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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Antonienhütte; Antonina; Antoninianische Säulen; Antoninischer Wall; Antoninus

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Antonienhütte - Antoninus.

Antonienhütte, Fabrikort im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Kattowitz, 4 km südlich von der Station Morgenroth der Oberschlesischen Eisenbahn, hat ein bedeutendes Eisenhüttenwerk, ein Walzwerk, zwei Zinkhütten, Fabrikation von Schamottesteinen, Klinkern und Zinkweiß, Steinkohlenbergbau und (1880) 4940 Einw.

Antonina, die schöne und kluge, aber ausschweifende Gemahlin des oström. Feldherrn Belisar, die Tochter eines Wagenwettrenners und einer Hetäre, Genossin und Vertraute der Kaiserin Theodora, bahnte durch diese ihrem Gemahl den Weg zu seiner hohen Stellung im Heer, teilte mit ihm alle Gefahren mutig, verbitterte ihm aber durch Buhlerei und Untreue das Leben. Ihr eigner Sohn Photius aus erster Ehe, der Belisar zur Ergreifung strenger Maßregeln gegen eine Liebschaft der schon alternden Mutter aufgereizt hatte, ward mit mehreren andern das Opfer ihrer Rache. Im J. 562 trafen auch sie die Folgen der schmählichen Anklage ihres hochverdienten Gatten; nach dem Tode desselben (565) stiftete A. von dem ihr zugefallenen Vermögen ein Kloster.

Antoninianische Säulen (Antoniussäulen), zwei Ehrensäulen, welche den beiden Antoninen in Rom errichtet wurden, und von denen die noch erhaltene zu den schönsten Denkmälern des römischen Altertums gehört. Die eine wurde nach dem Tode des Antoninus Pius diesem zu Ehren von seinen beiden Adoptivsöhnen Marcus Aurelius und Lucius Verus auf dem Forum Antonini (Piazza Colonna) aufgerichtet und 1705 im Garten der Casa della Missione, im alten Marsfeld, ausgegraben, aber, weil allzu beschädigt, wieder zersägt, da man einen großen Teil derselben zur Ergänzung des unter Pius VI. errichteten Obelisken verwenden wollte. Der Rest der aus rotem Granit bestehenden, im Umfang 6,5 m messenden Säule steht jetzt im Hof des Parlamentshauses auf dem Monte Citorio. Das Piedestal von weißem Marmor, auf welchem die Apotheose des Kaisers Antoninus Pius abgebildet ist, befindet sich im Garten des Vatikans. Die andre, vom römischen Senat dem Kaiser Marcus Aurelius zum Andenken an seine Siege über die Markomannen geweihte Säule, auch Colonna Chiocciola ("Wendeltreppensäule") genannt, steht auf der Piazza Colonna, nahe am Korso, ist dorischer Ordnung und besteht aus 28 übereinander getürmten ungeheuern Marmorblöcken. Sie hat 13,5 m im Umfang, eine Höhe von 29,5 m (bei 3 m hohem Sockel) und ist eine Nachbildung der Trajanssäule, wenn auch weniger imposant als diese. Auf der äußern Seite sind in stark vorspringenden Reliefs die Kämpfe und Siege Mark Aurels wider die Markomannen dargestellt; im Innern führt eine Spiraltreppe von 206 Stufen, welche 56 Fenster erhellen, auf die Plattform, wo jetzt statt der Bildsäule des Kaisers eine eherne, von della Porta (1589) auf Befehl des Papstes Sixtus V. verfertigte Statue des Apostels Paulus steht. Sixtus V. ließ auch die Säule durch Dom. Fontana ausbessern und mit dem jetzigen Piedestal bekleiden, während die antike Basis ca. 7 m tief unter dem Straßenpflaster steht. Die moderne Inschrift bezeichnet die Säule irrtümlich als dem Antoninus Pius geweiht.

Antoninischer Wall, Grenzwall gegen die Briganten in Schottland, von Agricola begonnen, vom Kaiser Antoninus Pius vollendet, erstreckt sich von Carriden am Forth bis zum Dunglaß Point am Clyde. Beim Volk sind seine Überreste als Graham's Dyke bekannt. Dunglaß Point krönt jetzt ein Standbild Henry Bells, des Einführers der Dampfschiffahrt.

Antoninus, Name zweier röm. Kaiser: 1) A. Pius, mit welchen beiden Namen er gewöhnlich benannt wird, eigentlich Titus Aurelius Fulvus Bojonius A. Pius, Sohn des Titus Aurelius Fulvus, geb. 86 n. Chr. zu Lanuvium, erzogen in Lorium, trat frühzeitig in Staatsämter als Quästor, Prätor, Konsul, war unter Hadrian einer der vier Konsularen, welchen die Verwaltung von Italien übertragen wurde, später Prokonsul in Asien und von Hadrian 138 nach dem Tod seines ersten Adoptivsohns, Älius Verus, adoptiert und zum Cäsar ernannt. A. selbst mußte den Marcus (A.) Verus, Sohn des Bruders seiner Gemahlin Annia Faustina, und den Lucius Verus, des Älius Verus Sohn, adoptieren. Daß er dem Hadrian nach seinem Tod beim Senat göttliche Verehrung erwirkte, erwarb ihm den Beinamen Pius. Er regierte von 138 bis 161. Er hatte schon vor Antritt der Regierung zahlreiche Beweise seiner Weisheit und Milde gegeben, und so war auch seine ganze Regierung eine Kette von Beweisen gleicher Art. Er sorgte überall für Aufrechterhaltung der Ordnung und Gesetze, wählte die Statthalter der Provinzen mit Einsicht und der sorgfältigsten Rücksicht auf deren Wohl, unterstützte mit Freigebigkeit die von Unfällen betroffenen Städte und Landschaften, erweiterte in Rom die Stiftung Trajans für arme Kinder durch Gründung neuer Stellen für Mädchen, die er nach seiner Gemahlin Faustina benannte, bewies auch den Christen eine wohlwollende Duldung und versäumte dabei nichts, was der Glanz des Reichs erforderte. Er vollendete das Mausoleum Hadrians, stellte das Amphitheater, den Tempel des Agrippa, die Häfen in Terracina und Cajeta, den Leuchtturm auf der Insel Pharos wieder her, schmückte Lanuvium mit mehreren Tempeln u. dgl. m. Dieselben vortrefflichen Eigenschaften, welche die innere Wohlfahrt des Reichs förderten, gewannen ihm auch nach außen das größte allgemeine Ansehen. Es wird berichtet, daß Fürsten, die um den Thron stritten, ihn zum Schiedsrichter machten, daß Völker Gesandtschaften an ihn schickten, um sich den König von ihm zu erbitten, und daß seine Briefe ausreichten, um fremde Fürsten von Einfällen in das römische Gebiet abzuhalten. Infolge davon war auch seine Regierung eine fast durchaus friedliche; nur in Britannien wurde gegen die Briganten ein glücklicher Krieg geführt, außerdem bedurfte es nur zur Unterdrückung kleiner vereinzelter Aufstände der Anwendung der Waffen. Er starb 161, nach 23jähriger Regierung, 74 Jahre alt. Nach seinem Tod wurden ihm vom Senat alle Ehren zuerkannt, welche je einem Kaiser erwiesen worden waren, und die nachfolgenden Kaiser, bis auf Elagabal, ehrten ihn dadurch, daß sie sich alle den Beinamen A. beilegten. Sein würdiges und achtunggebietendes Äußere stellt sich uns noch in den zahlreich erhaltenen Büsten und Münzen dar. Vgl. Bossart und Müller, Zur Geschichte des Kaisers A. (Leipz. 1868).

2) Marcus Aurelius A., geb. 26. April 121 n. Chr., ein Verwandter Hadrians und des Antoninus Pius, stammte aus einer vornehmen Familie Spaniens, wurde aber in Rom erzogen und gewann schon in seiner Jugend durch seine vortrefflichen Eigenschaften die Gunst sowohl Hadrians als des Antoninus Pius. Er hieß eigentlich Annius Verus, wurde aber noch auf Anordnung Hadrians von Antoninus Pius adoptiert und nannte sich nun Marcus Aurelius Verus A., wozu bei den Alten häufig noch der Zuname Philosophus gefügt wird. Nach seinem Regierungsantritt wurde er von Antoninus Pius zum Cäsar ernannt und lebte nun mit seinem Adoptiv-^[folgende Seite]