fresnel an, daß dessen Schwingungen senk-
recht zur Einfallsebene des ersten Spiegels stattfin-
den, welche diePolarisationsebene des Strahls
genannt wird. Durch Vereinigung nach derselben
Richtung fortschreitender polarisierter Strahlen mit
allen möglichen Stellungen der Polarisationsebene
entstebt ein gewöhnlicher unpolarisierter (oder auch
natürlicher) Lichtstrahl, dessen Schwingungen also
auch senkrecht zum Strahl, aber sonst in allen mög-
ticken Richtungen (nicht in einer bestimmten Ebene)
stattfinden. Auch der unter 55^ einfallende und in
das Glas gebrochene Strahl ist, wenn auch nicht voll-
ständig, polarisiert und zwar schwingt hier das Licht
in der Breckungsebene, d. i. die Polarisationsebene
steht senkrecht zu derselben. Ein Satz von Glasplat-
ten polarisiert das hindurchgehende Licht vollstän-
dig. Wenn Licht in einen doppeltbrechenden Körper,
z. B. Toppclspat, eindringt, so wird der Strahl im
allgemeinen in zwei Strahlen gespalten, von denen
der eine die Gesetze der gewöhnlichen Brechung be-
folgt, der andere nicht. Beide Strahlen sind polari-
siert. Die Polarisationsebene des erstern, des ordi-
nären Strahls, gebt stets durch den Strahl und die
optische Achse des Krystalls hindurch, während jene
des letztern, des extraordinären, zu ersterer Ebene
senkrecht steht. Eine achsenparallel geschnittene
Platte aus Turmalin läßt nur Lickt hindurch, dessen
Polarisationsebene zur Achse senkrecht steht. Licht
mit zur Achse paralleler Polarisationsebene wird
im Turmalin absorbiert. Glasspiegel, Glasplatten-
sätze, Turmaline, Doppelspate, letztere gewöhnlich
in Form eines Nicolschen Prismas (s. d.), kön-
nen demnach zur Herstellung von polarisiertem Licht,
als Polarisatoren (Polariseure), und um-
gekehrt zum Nachweis des polarisierten Lichts, als
Polariskope oder Analysatoren (Analy-
se ure), benutzt werden. Fällt Licht auf einen Ana-
lysator, und dreht man letztern ohne Änderung des
Einfallswinkels um den Strahl als Achse, so ändert
sich hierbei die Stärke des hindurchgehenden Lichts,
wenn dasselbe polarisiert ist.
Ein vollständiger Polarisationsapparat (s. d.) be-
steht aus einem Analysator und Polarisator. Der
einfachste Apparat dieser Art ist die Turmalin-
zange (i. d.), die aus zwei achsenparallelcn gegen-
einander drehbaren Turmalinen besteht. Bei gekreuz-
ter Stellung der Achsen geht kein Licht hindurch. Ist
" der Winkel zwischen den beiden Achsen vvnd k die
Schwingungsweite des aus dem ersten Turmalin
tretenden Lichts, so ist a - 003 " die Schwingungs-
weite nach dem Durchdringen des zweiten Turma-
lins und ^ co3 ^ hie Intensität, wenn die Lichtinten-
sität nach dem Austritt aus dem ersten Turmalin "1
ist. Ein einfach brechender Körper, zwischen die ge-
kreuzter Turmaline gebracht, läßt das Gesichtsfeld
dunkel. Ein doppeltbrechender Körper hingegen
zersetzt das Licht nach zwei zu einander senkrechten
Polarisationsebenen. Füllt die eine mit der Achse
des ersten Turmalins zusammen, so bleibt das Feld
ebenfalls dunkel. Ist dies aber nicht der Fall, so
teilt sich das aus dem ersten Turmalin tretende
Licht in zwei Teile, die wegen der ungleichen Ge-
schwindigkeit im doppelt brechenden Körper einen
Wegunterschied und, wenn dieselben durch den
zweiten Turmalin wieder in eine Ebene gebrach!
werden, Interferenz (s. d.) zeigen. So zeigt ein
dünnes Glimmerblättchen im Polarisationsapparat
Interferenzfarben (Chr 0 matifche Polari-
sation, s. d.), welche das bequemste Erkennungs-
zeichen der Doppelbrechung darbietet.
Läsit man auf einen Turmalin ein Glimmerblätt-
cken folgen, dessen Polansationsebenen 45" mit der
Turmalinachse einschließen, so wird in diesem das
Licht in zwei gleichstarke Teile zerlegt, die bei passen-
der Dicke des Plättchcns einen Phasenuntcrschied
von einer Viertelschwingung erhalten. Hieraus geht
eine kreisförmige oder cirkulare Schwingung hervor.
Die Drehung des zweiten Turmalins ändert nun
die Lichtstärke nicht mehr. Das so entstehende cir-
kular polarisierte Licht verhält sich also ähnlich
wie unpolarisiertes, unterscheidet sich jedoch von
diesem dadurch, daß es durch nochmalige Einschal-
tung eines gleichdicken Glimmers zwischen die Tur-
maline wieder in das bekannte polarisierte Licht
übergeht, das man zum Unterschiede von dem cir-
kular polarisierten Lichte geradlinig polari-
siertes nennt. Hat der erst erwähnte Glimmer
eine andere Dicke oder eine andere Lage als die an-
gegebene, so erhält man im allgemeinen elliptisch
polarisiertes Licht, dessen Eigenschaften zwischen
jenen des linear und des cirkular polarisierten in
der Mitte liegen. Nicht nur die Lichtstrahlen, sondern
auch die Wärmestrahlen können unter entsprechenden
Umstünden polarisiert werden.
Das blaue Licht des Himmelsgewölbes ist
als reflektiertes Licht derart polarisiert, daß wenig-
stens in größerer Höhe über dem Horizont die Schwin-
gungsebene des Lichts senkrecht steht zu der durch
die Sonne und die Visierachse des Polariskops ge-
legten Ebene. Stellt man das Polariskop auf den
Nordpol ein, so wird man erkennen, daß sich die
Schwingungsebene des von dort reflektierten Lichts
immer mit der Sonne bewegt. Zur Mittagszeit
muß sie genau horizontal liegen, vor und nach
Mittag aber je nach Tages- und Jahreszeit gegen
den Horizont geneigt sein. Man wird daher aus
der Stellung des Polariskops die Stellung der
Sonne und somit die Zeit bestimmen können. Eine
derartige Vorrichtung hat man Polaruhr genannt.
Vgl. Lommel, Das Wesen des Lichts (Lpz. 1874);
Spottiswood, ?. ok li^Kt (Lond. 1874); Stokes, 0n
lissdt (3 Bde., ebd. 1884-87); Knoblauch, Über P.
der strahlenden Wärme (Halle 1891).
Polarisation, elektrische, galvanische oder
Voltasche, s. Elektrische Polarisation.