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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Abholzen - Abiturient.

Abholzen (Abtreiben), im Forstwesen das Fällen des gesamten auf einer Fläche befindlichen Holzbestands. Ein Baum ist abholzig, wenn er an einer Stelle plötzlich auffallend dünner wird.

Abhorrers (spr. äbhórr-), d. h. Verabscheuende, Bezeichnung derjenigen Partei in England, welche unter Karl II. jedes Zugeständnis an die Opposition und die Volkspartei, die sogen. Petitioners oder Bittsteller, zurückwies.

Abhorreszieren (abhorrieren, lat.), zurückschaudern vor etwas, es verabscheuen, verwerfen; Abhorreszenz, Abscheu.

Abhortieren (neulat.), einen abmahnen von etwas, es ihm abraten; Abhortation, Abmahnung.

Abich, Wilhelm Hermann, Geolog und Reisender, geb. 11. Dez. 1806 zu Berlin, studierte daselbst Naturwissenschaften und wurde 1842 Professor der Mineralogie zu Dorpat, 1853 Mitglied der Petersburger Akademie; lebt seit 1877 in Wien. Seine Hauptthätigkeit bestand in Bereisung der Länder am Kaukasus, des armenischen Hochlands und des nördlichen Persien, worüber er zahlreiche Arbeiten veröffentlichte (z. B. "Über die Natronseen auf der Araxesebene", 1846 und 1849; "Über Orographie von Daghestan", 1847; "Meteorologische Beobachtungen in Transkaukasien", 1848 und 1850, u. a.). Außerdem schrieb er: "Erläuternde Abbildungen geologischer Erscheinungen, beobachtet am Vesuv und Ätna 1833 und 1834" (Berl. 1836); "Über die Natur und den Zusammenhang vulkanischer Bildungen" (Braunschw. 1841); "Über die geologische Natur des armenischen Hochlands" (Dorpat 1843); "Vergleichende chemische Untersuchungen des Wassers des Kaspischen Meers, des Urmia und Wansees" (Petersb. 1856); "Beiträge zur Paläontologie des asiatischen Rußland" (das. 1858); "Vergleichende geologische Grundzüge der kaukasisch-armenischen und nordpersischen Gebirge" (das. 1858); "Über das Steinsalz und seine geologische Stellung im russischen Armenien" (das. 1857); "Sur la structure et la géologie du Daghestan" (das. 1862); "Über eine im Kaspischen Meer erschienene Insel, nebst Beiträgen zur Kenntnis der Schlammvulkane der Kaspischen Region" (das. 1863); "Geologische Beobachtungen auf Reisen zwischen Kur und Araxes" (das. 1867); "Geologische Forschungen in den kaukasischen Ländern" (Wien 1878-82, Teil 1 u. 2).

Abichīt, s. Strahlerz.

Abĭes, bei den Römern die Weißtanne; A. Mill. Pflanzengattung, diejenigen Arten der Gattung Pinus L. umfassend, welche einzeln stehende Nadeln und im ersten Herbst nach der Blütezeit reifende Samen tragen; nach andern Botanikern Unterabteilung der Gattung Pinus L. (s. d.).

Abĭetineen, Unterfamilie der Koniferen (s. d.).

Abigáil (hebr., s. Abu), Gattin des Nabal zu Karmel, die, als David während seiner Verbannung vom Hof Sauls ihren Gemahl bedrohte, denselben beschwichtigte und so für sich einnahm, daß er sie nach dem Tod ihres Mannes zum Weib nahm. Sie gebar ihm den Chileab, der auch Daniel heißt. Auch eine Schwester des David führte den Namen A.

Abigieren (lat., "wegtreiben"), Vieh stehlen; Abigeāt, Viehdiebstahl.

Abildgaard, Nicolaj Abraham, dän. Maler, geb. 11. Sept. 1743 zu Kopenhagen, Sohn des Malers Sören A. (1718-91), welcher besonders Zeichnungen nach nordischen Denkmälern des Altertums fertigte, bildete sich auf der Kopenhagener Akademie, ging 1772 nach Rom und wurde nach seiner Rückkehr 1777 Professor, 1789 Direktor der Akademie. Seine ↔ Hauptwerke, ein Cyklus von historisch allegorischen Bildern im Schloß zu Christiansburg, sind 1884 sämtlich durch Brand zerstört worden. Ferner malte er Szenen aus Ossian und Shakespeare und vier Bilder aus der "Andria" des Terenz (Galerie in Kopenhagen). Da er auch modellierte und praktisch als Ornamentist thätig war, begann der junge Thorwaldsen unter ihm seine künstlerische Laufbahn. Er starb 4. Juni 1809 in Frederiksdal.

Abimelēch (hebr., "mein Vater ist König"), 1) Name der philistäischen Könige zu Gerar, vielleicht der philistäischen Herrscher im allgemeinen. Einer derselben raubte dem Abraham seine Gattin Sara, indem er sie für dessen Schwester hielt, gab sie ihm aber auf Gottes Weisung unberührt und mit reichen Geschenken zurück (1. Mos. 20). -

2) Unehelicher Sohn des israelitischen Richters Gideon, welcher, nachdem er seine 70 Brüder, außer Jotham, getötet hatte, sich von den Sichemiten zum König über Israel wählen ließ, aber während der im dritten Jahr seiner Regierung eingetretenen Empörung der Sichemiten, deren Stadt Sichem er zerstörte, und zwar bei der Belagerung von Tebez durch einen Steinwurf getötet wurde.

Abingdon (spr. ébbingd'n), Stadt in Berkshire (England), 7 km von Oxford, bei der Mündung des Ock und des Berk- und Wiltshirekanals in die Themse, hat bedeutenden Handel in Korn und Malz und (1882) 5684 Einw. Von der im 12. Jahrh. gegründeten Abtei bestehen noch unbedeutende Reste. Dabei das liebliche Dorf Sunningwell, auf dessen Kirchturm Roger Bacon seine astronomischen Beobachtungen gemacht haben soll, und Culham, mit Lehrerseminar.

Ab instantia absolvieren, einen Angeklagten und des angeschuldigten Verbrechens Verdächtigen aus der Untersuchung entlassen und nur insofern freisprechen, als die vorhandenen Beweise das Verbrechen nicht hinlänglich darthun. Durch diese Entbindung von der Instanz, welche dem ältern deutschen Strafprozeß eigentümlich war, wurde der Angeschuldigte keineswegs für völlig unschuldig erklärt, weshalb er gewöhnlich auch die Kosten des Prozesses bezahlen mußte und die Untersuchung, sobald neue Verdachtsgründe vorlagen, wieder aufgenommen werden konnte. Das moderne Strafprozeßrecht schreibt statt dessen die Einstellung (s. d.) der Untersuchung vor.

Ab intestāto erben, als gesetzlicher Erbe eine Erbschaft antreten, steht dem Erben auf Grund eines Testaments gegenüber und findet statt, wo ein Testament oder Erbvertrag nicht vorhanden ist.

Abinzen, tatar. Volksstamm im russisch-asiatischen Gouvernement Tomsk, am obern Tom, besonders im metallreichen Bezirk Koliwan, ansässig, wo er sich mit Jagd, Fischfang und Eisenindustrie beschäftigt.

Abiogénesis (griech.), s. Urzeugung.

Abipōnen, einst ein berühmtes indian. Reitervolk in Südamerika, das zwischen den Flüssen Salado, Vermejo und Parana (in den La Plata Staaten) umherschwärmte und sich durch seine Feindseligkeit und kriegerische Tapferkeit den Spaniern furchtbar machte. Seit Ende des 18. Jahrh. sind sie fast ganz erloschen. Die Missionäre arbeiteten unter ihnen ohne Erfolg. Vgl. Dobrizhofer, Historia de Abiponibus (Wien 1784, 3 Bde.); Martius, Beiträge zur Ethnographie und Sprachenkunde Amerikas, Bd. 1 (Leipz. 1867).

Abirrung des Lichts, s. Aberration des Lichts.

Abiturient (neulat., "demnächst Abgehender"), Schüler, der im Begriff ist, eine höhere Schulanstalt nach beendigtem Lehrkursus rite, d. h. nach Ablegung der vorschriftsmäßigen Entlassungsprüfung (Matu-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 45.