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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Antihydropin - Antilibanon.

nur 167,299 Pfd. Sterl. betrug. An der Spitze der Verwaltung steht ein von der Krone ernannter Gouverneur, der gleichzeitig Gouverneur der Leeward Islands (s. d.) ist, und dem ein gesetzgebender Rat von zwölf ernannten und zwölf gewählten Mitgliedern zur Seite steht. A. hat (mit Barbuda) eine Einnahme von (1882) 47,008 Pfd. Sterl. und eine Schuldenlast von 48,562 Pfd. Sterl. St. John ist Hauptstadt, English Harbour der beste Hafen. A. wurde 1493 von Kolumbus entdeckt, zuerst 1632 von Engländern besiedelt und nach zeitweiliger Besetzung durch die Franzosen im Frieden von Breda (1667) förmlich an England abgetreten.

Antihydropin (Pulvis taracanae) besteht aus gepulverter Küchenschabe (Periplaneta orientalis L.), wurde in neuester Zeit von Bogomolow in Petersburg als Mittel gegen die Wassersucht empfohlen und soll sich sehr gut bewähren.

Antik (v. lat. antiquus, alt, altertümlich) bezeichnet die klassischen Völker des Altertums, Griechen und Römer, sowie die Produkte ihrer staatlichen und kulturhistorischen Entwickelung. Es bildet darum einen Gegensatz zu der mittelalterlichen und modernen Weltanschauung, steht aber auch jenen Völkern des Altertums, die zu dieser Entwickelung nicht gelangt waren, gegenüber. Die ganze römische und griechische Welt faßt man unter dem Namen der Antike zusammen. Die ursprüngliche antike Bildung ging von den Griechen aus, verbreitete sich aber nach Alexander d. Gr. auch über die Völker des Orients, dann über die Römer, welche sie in sämtliche Teile ihres Reichs trugen. Im engern Sinn versteht man unter Antiken die uns erhaltenen Gegenstände der griechischen und römischen Kunst und zwar nicht bloß die der größern Skulptur, sondern auch die der Kleinkunst, Töpferei etc. Sammlungen derartiger Werke nennt man Antikenkabinette (Antikensäle), die in neuerer Zeit, namentlich infolge der leichten Vervielfältigung durch den Gipsabguß, sich überallhin verbreitet haben. Wichtige Sammlungen dieser Art befinden sich in Rom, Neapel, Paris, London, München, St. Petersburg, Wien und Berlin. Für die Kenntnis des antiken Lebens sind namentlich die Ausgrabungen in Pompeji, Olympia, Pergamon u. a. bedeutsam geworden. Als die italienische Kunst im 15. Jahrh. durch den Einfluß der erhaltenen (meist römischen) Überreste einer gänzlichen Umwandlung entgegenging, bezeichnete man dies als die "Renaissance der Antike", und da die eigentlich griechische Kunst erst in unserm Jahrhundert zur vollen Geltung kam, so hat man bei den ihr nachahmenden modernen Künstlern, wie Carstens, Schinkel und Thorwaldsen, von der "Renaissance der griechischen Antike" gesprochen.

Antikaglien (ital., spr. -kaljen), Altertümer geringern Umfanges, z. B. Waffen, Schmuck, Hausgeräte, geschnittene Steine, Scherben etc.

Antikbronze, Bronze mit künstlich erzeugter Patina.

Antikisieren (lat.), die Weise des Altertums nachahmen; altertümeln. Antikisierende Kunstwerke sind solche, in denen sich Nachahmung der antiken zeigt. Die Statue des Themistokles von Lemaire im Louvre ist z. B. nur eine Nachbildung des sogen. Phokion, einer antiken Porträtfigur des vatikanischen Museums.

Antikleia, Tochter des Autolykos, Gemahlin des Laertes und von diesem (nach nachhomerischer Sage von Sisyphos) Mutter des Odysseus. Sie starb aus Gram über die lange Abwesenheit ihres Sohns oder tötete sich selbst, als ihr Nauplios die falsche Nachricht von seinem Tod brachte.

Antiklimax (griech.), s. Gradation.

Antiklinale, in der Geologie die sattelförmige Biegung einer Schichtenreihe, im Gegensatz zur muldenförmigen (Synklinale).

Antikonstitutionell, konstitutionswidrig, der Konstitution entgegen, mit den Grundsätzen der konstitutionellen Monarchie unverträglich, z. B. antikonstitutionelles Verfahren, antikonstitutionelle Gesinnung etc.

Antikornzollliga, s. Anti-cornlaw-league.

Antikritik (griech., "Gegenbeurteilung"), Erwiderung eines Autors auf eine (ungünstige) Kritik, zum Zweck der Widerlegung.

Antikyra, altgriech. Stadt in Phokis, an einer Bucht des Korinthischen Meerbusens, mit gutem Hafen und schönen Tempeln (z. B. der Artemis mit einer Statue der Göttin von Praxiteles' Söhnen), das jetzige Aspraspitia. A. wurde von Philipp von Makedonien zerstört und nach seiner Wiederherstellung 198 v. Chr. von den Römern erobert. In der Umgegend wuchs der beste Helleborus (Nieswurz), der den Alten für ein Heilmittel gegen Wahnwitz und Schwachsinnigkeit galt; A. ward infolgedessen zu einer Art Kurort. Daher auch die Redensart: "Naviget Anticyras!" ("Er mag nach A. schiffen!") und das Horazische: "Tribus Anticyris caput insanabile" ("Ein Kopf, der durch ein dreifaches A. nicht gesund wird").

Antilegomena (griech.), s. v. w. bestrittene, von vielen für unecht erklärte Dinge; s. Apokryphen und Bibel.

Antilepsis (griech.), in der Logik Einwurf gegen einen Lehnsatz (Lepsis oder Lemma, dann überhaupt s. v. w. Einwand, Widerlegung.

Antilibanon (richtiger Antilibanos, arab. Dschebel esch Scharki, "Ostberg"), Gebirgszug, welcher Syrien östlich vom Libanon und mit diesem fast gleichlaufend durchzieht. Er beginnt in der Nähe der Jordanquellen sogleich mit seiner höchsten Erhebung und erstreckt sich von SW. nach NO., wird von dem Thal des Barada durchschnitten, durch welches die Hauptstraße nach Damaskus zieht, steigt nördlich desselben wieder zu 2500 m an und verläuft im N. und NO. in der Nähe von Homs völlig in der Ebene. Die höchste Spitze ist der Große Hermon (Dschebel esch Schech), südwestlich von Damaskus, der sich 2860 m hoch erhebt und stellenweise Schneefelder trägt. Auf der westlichen Seite fällt das Gebirge steil gegen die Ebene von Baalbek, auf der östlichen Seite dagegen meist terrassenförmig und nur in der untersten Stufe schroff gegen die an 690 m ü. M. liegende Ebene von Damaskus ab. Die Abhänge des Gebirges, besonders in den höhern Regionen, sind meist baumlos, höchstens mit Buschwerk und Zwergeichen bedeckt; die Thäler dagegen prangen im herrlichsten Pflanzenwuchs und sind zum Teil angebaut. Seiner geognostischen Zusammensetzung nach besteht der A. aus Kreideschichten mit Ablagerungen von Feuersteinen und aus Konglomeraten, der Hermon zumeist aus Kalk. Während der aus Kalkstein zusammengesetzte Libanon steile, schroffe Wände mit phantastisch zerrissenen Berggestalten zeigt, bilden die Kreidelager des A. runde, wellenförmig sich aneinander reihende Hügel mit steilen Seitenentblößungen. Zwischen dem A. und dem Libanon erstreckt sich von den Quellen des Jordans bis zum Orontes das große Längenthal hin, welches im Altertum Cölesyrien ("hohles Syrien") hieß. Pflanzen- und Tierwelt ist der von Syrien gleich. Der Hermon zeichnet sich durch seine Mandelbäume und den Bären (Ursus syriacus)