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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Anthropometrie; Anthropomorpha; Anthropomorphen; Anthropomorphismus; Anthropopathismus

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Anthropometrie - Anthropopathismus.

in der Geschichte (Leipz. 1860, 3 Bde.), Das Beständige in den Menschenrassen etc. (Berl. 1868, Beiträge zur vergleichenden Psychologie (das. 1868), Ethnologische Forschungen (Jena 1871), Geographische und ethnologische Bilder (das. 1873); Häckel, Natürliche Schöpfungsgeschichte (7. Aufl., Berl. 1879); Radenhausen, Isis (2. Aufl., Hamb. 1872); Darwin, Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl (deutsch, 4. Aufl., Stuttg. 1871); F. Müller, Allgemeine Ethnographie (2. Aufl., Wien 1879); Peschel, Völkerkunde (5. Aufl., Leipz. 1881); Gerland, Anthropologische Beiträge (Halle 1875); Dawkins, Die Höhlen und die Ureinwohner Europas (deutsch, Leipz. 1876); Joly, Der Mensch vor der Zeit der Metalle (deutsch, das. 1880); Le Hon, L'homme fossil (2. Aufl., Par. 1868); Lyell, Das Alter des Menschengeschlechts (deutsch, 2. Aufl., Leipz. 1873); Tylor, Forschungen über die Urgeschichte der Menschheit (deutsch, das. 1866); Derselbe, Die Anfänge der Kultur (deutsch, das. 1873, 2 Bde.); Nilsson, Die Ureinwohner des skandinavischen Norden; das Bronzealter (2. Aufl., Hamb. 1866); Derselbe, Das Steinalter etc. (deutsch, das. 1868); Lubbock, Die vorgeschichtliche Zeit (deutsch, Jena 1874, 2 Bde.); de Quatrefages, Das Menschengeschlecht (deutsch, Leipz. 1878, 2 Bde.); Bagehot, Der Ursprung der Nationen (deutsch, das. 1874); Tylor, Einleitung in das Studium der A. (deutsch, Braunschw. 1883); Hovelaque ^[richtig: Hovelacque (= Alexandre Abel Hovelacque, 1843-1896)], Les races humaines (Par. 1882); "Dictionnaire des sciences anthropologiques" (hrsg. von Bertillon, das. 1884 ff.).

Zeitschriften: "Archiv für A.", redigiert von Ecker und Lindenschmit (Braunschw., seit 1866); "Zeitschrift für Ethnologie", von Virchow, Bastian und R. Hartmann (Berl., seit 1869); "Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft", herausgegeben von Lazarus und Steinthal (das., seit 1859); "Korrespondenzblatt der Deutschen Gesellschaft für A., Ethnologie und Urgeschichte", redigiert von Kollmann (Braunschw., seit 1874); "Beiträge zur A. und Urgeschichte Bayerns", redigiert von Ranke und Rüdinger (Münch., seit 1877); "Mitteilungen der Anthropol. Gesellschaft in Wien" (seit 1878); "Revue d'Anthropologie", redigiert von Broca (seit 1871); "Bulletins de la Société d'Anthropologie de Paris" (seit 1866).

Vereinswesen. In Deutschland und Österreich, außer zahlreichen kleinern Lokalvereinen und Gruppen: die Gesellschaften für A. in Berlin, in München und in Wien. Seit 1870 besteht eine "Deutsche Gesellschaft für A., Ethnologie und Urgeschichte", die alljährlich im August als Wanderversammlung tagt. Ihr Organ ist das oben genannte "Korrespondenzblatt". Außerdem der "Congrès international d'Anthropologie et d'Archéologie préhistoriques".

Anthropometrie (griech.), Lehre von den Maßverhältnissen des menschlichen Körpers.

Anthropomorpha (Anthropoiden), menschenähnliche Affen, Unterfamilie der Schmalnasen (Catarrhini); s. Affen.

Anthropomorphen, s. Bildstein.

Anthropomorphismus (griech.), die Vorstellung von etwas Übermenschlichem unter menschlicher Gestalt. Der eleatische Philosoph Xenophanes (s. d.) fand diese Vorstellungsweise so naheliegend, daß, wenn Tiere überhaupt eine Vorstellung von etwas "Übertierischem" haben könnten, Löwen ihre Götter in Löwen-, Stiere die ihrigen in Stiergestalt denken würden. Da das einzige äußere und innere Wesen, welches der Mensch aus eigner Erfahrung besser als jedes andre kennt, sein eignes, dieses aber zugleich infolge sehr natürlicher Eigenliebe in seinen Augen auf Erden wenigstens das vollkommenste ist, so ist es begreiflich, daß er das Vollkommnere, dessen Gedanken er faßt, nur unter der allerdings über das Maß seiner an sich erfahrenen Beschränktheit hinaus gesteigerten Form seiner selbst vorzustellen vermag. Statt zu lehren, der Mensch sei nach Gottes Ebenbild geschaffen, wäre es daher richtiger (mit Schleiermacher) zu sagen: der Mensch schaffe Gott (d. h. seine Vorstellung Gottes) nach dem seinigen. Je nach der verschiedenen Vorstellung, welche der Mensch von sich selbst hat, muß seine Vorstellung von Gott demnach verschieden ausfallen. Sieht er seine äußere Erscheinung (den Menschenleib) als zu seinem Wesen gehörig und davon unabtrennlich an, so wird er auch seinen Gott nicht ohne dieselbe, nur in erhöhter, sei es ins Kolossale und Ungeheuerliche vergrößerter (wie z. B. der Inder), sei es ins Harmonische verschönerter, Form (wie z. B. der Hellene) zu denken imstande sein. Sieht er dagegen sein Inneres, den geistigen und gemütlichen Kern seiner Natur, für das Wesen, seinen menschlich gestalteten Leib nur als dessen zufällige Hülle an, so wird er Gott ohne die letztere als körperlosen, quantitativ und qualitativ weit über die Grenze des Menschtums hinaus gesteigerten, aber nichtsdestoweniger dem eignen Geiste des Menschen ähnlichen Geist vorstellen. Ersteres kann man den gröbern, weil das Übersinnliche in sinnlicher Gestalt anschauenden, dieses muß man, obgleich einen verfeinerten, doch, weil das Unendliche nach dem Vorgang des Endlichen vorgestellt wird, immer noch A. heißen. Des erstgenannten kann die Kunst, welche das Göttliche zu versinnlichen, des letztern auch die Religion sich nicht entschlagen, welche das Bild des reinen Gottesgeistes von allen Schlacken der Sinnlichkeit zu reinigen sich bemüht. Soll zwischen dem Menschen und seinem Gott ein wirkliches Verhältnis, sei es der Furcht (vor dem Richter) oder der Hoffnung (auf den Vater), stattfinden, so muß zwischen beiden, alles Abstandes zwischen dem Endlichen und Unendlichen ungeachtet, eine gewisse Verwandtschaft vorhanden sein. Ein Gott, welcher weder (wie die Götter der Griechen) nach seiner äußern Erscheinung noch (wie der Gott der Juden und der Christen) nach seinem gemütlichen und geistigen Sein etwas Menschenähnliches besäße, bliebe dem Menschen völlig fremd und unverständlich. Daher finden sich nicht nur in allen der Stufe der Sinnlichkeit nahestehenden Religionen menschlich gestaltete Götter, sondern auch in den in der Vergeistigung der Gottesidee am weitesten fortgeschrittenen kommen Ausdrücke vor, welche bald der Gottheit Affekte, Leidenschaften (sogar unsittliche: Zorn, Rachsucht) beilegen, wie sie dem Menschen eigen (s. Anthropopathismus), bald auf Verhältnisse hinweisen, wie sie nur bei Menschen möglich sind, z. B. Vaterschaft, Kindschaft Gottes, Sohn, Mutter Gottes etc.

Anthropopathismus (griech.), diejenige Art des Anthropomorphismus (s. d.), welche dem Übermenschlichen Affekte (griech. páthos), Gefühle und sogar Leidenschaften beilegt, wie sie nur dem Menschen eigen sind. Obwohl nun derselbe an sich ebenso erklärlich ist wie jeder andre Versuch des Menschen, das Göttliche mittels der vollkommensten ihm bekannten Wesensnatur, seiner eignen, sich vorstellig zu machen, so findet doch hier insofern eine Beschränkung statt, als unter den menschlichen Affekten sich auch unsittliche (z. B. Zorn, Rach- und Eifersucht u. a.) befinden, die mit einer gereinigten Auffassung der Gottesidee im Widerspruch stehen würden. Dagegen