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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Astragalus - Astrilds.

nächstdem bei dem ionischen und korinthischen Gebälk, überhaupt bei geradlinig fortlaufenden Gesimsen der Renaissance. - In der Anatomie ist A. Name des Sprungbeins (talus), s. Bein und Fuß.

Astragalus L. (Tragant), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, Sträucher, Halbsträucher oder Kräuter mit unpaarig oder paarig gefiederten Blättern, deren Blattstiele bei manchen Arten nach dem Abfallen der Fiederblättchen stehen bleiben und zu derben, holzigen und sehr spitzen Stacheln auswachsen, welche die Äste dicht besetzen und erst sehr allmählich absterben. Die Blüten stehen in Trauben, Ähren oder Köpfchen, selten in Dolden oder zu 1-2 achselständig oder entspringen aus dem Stengel. Die Hülse ist sitzend oder gestielt, von sehr verschiedener Form. Die zahlreichen Arten sind besonders im Orient, dem russischen Asien und Himalaja vertreten. Mehrere Arten, wie A. adscendens Boiss. et Haussk. in Südpersien, A. leioclados Boiss. und A. brachycalyx Fisch. im mittlern und westlichen Persien, A. gummifer Lab. in Kleinasien, A. pycnocladus Boiss. et Haussk. in Westpersien, A. verus Ol. in Nordwestpersien und Kleinasien, liefern Tragant. A. glycyphyllos L. (wildes Süßholz), mit niederliegendem oder aufsteigendem, angedrückt flaumigem oder fast kahlem Stamm, fünf- bis sechspaarig gefiederten Blättern und achselständigen, blaßgelben Blüten in eiförmig-länglicher Ähre, wächst im Gebüsch und auf Bergwiesen in Europa und Nordasien und wird hier und da in Deutschland als Futterpflanze angebaut. A. baeticus L. (Kaffeewicke), eine einjährige Pflanze mit niederliegendem, weichhaarigem Stengel und gelblichen Blüten, ist in Spanien, Portugal, Sizilien, Taurien einheimisch. Die fast kugeligen, erbsengroßen, braunen Samen sind unter dem Namen schwedischer oder Stragelkaffee bekannt und wurden namentlich während der Kontinentalsperre als Kaffeesurrogat viel benutzt. Mehrere andre Arten kultiviert man als Zierpflanzen. Vgl. Pallas, Species Astragalorum (Leipz. 1800); De Candolle, Astragalogia (Par. 1802); Fischer, Synopsis Astragalorum Tragacantharum (Mosk. 1853); Boissier, Flora orientalis, Bd. 2 (Basel 1872).

Astrakanit, Mineral, monoklinisch, bildet farblose Kristalle oder derbe Massen, besteht aus einem Doppelsalz von schwefelsaurem Natron und schwefelsaurer Magnesia und findet sich in den Bittersalzseen der Wolgamündung, bei Ischl, Mendoza, Staßfurt.

Astralgeister (Stern- oder Luftgeister), in den altoriental. Religionen die Geister der als beseelt gedachten Gestirne; in der Dämonologie des Mittelalters bald gefallene Engel, bald Seelen von Abgeschiedenen, bald aus Feuer entstandene Geister, die, zwischen Erde, Himmel und Hölle schwebend, keinem dieser drei Reiche angehören.

Astralisch (lat.), von den Sternen herrührend, auf die Gestirne bezüglich.

Astralit, s. Hämatinon.

Astralkörper, nach den Neuplatonikern, Paracelsus und andern Theosophen ein feiner, leichter, in dem sichtbaren Leib des Menschen, dem gewöhnlichen Auge unsichtbar, enthaltener Organismus, das unmittelbarste Vehikel oder Gewand der menschlichen Seele und der Geister höhern Ranges, das nach dem Tod noch eine Zeitlang fortdauert, aber zuletzt sich auch auflöst. Die Annahme von Astralkörpern ist identisch mit der in Indien heimischen Lehre von dem Seelenleib, welche sich auf den Satz basiert: der beschränkte Geist könne nur in einem Leib existierend, d. h. auch nur räumlich fixiert, gedacht werden.

Astrallicht (Astralschein), der Lichtschimmer zwischen den Sternen der Milchstraße, welcher, wenngleich viel schwächer, in sternhellen Nächten auch am ganzen übrigen Himmel wahrgenommen wird und wahrscheinlich von dem Licht unzähliger Fixsterne herrührt, die von der Erde zu weit entfernt sind, als daß man sie einzeln wahrnehmen könnte. Nur zwei Stellen in der Nähe des Südpols, die Magelhaenswolken oder Kohlensäcke, zeigen kein A.

Astrantia L. (Astrantie, Sterndolde, Thalstern), Gattung aus der Familie der Umbelliferen ausdauernde Kräuter mit langgestielten, handförmig gelappten oder geteilten, meist grundständigen Blättern, in Trugdolden gestellten Döldchen, großen, sternförmigen, vielblätterigen, gefärbten Hüllchen und der Quere nach faltig gekräuselten Rippen auf den Früchten. Wenige europäische und westasiatische Arten. A. major L. (schwarze Meisterwurz), mit fünfteiligen Wurzelblättern und unregelmäßiger, weißer oder rosenroter Dolde, kommt in Gebirgswäldern im mittlern Europa, vorzüglich in der Voralpenregion, vor. Die widrig riechende, scharf und bitter schmeckende Wurzel wirkt purgierend und war früher offizinell. A. minor L. auf den Alpen, A. helleborifolia Salisb. auf dem Kaukasus und A. intermedia Bieb. werden wie die erstgenannte Art als Zierpflanzen kultiviert.

Asträos, in der griech. Mythe Sohn des Titanen Krios und der Eurybia, zeugte mit Eos, der Göttin des Morgenrots, die Asträa, die Windgötter Zephyros, Argestes, Boreas und Notos sowie den Morgenstern und die übrigen Gestirne.

Astrapaea Lindl., Gattung aus der Familie der Büttneriaceen, Bäume mit einfachen Blättern und schönen, in einer reichen, von einer vielblätterigen Hülle umgebenen Dolde stehenden Blüten. A. Wallichii Lodd., ein mittelhoher Baum in Ostindien, mit dicken, filzigen Ästen, großen, gestielten, herzförmigen, langgespitzten, unten filzigen Blättern und hängenden, scharlachroten Blüten, wird in Warmhäusern kultiviert.

Astratie (griech.), Freiheit vom Kriegsdienst.

Astrilds (dünnschnäbelige Prachtfinken, Astrilda), Vögelgruppe aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Webervögel (Ploceïdae) und der Unterfamilie der Prachtfinken (Spermestinae), schlank gebaute, kleine, mehr oder weniger kurzschwänzige und kurzflügelige Vögel mit mehr oder weniger gestrecktem Schnabel und bei den verschiedenen Geschlechten zuweilen ungleich gefärbtem Gefieder, leben in Afrika, Südasien und Australien, vorzugsweise in mit Gras und Buschwerk bewachsenen Ebenen, zum Teil in Dörfern und selbst in Städten, meist in zahlreichen Gesellschaften, fressen Grassamen und Kerbtiere und brüten zu Anfang des Frühlings ihrer Heimatsländer; sie bauen ein ziemlich kunstreiches, überwölbtes, mit seitlichem Eingang versehenes Nest und legen 4-7 kleine, weiße Eier, welche sie etwa 13 Tage bebrüten. Die Jungen verlassen in 3-4 Wochen das Nest und sind in wenigen Tagen selbständig. Die A. werden seit dem vorigen Jahrhundert in immer zunehmender Zahl nach Europa gebracht und sind sehr beliebte Stubenvögel. Sie übertreffen die verwandten Amadinen (s. d.) an Anmut der Gestalt und Bewegung, erfordern zwar eine sorgsamere Pflege, sind aber bei einer solchen kaum weniger ausdauernd und brüten noch leichter. Sie sind sehr gesellig und verträglich, lebhafter als die Amadinen und meist hübsch gefärbt. Sie singen nicht, doch geben manche, wie der Tigerfink, einige angenehme Töne von sich; bezeichnend sind ihre Liebestänze. Man füttert sie wie die Amadinen, gibt aber reichlicher tierische Nahrung.