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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ammoniak; Ammoniakalaun; Ammoniakbasen

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Ammoniak (Drogue) - Ammoniakbasen

schlossen, von dem ein Helm die entwickelten Dämpfe und Gase in ein Kühlrohr leitet; letzteres ist unten luftdicht mit einer geräumigen Vorlage und diese durch ein eingefügtes dicht schließendes, zweimal gebogenes Glasrohr mit einer zur Hälfte mit Wasser gefüllten, kalt zu haltenden Flasche verbunden. Wird die im Kessel enthaltene Mischung gelinde erwärmt, so entweicht anfangs fast nur Ammoniakgas, welches sich in dem Wasser der Vorlegeflasche löst, bei stärkerm Erwärmen entweichen mit dem A. zugleich Wasserdämpfe, diese werden im Kühlrohr verdichtet, sättigen sich dabei teilweise mit A. und werden in der Vorlage gesammelt, während das nicht kondensierte A. nach wie vor in die mit kalt gehaltenem Wasser gefüllte Flasche entweicht und hier gebunden wird. Da das Destillat in der Vorlage leicht durch beim Kochen der Flüssigkeit übergerissene Teile verunreinigt wird, so benutzt man dieses für technische Zwecke, während das mit dem Gase gesättigte Wasser überall verwendet wird, wo man eines chemisch reinen Präparats bedarf, z. B. für den pharmaceut. Bedarf, als Reagens u. s. w. Der gewöhnliche Salmiakgeist des Handels und der Liquor Ammonii caustici der Pharmakopöe enthält 10 Gewichtprozent A. und hat 0,960 spec. Gewicht; außerdem findet sich noch Salmiakgeist von 0,920 spec. Gewicht oder 21,5 Proz. und endlich solcher von 0,880 oder 36 Proz. im Handel, letzterer ist nur bei guter, durch Umgeben mit Eis zu bewirkender Kühlung der Absorptionsflasche und anhaltendem Einleiten des Ammoniakgases zu erhalten.

Ammoniak (Drogue), auch persisches Ammoniakgummi, ein Gummiharz, der eingetrocknete Milchsaft von Dorema ammoniacum Don., einer namentlich in den Sandwüsten Persiens wachsenden Umbellifere; der Ausfluß des Milchsaftes wird teils durch Insektenstiche, teils durch absichtlich herbeigeführte Verletzungen der Pflanze befördert. Im Droguenhandel unterscheidet man zwei Sorten: 1) A. in Thränen oder Körnern, Ammoniacum in lacrymis, s. in granis, s. electum, rundliche, erbsen- bis walnußgroße Körner, entweder einer bräunlichen Masse eingesprengt, oder zu einer Masse unregelmäßig zusammengeklebt, außen gelb oder gelbbraun, auf dem Bruche schwach muschelig, bläulichweiß und fettglänzend, in dünnen Splittern durchscheinend, in der Kälte etwas hart, beim Erwärmen erweichend, erzeugt beim Kauen Kratzen im Schlunde, von bitterm Geschmack, eigentümlichem Geruch;, mit Wasser zerrieben bildet es eine Emulsion, nur teilweise in Alkohol löslich (Charakteristik der Deutschen Pharmakopöe). Nur diese Sorte ist für den pharmaceut. Gebrauch zulässig; sie ist auch noch in die 3. Ausgabe der Deutschen Pharmakopöe (von 1890) aufgenommen und wird gegen Verschleimungen sowie als krampfstillendes Mittel verwendet. 2) A. in Kuchen, Ammoniacum in massis, s. in placentis, bestellt aus weichern, dunklern Massen, in denen Körner eingebettet sind, welche mehr oder weniger mit Sand, Erde, Pflanzenteilen verunreinigt sind. Für den pharmaceut. Gebrauch ist das Körnerammoniak von beigemengten fremden Bestandteilen durch Pulvern und Sieben zu befreien und, in Papierbeutel eingeschlossen, über Wasser absorbierenden Substanzen aufzubewahren, um es vor dem Zusammenkleben zu schützen. Es enthält etwa 70 Proz. in Alkohol lösliches Harz, 24 Proz. teils in Wasser lösliches, teils quellendes Gummi, 1,2 Proz. ätherisches Öl, dem es seinen Geruch verdankt, und Wasser. Das Harz kann durch Extraktion mit Alkohol gewonnen werden; nachdem man den Alkohol hat verdunsten lassen, bleibt es als gelbliche durchsichtige Substanz zurück, die bei 54° schmilzt, sich bei 100° braun färbt, bei höherer Temperatur sich zersetzt, bei der trocknen Destillation ein dünnflüssiges gelbes Öl und Brenzkatechin (s. d.), aber kein Umbelliferon (s. d.) liefert, welches bei den Gummiharzen der sonstigen Umbelliferen regelmäßig auftritt. Das A.wird auch bei Bereitung eines Porzellankitts verwendet (s. Kitt).

Von dem persischen A. verschieden ist das afrikanische, welches wahrscheinlich identisch mit dem bereits von Plinius und andern Schriftstellern des Altertums erwähnten Ammoniacum ist. Es stammt von Ferula Tingitana, einer in Nordafrika wachsenden Umbellifere. Es ist hellbraun, weich, aus zusammengeflossenen Körnern bestehend, von schwächerm Geruch und Geschmack als das persische und findet sich selten im Droguenhandel.

Ammoniakalaun, s. Alaun.

Ammoniakbasen, Amine, Aminbasen, sind chem. Verbindungen, die sich vom Ammoniak dadurch ableiten, daß ein oder mehrere Atome Wasserstoff durch organische Radikale, gewöhnlich Alkoholradikale, vertreten werden. Je nach der Zahl der substituierten Wasserstoffatome unterscheidet man: 1) Primäre A. oder Amidobasen, in denen ein Atom Wasserstoff des Ammoniaks durch ein Radikal vertreten wird, z. B. Methylamin, NH2CH3, Äthylamin, NH2C2H5, Phenylamin oder Anilin, NH2C6H5, u. s. w. 2) Sekundäre A. oder Imidbasen, in denen zwei Atome Wasserstoff des Ammoniaks durch Alkoholradikale vertreten sind, z. B. Dimethylamin, NH(CH3)2, Methyläthylamin, NHCH3C2H5, Äthylphenylamin oder Äthylanilin, NHC2H5C6H5; in diesen können auch zwei Wasserstoffatome durch ein zweiwertiges Radikal vertreten werden, so z. B. im Coniin, NHC8H14. 3) Tertiäre A. oder Nitrilbasen; sie entstehen, indem alle drei Wasserstoffatome durch drei einwertige, oder durch ein zweiwertigem und ein einwertiges, oder durch ein dreiwertiges Radikal vertreten werden, so z. B. das Trimethylamin, N(CH3)3, Methyläthylphenylamin, NCH3C2H5C6H5, oder Methylconiin, NCH3C8H14, oder das Pyridin NC5H5. Die wichtigste Bildungsweise der A. mit einwertigen Radikalen ist die Einwirkung von Alkyljodiden und -Bromiden auf alkoholisches Ammoniak, eine von A. W. Hofmann entdeckte Reaktion. Die Jodide, z. B. Äthyljodid, vereinigen sich zunächst mit dem Ammoniak:

C2H5J + NH3 = N(C2H5)H3J,

und es entsteht das jodwasserstoffsaure Salz des Äthylamins, welches durch Kalilauge freies Äthylamin liefert:

N(C2H5)H3J + KOH = N(C2H5)H2 + KJ + H2O.

Daneben entstehen aber gleichzeitig die jodwasserstoffsauren Salze der sekundären und tertiären A.:

2 C2H5J + NH3 = N(C2H5)2H2J + HJ

3 C2H5J + NH3 = N(C2H5)2HJ + 2 HJ,

welche gleichfalls durch Kalilauge zerlegt werden.

Die tertiären A. sind im stande, noch ein Molekül von einem Alkyljodid zu binden, indem dabei Tetraalkylammoniumsalze, z. B., N(C2H5)4J, die Salze der sog. Ammoniumbasen (s. d.) sich bilden.

Die A. verhalten sich dem Ammoniak ganz ähnlich. Die niedrigern, wie Methylamin, sind in Wasser sehr leicht lösliche Gase von ammoniakalischem Geruch, die sich vom Ammoniak durch ihre Brenn-^[folgende Seite]