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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Asinius Pollio; Asinnen; Asinus; Asiphonea; Asir; Asisi; Askabad; Askalon; Askanien; Askariden; Askenas

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Asinius Pollio - Askenas

Asinius Pollio (oder Polio), Gajus, röm. Redner und Schriftsteller, aus plebejischem, von Teate im Marrucinerlande stammendem Geschlecht, geb. 75 v. Chr., kämpfte im Bürgerkriege auf der Seite Cäsars, war 43 Prätor, verwaltete dann das jenseitige Spanien, später als Legat des Antonius das transpadanische Gallien, war 40 Konsul und erlangte im folgenden Jahre einen Triumph durch Kämpfe in Illyrien. Dann zog er sich vom polit. Leben zurück. Er starb 6 n. Chr. A. P. besaß großen litterar. Ruf. Er that sich als Kritiker hervor, begründete praktische Übungen in der Beredsamkeit und legte die erste öffentliche Bibliothek an. Von seinen schriftstellerischen Werken, Reden, Tragödien und einer Geschichte des Bürgerkrieges zwischen Pompejus und Cäsar in 17 Büchern sind nur wenige Reste vorhanden. Sie finden sich in den Sammlungen der Fragmente der röm. Redner von Meyer, der Tragiker von Ribbeck, der Historiker von Peter. Neuerdings hat man die Ergänzungsschriften zu Cäsars Kommentaren A. P. zuschreiben wollen. "C. Asini Polionis de bello Africo commentarius", hg. von Wölfflin und Miodoński (Lpz. 1889). - Vgl. Thorbecke, De C. Asinii Pollionis vita et studiis doctrinae (Leiden 1820); Jacob, A. P. (Lübeck 1852); Aulard, De C. Asinii Pollionis vita et scriptis (Par. 1877); G. Landgraf, Untersuchungen zu Cäsar und seinen Fortsetzern (Erlangen 1888).

Sein Sohn Gajus Asinius Gallus (Saloninus), 8 v. Chr. Konsul, verfaßte eine verloren gegangene Schrift, in der er Ciceros und seines Vaters Beredsamkeit zum Nachteil des erstern verglich, und fand 33 n. Chr. seinen Tod durch Tiberius, der ihn als den Gatten seiner ersten Frau Vipsania Agrippina haßte.

Asinnen, s. Asen.

Asinus (lat.), Esel.

Asiphonea oder Asiphoniāta, die Muscheltiere ohne Atemröhre (s. Muscheln).

Asir, Assir, Asyr, eine von thatsächlich fast unabhängigen Stämmen bewohnte Gebirgslandschaft Westarabiens, zwischen Hedschas im N., Jemen im S. und Nedschd im O., ist erst durch die Kämpfe, in die es wegen der Teilnahme an dem Wahhâbitenkriege gegen Mehemed Ali von Ägypten verwickelt wurde, einigermaßen bekannt geworden und bildet heute das gleichnamige türk. Sandschak im Wilajet Jemen. Das etwa 150 000 qkm große Land ist reichlich mit Quellen, Flüssen und andern Bewässerungen versehen, voll fruchtbarer Thäler, darunter das malerische Wadi-Scharan mit reichen Durrafeldern, Weinpflanzungen, Mandel- und Pfirsichbäumen. Die Bewohner, fanatische Wahhâbiten, gehörten zu den kräftigsten in Arabien. Ihre Zahl wird auf 82 000 (nur männl. E.) geschätzt, die also im ganzen etwa 160 000 betragen wird und zur Zeit der Wahhâbitenkämpfe, wo das Gebirgsland ein Asyl aller Unzufriedenen war, bis auf 400 000 anwuchs. Menadir, Hauptort des Landes, mit einem reichgeschmückten Beduinenpalaste, ist von einem Gebirgskranze umgeben, an dessen Westabhange die Festungswerke von Reda liegen.

Asisi (Asisium), ital. Stadt, s. Assisi.

Asisi, Franz von, s. Franz von Assisi.

Askabad, s. Aschabad.

Askalon (Askalân), eine bereits aus den ägypt. Eroberungen (Thutmosis III.) bekannte, damals von Kanaanitern bewohnte Stadt Palästinas, später eine der fünf Hauptstädte der Philister, war im Altertum durch das älteste Heiligtum der Astarte oder Aphrodite Urania, ferner durch einen Tempel der fischschwänzigen Derketo oder Atargatis und des Dagon bekannt. Die Assyrer zwangen es unter Teglattphalasar (Tiglat Pilesar) III. zum Tribut. Nach Herodot soll A. von den Scythen (630-620 v. Chr.) verwüstet worden sein. Psammetich I. und Necho II. brachten A. unter ägyptische, Nebukadnezar II. unter babylonische Herrschaft. Gegen die Makkabäer Jonathan und Simon wußte sich A. zu halten und wurde 104 v. Chr. Frei- und Asylstadt. Aus A. stammte das Geschlecht der Herodeer. Der jüd. Aufstand 66 n. Chr. konnte die den Juden stets verhaßte Stadt nicht unterwerfen; sie blieb noch lange Zeit ein Mittelpunkt hellenistischer Kultur. Man unterschied damals A. und Majuma (Hafenort A.s). Der Chalif Omar eroberte A. 638. Während der Kreuzzüge ist um A. lebhaft gestritten worden. Gottfried von Bouillon besiegte 12. Aug. 1099 hier ein ägypt. Heer; König Balduin III. eroberte A. am 19. Aug. 1153; jedoch verloren es die Kreuzfahrer wieder an Saladdin. Nachdem sich Richard Löwenherz 1191 der Stadt bemächtigt hatte, bestimmte man 1192 die Zerstörung der Festungswerke. Durch Ludwig IX. von Frankreich kam A. 1240-47 nochmals unter christl. Herrschaft. Die noch vorhandenen Ringmauern und Türme der mittelalterlichen Festung liegen westlich vom Dorfe ed-Dschora auf einer 10-20 m hohen Steilküste dicht am Meere im Halbkreise und tragen noch den alten Namen in der Form Askalan. Von A. hat die kleine Zwiebelart Schalotten (Ascalonitae, Echalottes) ihren Namen.

Askanien, auch Ascharien oder Aschanien, ehemalige deutsche Grafschaft und eine der ältesten Besitzungen der Anhaltiner, vielleicht deren Stammland (s. Anhalt, Geschichte). Die Grafschaft führte ihren Namen von der Burg A., die nach der Sage schon im 6. Jahrh. zur Zeit der Sachsen gegründet sein soll und westlich von Aschersleben lag. Als Ahnherr des Geschlechts A. wird zuerst 1030 Graf Esiko von Ballenstädt erwähnt. Die Burg wurde nebst Aschersleben 1140 unter Albrecht dem Bären durch Anhänger des Welfengeschlechts zerstört, gegen Ende des 12. Jahrh. neu erbaut. Heinrich I., Enkel Albrechts des Bären, nannte sich Fürst von Anhalt und Graf von Ascharien. Bei der um 1252 erfolgten Teilung der anhalt. Besitzungen erhielt Heinrich II. Aschersleben, Wegeleben und Gernrode und führte den Titel "Fürst von Anhalt und Graf von Ascharien" fort, ebenso sein Sohn und sein Enkel, Otto I. und Otto II. Sein Haus erlosch 1315. A. kam hierauf mit der Landeshoheit über Aschersleben an das Bistum Halberstadt. Der Fürst von Anhalt-Bernburg aber nahm zugleich den Titel eines "Grafen von A." an, der noch jetzt von den Herzögen von Anhalt geführt wird. Die Burg A. geriet unter der Herrschaft der Bischöfe von Halberstadt in Verfall und wurde 1444 an die Stadt Aschersleben verkauft, die sie ganz abbrechen ließ. Mit der Säkularisation des Bistums nach dem Westfälischen Frieden kam A. 1648 an Brandenburg, ohne daß das Haus Anhalt eine Entschädigung dafür erlangen konnte.

Askariden (Spulwürmer), s. Haarwürmer.

Askenas (Aschkenas), in der sog. Völkertafel (1 Mos. 10,3) als armenisches oder benachbartes Volk angeführt. Gemeint ist wahrscheinlich ein kleinasiat. Volk der Askanier, das im Namen der phrygischen Landschaft Askania und bithynischen Flusses Askanias Spuren hinterlassen hat. Die Deu-^[folgende Seite]