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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Algiers; Algin; Algoabai; Algodonalesbai; Algodonit; Algol

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Algiers – Algol

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Algier'

wird von den schönen promenadenartigen Straßen Rue de Constantine und Rue d'Isly durchzogen und enthält viele schöne Bauten, so die Post, den Justizpalast, die Kirche St. Augustin u.a. Vor der Porte Bab el-Oued liegt auf der Nordseite die gleichnamige Vorstadt, an der Südseite die Vorstadt Agha und weiter das Dorf Mustapha, dessen oberer Teil aus einer reizenden Villenkolonie besteht, wo auch der Generalgouverneur seine Sommerresidenz hat. Die Hauptpromenade bildet außer dem Boulevard der Jardin de Marengo, am Nordende der Rue Bab el-Oued. Der Hafen (95 ha) wurde unter Napoleon III. durch drei Steindämme (700, 1235 und 210 m) gegen NO., O. und S. geschützt. Er ist für Aufnahme von 40 Kriegs- und 300 Handelsschiffen berechnet und für den Handel A.s mehr als ausreichend. Militärisch geschützt werden Hafen und Stadt durch ein ausgedehntes Befestigungssystem. Die Stadt hat eine kath. Kathedrale, mehrere andere Kirchen, eine engl., eine prot. Kirche, mehrere Synagogen, 22 Moscheen und viele kleinere, dem Andenken von Heiligen oder Marabuts geweihte Bethäuser.

Die Zahl der Einwohner, zur Zeit der Türkenherrschaft übertrieben bis auf 100000 geschätzt, betrug 1838: 30395, darunter 18387 Eingeborene, 1886: 74792, darunter 16759 Eingeborene, 1891: 82585, darunter 20928 Eingeborene und 38041 Franzosen. Den Kern der einheimischen Bevölkerung bilden die Mauren, die ihren Lebensunterhalt im Kleinhandel, als Handwerker, Seidenwirker, Goldsticker, Schuhmacher und Sattler suchen. Die Israeliten (8486) sind jetzt reiche Kaufleute und Besitzer von Fabriken, Häusern und Gütern. A. ist Sitz des Generalgouverneurs, der obersten Militär- und Civilbehörden sowie der Behörden für die Provinz (Präfekt) und des Arrondissements A., eines Appellhofs, eines kath. Erzbischofs, eines prot. und israel. Konsistoriums sowie der höchsten Geistlichkeit der Moslems.

An Bildungsanstalten hat A. eine Militärakademie, ferner im schönen, in der Vorstadt Isly auf einem Hügel gelegenen Universitätsgebäude eine École de Médecine und drei Écoles préparatoires, nämlich für Rechte, für Mathematik und Naturwissenschaften und für Litteratur mit einer orient. Sektion und einem Kurse für die arab. Sprache, eine Medrese für Mohammedaner, ein Lyceum, Pensionate für den höhern Unterricht, zahlreiche Elementarschulen für alle Konfessionen, ein archäol. Museum, eine öffentliche Bibliothek, zwei Theater, seit 1856 eine histor. Gesellschaft, die die «Revue Africaine» erscheinen läßt, mehrere Buchdruckereien, Buchhandlungen, Lesekabinette, mehrere Zeitungen, arab. und franz. Journale, Gesellschaften für Kunst, Landwirtschaft u.s.w.; auch Wohlthätigkeitsanstalten und -Vereine, Waisenhäuser, Armenhaus, Sparkasse, Militär- und Civilhospitäler, ein großes Militärlazarett u.a. sind vorhanden.

Handel. Die Hauptquelle des Erwerbs ist der Handel, da A. der wichtigste Handelsplatz der Küste und der Endpunkt aller Straßen des Binnenlandes ist. Die Einfuhr (1887: 85¼ Mill. Frs.) gehört größtenteils Frankreich an, doch beteiligen sich Spanien (1888: 8,7 Mill. Frs.) mit Weinen und Früchten, Italien (1888: 2,1 Mill. Frs.) mit Reis, Wein, Töpferwaren und Cement, England (1888: 9,7 Mill. Frs.) mit Steinkohlen, Baumwollgeweben und Eisen, die brit. Besitzungen im Mittelmeer (1888: 2,1 Mill. Frs.); Österreich mit Bauholz und Stahl und ↔ Rußland (1888: 5,6 Mill. Frs.). Die Ausfuhr zur See (1887: 50,5 Mill. Frs.) richtet sich außer nach Frankreich besonders nach England (1888: 10,4 Mill. Frs.), den engl. Besitzungen im Mittelmeer (1888: 2,8 Mill. Frs.), Belgien (1888: 8,1 Mill. Frs.), Spanien (4 Mill. Frs.), Portugal und Italien und besteht hauptsächlich in grünen Gemüsen, Blättertabak, Flachs, Wein, Kartoffeln, Schafen, ferner in Schafwolle, Hörnern, Klauen, frischen und getrockneten Früchten und Crin d'Afrique. Der Küstenverkehr erreichte (1888) 36422 t in der Ausfuhr (meist nach Dellys im Osten und Scherschell im Westen von A.); in der Einfuhr 19313 t. Seit 2. April 1889 ist der Verkehr mit Frankreich der franz. Flagge vorbehalten. In A. sind folgende Banken vertreten: Die Bank von A., die Compagnie Algérienne, der Crédit foncier et agricole d'Algérie und eine Filiale des Crédit Lyonnais. Außerdem bestehen Wechselstuben, einige Bankiers, eine Handelskammer und Konsulate aller handeltreibenden Nationen.

Verkehrswesen. A. hat Eisenbahnverbindung mit Oran (426 km) und mit Constantine (464 km) und hat durch die Compagnie générale transatlantique mit Marseille (417 Seemeilen) täglich Postverbindung, mit Port-Vendres und den Küstenplätzen bis Tunis einmal wöchentlich; nach Frankreich führen drei der franz. Regierung gehörige Kabel. In neuerer Zeit ist A. infolge seines milden Seeklimas (+12°C. im Winter bis 20°C. im Sommer) auch als Kurort sehr in Aufnahme gekommen und wird während des Winters von brustkranken Europäern sowie zahlreichen Reisenden besucht, da hier für alle Bedürfnisse auch des verwöhntesten Großstädters ausreichend gesorgt ist. Die nächsten Umgebungen A.s, der Fhos oder Fhas (Weichbild), dessen Kommunen und zugehörigen Ortschaften seit 1848 in die Bannmeile der Stadt gezogen sind, zeichnen sich durch reizende Lage, üppige Vegetation, schöne Gärten, besonders den herrlichen Versuchsgarten hinter dem Schlachthof, maur. Villen, Landhäuser der Konsuln aus. – Vgl. Schneider, Der klimatische Kurort A. (3 Bde., Dresd. 1869-78). (Hierzu Plan: Algier.)

Algiers (spr. älldschihrs), Stadt im nordamerik. Staate Louisiana, am Mississippi, Neuorleans wie eine Vorstadt gegenüberliegend, hat 5000 E.

Algīn, Alginsäure, ein Nebenprodukt bei der Gewinnung von Jod aus Meeresalgen auf nassem Wege; es ist eine eiweißähnliche, in Wasser unlösliche, aber in Alkalien lösliche Substanz, die namentlich als Appreturmittel für Gewebe und zur Herstellung photogr. Papiere empfohlen wird.

Algōabai, die östlichste, 45 km breite, 690 km vom Kap der Guten Hoffnung entfernte Bucht an der Südostküste des Kaplandes, ist geräumig, aber wenig Schutz bietend, jedoch der einzige Nothafen gegen die heftigen Nordwestwinde auf der Nadelbank. Die Hafenstadt ist Port-Elizabeth (s. d.).

Algodonālesbai, Bucht des Großen Oceans, an der Küste von Chile, ungefähr 40 km nördlich von Cobija, ist eine Reede des Ortes Tocopilla, wo die Schiffer Kupfererze einladen und Waren einschmuggeln. Aus den in der Umgegend gelegenen sehr reichen Kupferminen werden hier durchschnittlich 6000 t Erze jährlich ausgeführt.

Algodonīt, s. Arsenkupfer.

Algol oder β Persei, Stern im Sternbild des Perseus, der auffallendste der periodisch ver-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 399.