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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Aldus Manutius; Ale; Alĕa; Alĕa jacta est; Aleander; Aleardi; Aleatico; Aleatōrisch; Alecsandresku

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Aldus Manutius - Alecsandresku.

Aldus Manutius, s. Manutius.

Ale (engl., spr. ehl), s. Bier.

Alĕa, arkad. Stadt im Gebiet von Stymphalos, mit einem Tempel der Athene A. und einem des Dionysos, dem alljährlich ein Fest mit Kultbräuchen, welche an alte Menschenopfer erinnerten, gefeiert wurde. Reste der Befestigungsmauern bei Bugiati.

Alĕa jacta est (lat., "der Würfel ist geworfen"), Ausruf Cäsars, als er, den Rubicon überschreitend, den Bürgerkrieg begann; dann überhaupt sprichwörtlich gebraucht in dem Sinn: die Entscheidung ist gefallen. Deutsch entspricht ihm sehr gut Ulrich v. Huttens Wahlspruch: "Ich hab's gewagt!"

Aleander, Hieronymus, Gelehrter und Kardinal, geb. 1480 zu Motte bei Treviso, studierte anfangs Medizin, dann in Padua Theologie und alte Sprachen. Papst Alexander VI. berief ihn 1501 nach Rom, machte ihn zum Sekretär seines Sohns Cäsar Borgia und gebrauchte ihn auch zu diplomatischen Sendungen. Auf seinen Reisen wurde A. auch mit Erasmus bekannt und gewann an demselben einen vertrauten Freund. Seit 1508 las A. an der Universität zu Paris über griechische Sprache und Litteratur und wurde Rektor der Universität. Vom Fürstbischof von Lüttich 1513 zum Kanzler ernannt, zeichnete er sich in der Verwaltung aus, wurde 1517 Bibliothekar Papst Leos X., entwarf mit Eck die Bannbulle gegen Luther, wurde 1520 als päpstlicher Nunzius nach Deutschland geschickt und setzte auf dem Reichstag zu Worms (1521) die Achtserklärung gegen Luther durch. Im J. 1525 befand er sich als päpstlicher Legat beim König Franz I. und wurde mit diesem in der Schlacht bei Pavia gefangen. Im J. 1524 zum Erzbischof von Brindisi ernannt, erschien er 1531 abermals in Deutschland als Nunzius des Papstes mit dem Auftrag, eine friedliche Auseinandersetzung der Katholiken und Protestanten zu verhindern. Doch vereitelte der Religionsfriede zu Nürnberg den Hauptzweck seiner Mission. Auch eine dritte Sendung 1538 hatte wenig Erfolg. Im J. 1538 zum Kardinal erhoben, starb A. 1542. Sein "Lexicon graeco-latinum" (Par. 1512), das beste seiner Zeit, ist jetzt eine bibliographische Seltenheit. Außerdem edierte A. mehrere griechische Autoren und lieferte eine griechische Grammatik. Auch als Dichter erlangte A. Ruf. Für die Reformationsgeschichte geben seine Briefe (abgedruckt in Friedrich, Der Reichstag von Worms nach den Briefen Aleanders, Münch. 1872, und in Brieger, Quellen und Forschungen zur Geschichte der Reformation, 1. Teil: A. und Luther 1521, Gotha 1884) wichtige und interessante Aufschlüsse. Vgl. Jansen, A. am Reichstag zu Worms (Kiel 1883).

Aleardi, Aleardo, Graf, ital. Dichter, geb. 4. Nov. 1812 zu Verona, wuchs unter dem Druck der österreichischen Herrschaft heran, studierte zuerst Philosophie und Naturwissenschaften, hernach in Padua Jurisprudenz, bewarb sich aber, der österreichischen Polizei bereits verdächtig, vergebens um eine Anstellung im Staatsdienst. Auch seine poetischen Werke (lyrisch-epische Reflexionsdichtungen vom Umfang einer mäßigen Broschüre) konnten ihrer nationalpolitischen Tendenzen halber zum Teil erst lange nach ihrer Entstehung gedruckt werden. Das Gedicht "Arnalda" (1842) war zwar noch frei von solchen Tendenzen; dagegen finden sie sich schon reichlich, sogar mit einem prophetischen Blick auf die künftige Größe des einheitlichen Italien, in der geschichtsphilosophischen Dichtung "Prime storie", die, bereits 1845 geschrieben, erst 1857 ans Licht treten konnte. Aus derselben Zeit stammt "Un' ora della mia giovinezza" (2. Aufl. 1858), die poetische Schilderung einer Wanderung im Gebirge, welche die eigentümliche Doppelnatur des Dichters: stille, sinnige Träumerei, verbunden mit feuriger Hingabe an die Sache der Freiheit und nationalen Unabhängigkeit des Vaterlands, am besten zeigt. Voll tiefer Empfindung sind die "Lettere a Maria", erschienen im Revolutionsjahr 1848, das auch den Dichter bald unter den Kämpfenden fand. Nachdem er im Dienste der provisorischen Regierung Venedigs thätig und dafür zu Mantua eingekerkert gewesen, begleitete er, ungebeugt von den Verfolgungen, auch die weitern Schicksale seines Vaterlands mit begeisterten und wirkungsvollen Gesängen. So erschien neben der harmlosern Dichtung "Raffaele e la Fornarina" (1858) die formschöne, bedeutsame Kanzone "Le città italiane marinare" (1856), ferner "Il Monte Circello" (1858), eine Dichtung im Blankvers, dem Lieblingsmetrum des Dichters, und 1859, kurz vor dem Ausbruch des Kriegs mit Österreich, das poesievolle "Triste dramma", ein poetischer Nachklang der Mantuaner Schicksale des Dichters und seiner Leidensgefährten. Nach einer vollkommen ungerechtfertigten abermaligen Gefangenschaft in Josephstadt kehrte A. nach dem Friedensschluß in sein Vaterland zurück, wurde hier Mitglied des Parlaments, 1864 Professor der Ästhetik an der Akademie der schönen Künste, später Mitglied des Oberunterrichtsrats und des Senats. Er starb 17. Juli 1878 in Verona. Von Dichtungen hat er noch "I sette soldati" (1861) und den gegen Pius IX. gerichteten "Canto politico" (1862) veröffentlicht. Sammlungen seiner Gedichte erschienen unter den Titeln: "Poesie complete" (Laus. 1863), "Poesie varie" (Salerno 1860), "Canti" (Verona 1862, 6. Aufl. 1882); eine Auswahl in deutscher Übersetzung von Kitt (Bas. 1872). G. Trezza veröffentlichte den Briefwechsel des Dichters: "Epistolario di A. A." (Mail. 1879). Vgl. Daneo, Aleardo A. (Genua 1879).

Aleatico, s. Italienische Weine.

Aleatōrisch (v. lat. alea, Würfel), auf das Würfelspiel bezüglich, gewagt. Ein aleatorischer Vertrag ist z. B. dann vorhanden, wenn Gewinn oder Verlust bei demselben von dem Eintritt oder Nichteintritt eines zukünftigen ungewissen Ereignisses abhängig gemacht ist.

Alecsandresku, Grigoic, rumän. Dichter und Staatsmann, geb. 1812 zu Tirgovisti in der Walachei, studierte am Kollegium St. Sava in Bukarest, trat unter Alexander Ghikas Regierung in die Armee, nahm aber nach drei Jahren mit dem Rang eines Offiziers seinen Abschied, um als Schriftsteller und Politiker für die Oppositionspartei zu wirken. Seine politischen Satiren und Fabeln gewannen ihm rasch Popularität. Besonders aber trug er durch seine Dichtungen "Das Jahr 1840", worin er in schwungvollen Worten die Wünsche des Landes aussprach, zur Erweckung der Geister bei. Unter der Regierung G. Bibescus (1842-48) ins Ministerium berufen, war er hier eine Reihe von Jahren thätig, trat dann in den 50er Jahren als Mitglied in die Dokumentalkommission ein und führte unter Alexander Cusa das Direktorium des Kultus- und Unterrichtsministeriums sowie kurze Zeit auch das Finanzministerium. Im J. 1860 wurde er zum Mitglied der sogen. Zentralkommission, endlich 1866 von König Karl I. zum Mitglied des Generalkomitees der Theater ernannt. Gegenwärtig lebt A. zurückgezogen in Bukarest, von Zeit zu Zeit in Journalen Fabeln und Erzählungen veröffentlichend. Seine poetischen und prosaischen