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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Oscillariaceen; Oscillation; Oscinis Frit; Oscitanz; Osculum; Öse; Oseille; Ösel; Osemundschmiede; Osenbrüggen; Öser; Oserow

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Oscillariaceen - Oserow.

hervorgerufen. Sie bilden meist schleimig-häutige, am Rand oft strahlig auseinander fahrende Massen, überall auf Schlamm, in Sümpfen, Pfützen, auf nassem Boden, manche auch in heißen Quellen.

Oscillariaceen, Familie der Algen, aus der Ordnung der Cyanophyceen; s. Algen, S. 342.

Oscillation, s. Oszillation.

Oscinis Frit, Fritfliege.

Oscitanz (Oscitation, lat.), Nachlässigkeit, rücksichtsloses Benehmen gegen andre.

Osculum (lat.), Kuß; O. pacis, Friedenskuß, insbesondere der, welchen die Kardinäle von dem neugewählten Papst empfangen.

Öse, s. v. w. Öhr (s. d.); insbesondere Name der kleinen Drahtschlingen an Kleidern, die mit den Haken zum Zuhefteln dienen; im Bauwesen ein rechteckiges oder rundes Loch, mittels dessen man Gegenstände aneinander hängen oder Baukonstruktionsteile, z. B. Zuganker, Hängeisen, mit andern verbinden kann.

Oseille (franz., spr. osäj), Sauerampfer, s. Rumex.

Ösel, russ. Insel in der Ostsee, vor dem Eingang des Rigaschen Meerbusens (s. Karte "Livland etc."), wird durch den Kleinen Sund von der Insel Mohn, durch eine 36 km breite Meerenge von Kurland und durch den Sölasund von der Insel Dagö getrennt, hat 2617,9 qkm (47,5 QM.) Flächeninhalt und bildet mit Mohn, Abro, Runo und einigen andern kleinen Eilanden den Öselschen Kreis der Provinz Livland, hat aber dabei ihre eigne Landesverwaltung, an deren Spitze ein Adelsmarschall steht. Die Oberfläche ist eben, zum Teil bewaldet. Der Boden besteht aus mit Thon gemischter Kalkerde, welche stellenweise eisenhaltigen Schlamm enthält. Die Küste ist hoch und hat am Nord- und Westufer die sogen. Panks, steil ins Wasser abfallende Kalkfelsen. Bewässert wird Ö. von mehreren Seen und zahlreichen kleinen Bächen. Das Klima ist gesund und ungleich milder als auf dem benachbarten Festland. Man baut alle Kornarten, Flachs, Hanf und Wurzelgewächse. Die Pferde ("Öselsche Klepper") sind sehr klein, aber ausdauernd. Die fast sämtlich protestantischen Einwohner (1881: 53,120 Seelen) gehören mit Ausnahme des Adels, der Geistlichkeit und der Bürger, welche deutscher Abkunft sind, sowie einiger Schweden und Russen zur esthnischen Nation. Auf Ö. hat sich hier und da noch die Nationaltracht der Esthen rein erhalten. Hauptbeschäftigung der Landbewohner bilden Ackerbau, Viehzucht und Fischfang. Die einzige Stadt der Insel ist Arensburg (s. d.). Seit 1559 durch Kauf von dem Bischof dänische Provinz, kam Ö. 1721 mit Livland an Rußland.

Osemundschmiede, nach dem Namen einer schwed. Eisenhütte eine in Schweden übliche Eisenfrischmethode in Herden bei Einmalschmelzerei.

Osenbrüggen, Eduard, namhafter Rechtsgelehrter, geb. 24. Dez. 1809 zu Ütersen in Holstein, ward 1843 Professor in Dorpat und lehrte seit 1851 als Professor in Zürich, wo er 9. Juni 1879 starb. Er hat sich besonders um die Theorie des Strafrechts Verdienste erworben. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Die Brandstiftung" (Leipz. 1854); "Kasuistik des Kriminalrechts" (Schaffh. 1854); "Der Hausfrieden" (Erlang. 1857); "Das alamannische Strafrecht" (Schaffh. 1860); "Das Strafrecht der Langobarden" (das. 1863); namentlich aber die für ein größeres Publikum bestimmten "Kulturhistorischen Bilder aus der Schweiz" (Leipz. 1862 u. 1864, 2. Aufl. 1867); ferner "Wanderstudien aus der Schweiz" (Bd. 1-5, Schaffh. 1867-76; Bd. 6 von, Basel 1881); "Studien zur deutschen u. schweizerischen Rechtsgeschichte" (Schaffh. 1868); "Die Schweizer" (Berl. 1874); "Die Schweiz in den Wandlungen der Neuzeit" (das. 1876); "Der Gotthard und das Tessin" (Basel 1877); "Eine Metamorphose im deutschen Strafrecht" (Berl. 1878); "Das Berner Oberland" (Darmst. 1881). Von dem Corpus juris civilis der Gebrüder Kriegel bearbeitete er den dritten Band.

Öser, 1) Adam Friedrich, Maler, Bildhauer und Radierer, geb. 17. Febr. 1717 zu Preßburg von sächsischen Eltern, bildete sich von 1730 bis 1739, nur durch einen zweijährigen Aufenthalt in Preßburg unterbrochen, wo Raphael Donner Einfluß auf ihn gewann, durch Privatunterricht in Wien, dann unter Dietrich und Mengs zu Dresden, wo er von 1739 bis 1756, namentlich als Dekorationsmaler für das Hoftheater, thätig war und mit Winckelmann Freundschaft schloß. Nach dreijährigem Aufenthalt in dem gräflich Bünauschen Schloß zu Dahlen ging er nach Leipzig, wo er 1764 Direktor der neugegründeten Kunstakademie wurde. Neben seiner Lehrthätigkeit, welche unter andern auch auf Goethe von großem, nachhaltigem Einfluß wurde, entfaltete er auch eine große Regsamkeit auf dem Gebiet der dekorativen Malerei, namentlich in Plafonds, die jedoch meist untergegangen sind. Erhalten haben sich einige Gemälde in der Nikolaikirche und eine Anzahl von kleinen dekorativen Arbeiten und Staffeleibildern. Von seinen plastischen Schöpfungen sind das Denkmal Friedrich Augusts des Gerechten in Leipzig und das Denkmal für die dänische Königin Mathilde in Celle hervorzuheben. Ö. hat auch 45 Blätter teils nach Rembrandt, teils nach eigner Erfindung radiert. Neben Winckelmann war er ein energischer Vorkämpfer für die Reformation der Kunst durch die Antike, vermochte aber seinen geläuterten Kunstanschauungen in seinen eignen Gemälden keinen energischen Ausdruck zu geben. In seiner Vorliebe für Allegorien steht er noch auf dem Boden der Rokokokunst. Er starb 18. März 1799 in Leipzig. Vgl. Dürr, A. F. Ö. (Leipz. 1879). - Sein Sohn Johann Friedrich Ludwig Ö., geb. 1751 zu Dresden, seit 1778 Professor der Geschichts- und Landschaftsmalerei zu Dresden, gest. 1792, lieferte geschätzte landschaftliche Zeichnungen in Aquarell und Tusche und mehrere radierte Blätter nach Rubens, Rembrandt, Salvator Rosa u. a.

2) Rudolf Ludwig, unter dem Namen Otto Glaubrecht bekannter Volksschriftsteller, geb. 31. Okt. 1807 zu Gießen, seit 1835 Pfarrer zu Lindheim in der Wetterau, starb 13. Okt. 1859 daselbst. Ö. gab eine Reihe von Erzählungen heraus, welche das Volksleben, besonders in der Wetterau und im übrigen Hessenland, in einfacher und fließender Darstellung zur Anschauung bringen und trotz entschieden pietistischer Färbung zu den bessern Erscheinungen der Gattung gehören. Wir nennen davon: "Anna, die Blutegelhändlerin" (Frankf. 1841); "Die Schreckensjahre von Lindheim" (1842); "Heimkehr" (1848); "Die Goldmühle" (1852); "Erzählungen aus dem Hessenland" (1853); "Die Zigeuner" (1851); "Die Heimatlosen" (1858); "Das Wassergericht" (1860) etc. Ausgewählte Schriften Ösers, mit Biographie, erschienen Frankfurt 1866.

3) Christian, Pseudonym für T. G. Schröer (s. d.).

Oserow, Wladislaw Alexandrowitsch, russ. Trauerspieldichter, geb. 18. Sept. (a. St.) 1769 im Gouvernement Twer, trat 1776 in das Landkadettenkorps und ward 1787 Leutnant in der Armee. Später trat er in den Zivildienst über und ward Mitglied im Forstdepartements nahm aber 1808 seine Entlassung. Er starb 1816, in den letzten Jahren ein ge-^[folgende Seite]