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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Apostasieen; Apostel; Apostelbrüder; Apostelfeste; Apostelgeschichte

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Apostasieen - Apostelgeschichte.

dem Fall, daß ein Ordensgeistlicher ohne Erlaubnis der Obern in die Welt zurücktritt, und eine A. vom Stand in dem Fall, daß ein Kleriker den geistlichen Stand aufgibt. Auch diese A. wird mit Exkommunikation und Irregularität bestraft. Apostát (griech. apostata), ein Abtrünniger. Vgl. Abfall, Konvertit, Renegat, Proselyt.

Apostasieen, monokotyle, etwa fünf Arten umfassende Pflanzenfamilie des tropischen Asien, aus der Ordnung der Gynandren, den Orchideen nahe verwandt, von letztern durch die oben freien Staubblätter und ein dreifächeriges Ovarium verschieden. Vgl. R. Brown, Über Apostasia ("Vermischte Schriften", Bd. 5).

Apostel (griech., "Gesandte, Sendboten"), im allgemeinen im Neuen Testament alle diejenigen, welche irgendwie ausgesendet wurden, um das Evangelium zu verkündigen; im engern Sinn die zwölf Jünger, welche Jesus aus dem großen Kreise seiner Anhänger auswählte und aussandte, anfangs unter die Juden (Matth. 10, 5. 6), zuletzt "in alle Welt" (Matth. 28, 19. 20), um durch ihre Predigt die neue Gemeinde zu stiften. Die Namen derselben gibt uns das Neue Testament in vier sogen. Apostelkatalogen (Matth. 10, 2-4; Markus 3, 16-19; Lukas 6, 14-16; Apostelgeschichte 1, 13); sie heißen: Simon Petrus, Andreas, Jakobus, Johannes, Philippus, Bartholomäus, Thomas, Matthäus, Jakobus Alphäi Sohn, Lebbäus, Simon, Judas Ischariot. Die Namen stimmen in den vier Verzeichnissen nicht völlig überein; doch wird in der Regel angenommen, daß Bartholomäus dieselbe Person ist mit Nathanael, Matthäus mit Levi, Lebbäus mit Thaddäus oder Judas Jakobi (d. h. des Jakobus Sohn). Die erste Stelle nehmen die beiden Brüderpaare ein, Petrus und Andreas und die Zebedaiden Jakobus und Johannes. An der Spitze erscheint in allen Katalogen Simon Petrus, der zuerst Berufene und ständige Wortführer seiner Mitapostel. Mit ihm bilden die beiden Zebedaiden den engern Kreis der Vertrauten Jesu. Im allgemeinen waren die A. Männer aus dem Gewerbstand, ohne Gelehrsamkeit, aber von hervorstechender religiöser Empfänglichkeit und Hingebung. Die zwölf A. bilden gleichsam die Mustergemeinde, die Jesus heranbildete, einen Kreis, in welchem die neuen religiösen und sittlichen Grundsätze sich verwirklichten und auch der Besitz für gemeinsam galt, während Jesus zu ihnen in dem Verhältnis eines Familienvaters steht. Einen besondern Unterricht empfingen sie nicht, waren aber zugegen, wenn er das Volk lehrte oder die Gegner widerlegte; auch überzeugte er sich, wenn sie allein waren, ob sie das Gehörte richtig gefaßt hätten, und gestattete Fragen behufs nähern Verständnisses. Schon während seiner galiläischen Thätigkeit wurden sie zu einer kurzen Missionswanderung ausgesendet, von deren Wirkung und Erfolg aber in den Evangelien nichts weiter erwähnt wird. Erst allmählich reifte in ihnen, und wieder in Petrus zuerst, der Glaube an die Messianität ihres Meisters, die sie freilich in mehr populärer Weise auffaßten, wodurch sie ihm bis zuletzt manche Enttäuschung bereitet haben. Mit dem Pfingsttag beginnt ihre eigentliche Wirksamkeit, als an die Stelle der Niedergeschlagenheit, in die sie der Tod Jesu versetzt hatte, eine volle Glaubenszuversicht getreten war. Aber von den meisten Aposteln, ihrer fernern Wirksamkeit und ihren Schicksalen schweigt die biblische Erzählung, und die sie betreffenden apokryphischen Überlieferungen haben keinen geschichtlichen Wert. Nach diesen sollen die A. die Erde als Missionsgebiet unter sich verteilt haben, dann zur Missionsarbeit ausgezogen und fast sämtlich als Märtyrer gestorben sein. Die Zwölfzahl der A. läßt noch die Beziehung ihrer nächsten Bestimmung auf die zwölf Stämme Israels erkennen. Nach dem Ausscheiden des Judas Ischariot war es ihre erste Sorge, die Stelle durch Matthias zu ersetzen. - Als Amt oder Würde hat die Kirche den Namen A. nicht fortgeführt, nur als Rechtsnachfolger des Petrus nennt der römische Stuhl sich apostolisch. Dagegen haben die Irvingianer das Apostelamt in den zwölf Vorstehern ihrer Gemeinschaft erneuert. - A. eines Landes wird auch in späterer Zeit der Begründer des christlichen Glaubens in einem Land genannt, so: Avila (A. von Andalusien), Gregor (A. von Armenien), Frumentius (A. der Äthiopier), Bonifacius (A. der Deutschen), Augustinus (A. der Engländer), Kilian (A. der Franken), Willibrord (A. der Friesen), Eliot (A. der Indianer), St. Patrick (A. Irlands), Ansgar (A. des Nordens), Adalbert von Prag und Bruno (A. der Preußen), Columbanus (A. der Schotten), Eligius (A. von Seeland), Cyrillus und Methodius (A. der Slawen).

Apostel (Apostoli, Literae dimissoriae) nannte man früher im Zivilprozeß die Einsendungsberichte des Unterrichters an den Oberrichter bei eingewendeter Appellation gegen das Erkenntnis der untern Instanz. Man unterschied dabei zwischen Apostoli dimissoriales, wenn der Richter sich darin für Zulässigkeit der Appellation, refutatorii, wenn er sich dagegen erklärte, und referentiales, wenn er sie dem Ermessen des höhern Richters anheimstellte.

Apostelbrüder, s. Apostelorden.

Apostelfeste (Aposteltage), kirchliche Feste, welche zum Andenken an sämtliche oder an einzelne Apostel gefeiert werden. Gedächtnistage der einzelnen Apostel wurden in der Kirche mit der steigenden Heiligenverehrung allmählich eingeführt, wobei aber Petrus und Paulus (29. Juni), Philippus und Jakobus (1. Mai), Simon und Judas (28. Okt.) in der abendländischen Kirche einen Tag gemeinsam erhielten. Ein Fest aller Apostel, welches die afrikanische Kirche feierte, suchte 610 Bonifacius IV. allgemein zu machen; es ging aber im Allerheiligenfest unter, daher Bonifacius VIII. den Andreastag (30. Nov.) als Gedächtnistag aller Apostel zu feiern vorschrieb. Fernere Aposteltage sind: Pauli Bekehrung (25. Jan.), Matthias (24. Febr., im Orient 9. Aug.), Bartholomäus (24., griech. 25. Aug.), Matthäus (21. Sept., griech. 16. Nov.), Thomas (21. Dez., griech. 6. Okt.), Johannes (27. Dez., griech. 26. Sept.). Die übrigen s. Apostelteilung, Cara Cognatio, Erhöhung des Leibes Johannis, Jakobi, Petri Kettenfeier, Petri Stuhlfeier. Die meisten A. werden nur noch innerkirchlich begangen, auch im Orient nur von den Mönchen; die evangelische Kirche hat die Feier derselben ganz fallen lassen oder auf den nächst vorhergehenden oder nachfolgenden Sonntag verlegt.

Apostelgeschichte (Acta oder Actus apostolorum), das fünfte historische Buch des Neuen Testaments, gibt sich selbst als Fortsetzung des dritten, dem Lukas zugeschriebenen Evangeliums. In dem ersten Teil des Buches wird die Entstehung der Gemeinden in Palästina und Syrien erzählt, wobei besonders die Person des Apostels Petrus hervortritt. Der zweite Teil (Kap. 13-28) schildert ausschließlich die Wirksamkeit des Apostels Paulus, dessen Bekehrung bereits im ersten Teil erzählt wird, und bricht ab mit Angabe seiner zweijährigen Gefangenschaft in Rom. Sehr deutlich zeigen sich ältere Quellen, die der Verfasser benutzt und in sein Werk verflochten hat, z. B.