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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bajonettbalken; Bajonettbaum; Bajonettfechten; Bajonettverschluß; Bajuda; Bajulos; Bajus

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Bajonettbalken - Bajus

der Pikeniere unabhängig zu machen, die deshalb zu Anfang des 18. Jahrh, aus der Infanterie verschwinden. Das B., nach der Stadt Bayonne in Frankreich genannt, wo es erfunden wurde, war anfänglich ein 30 cm langes zweischneidiges Messer, das mittels eines hölzernen Stiels in den Lauf gesteckt wurde. Später erfand man statt dieses Stiels die den Lauf umfassende Tülle und machte die Klinge drei- oder vierkantig. Das B. war zunächst bei fast allen Armeen fortwährend am Lauf befestigt, trotzdem dadurch die Schulter des Mannes schwer belastet wurde und die Bewegung des Anschlagens mehr Armkräfte beanspruchte. Auch auf die Treffgenauigkeit wirkte das aufgepflanzte B. ungünstig ein, indem die einseitige Belastung des Laufes Abweichungen des Geschosses nach links und abwärts hervorrief. Die Jäger und Scharfschützen führten fast allgemein den Hirschfänger (s. d.). Da dieser, meist schwerer als das B., bei beständiger Verbindung mit dem Lauf die vorerwähnten Übelstände in noch erhöhterm Maße gezeigt haben würde, trug man ihn gewöhnlich in einer Lederscheide und pflanzte ihn nur zum Nahgefecht auf. Diese Tragweise der blanken Waffe wurde allmählich, am spätesten von Preußen, auch für das B. angenommen.

Nach und nach fand bei der Linieninfanterie aller Armeen an Stelle des dreikantigen B. das Haubajonett Eingang, weil eine derartige Waffe auch zu wirtschaftlichen Zwecken (z. B. Holzspalten im Biwak) Verwendung finden konnte. Hat die klinge eine Ausbauchung nach der scharfen Seite bin, ähnlich wie die im Orient gebräuchlichen kurzen Haumesser, so wird das Säbelbajonett auch Yatagan (sabre-poignard) genannt. Österreich führt jetzt ein abgekürztes Haubajonett, Preußen hat das längere Seitengewehr, das einige Zeit außer beim Gardekorps durch ein kürzeres ersetzt war, wieder angenommen. Frankreich ist bei Einführung seines neuesten Gewehrs auf das alte dreikantige B. zurückgegangen. Das B. war anfangs als Angriffs- und Verteidigungswaffe nur im Einzelgefecht in Gebrauch. Karl XII. von Schweden bediente sich desselben zuerst in der Schlacht bei Narwa beim geschlossenen Massenangriff, ebenso die Franzosen 1704 bei Speyer. Friedrich d. Gr. und später Suworow, die Bedeutung dieser Angriffsart erkennend, wußten sie zu ihrem Vorteile auszubeuten. In den franz. Kriegen wurde die Bajonettattacke allgemein. Gegenwärtig bildet sie zwar noch einen Gegenstand der Einübung, ihre Anwendung wird sich aber in künftigen Kriegen auf Ausnahmefälle beschränken, da das Feuer das Hauptkampfmittel der Infanterie geworden ist.

Bajonettbalken, Bajonettrahmen, der Nahmen liegender Dampfmaschinen, wenn er so gebildet ist, daß die auf einer Seite verbreiterte Kreuzkopfführung sich seitlich bis zur Maschinenwelle erstreckt und an seinem vordern Ende zum Lagerkörper der Kurbelwellenlagers ausgebaut ist.

Bajonettbaum, s. Yucca.

Bajonettfechten, Bajonettieren, um 1830 vom sächs. Hauptmann Selmnitz vorgeschlagen, ist seitdem als ein Teil der infanteristischen Ausbildung bei fast allen europ. Armeen eingeführt worden. In der Fechterstellung steht der linke Fuß einen kleinen Schritt vor dem rechten; das Gewicht des Körpers ruht auf dem hintern Fuß. Die rechte Hand umfaßt den Kolbenhals, die linke den Lauf etwa eine Handbreit vor dem Schwerpunkt; die Bajonettspitze zeigt nach dem Auge des Gegners. Die Stöße zerfallen in den Anzug, wobei der Kolben bis zur Mitte der Brust emporgehoben und die Spitze gegen die Blöße gerichtet wird, und in den eigentlichen Stoß. Dem B. eigentümlich sind die Fang- oder Wurfstöße: Das Gewehr wird durch das Strecken des rechten Armes kräftig vorgestoßen; die linke Hand öffnet sich dabei, um das Vorwärtsgleiten des Gewehrs nicht zu hindern, und fängt mit leicht gestrecktem Arm das sofort zurückgezogene Gewehr eine Handbreit vor dem Schwerpunkt wieder auf. Durch Vorlegen des Körpers bis zum Strecken des rechten Beines kann dem Stoß eine weitere Ausdehnung gegeben werden; durch Ausfall wird die Stoßweite noch mehr erweitert. Die Deckungen erfolgen durch kurzes schlagartiges Strecken des Gewehres nach vorwärts und seitwärts. Im gedrängten Handgemenge kann das Gewehr kurz (d. h. in der Mitte) gefaßt und damit auch der Kolbenstoß ausgeführt werden. (S. auch Fechtkunst.)

Bajonettverschluß, ein zur festen, doch leicht lösbaren Verbindung von Stangen, Röhren u. s. w. in axialer Richtung angewendeter Verschluß (so genannt, weil in ähnlicher Weise die Bajonetthülse mit dem Gewehrlauf verbunden wird), dessen Herstellung im wesentlichen auf folgendem beruht. Der eine Teil, der über den andern geschoben wird, erhält einen kurzen Einschnitt in der Längenrichtung (s.Fig.1), an der sich im rechten Winkel ein Quereinschnitt anschließt; der andere ist mit einem kleinen Knopf versehen, wie in Fig. 2 der Querschnitt zeigt.

^[Abb.: Fig. 1.]

^[Abb.: Fig. 2.]

Beim Aufsetzen führt man den Längeneinschnitt über den Knopf herab, bis der letztere den Winkel berührt, und dreht hierauf so weit, daß der Knopf sich in den Quereinschnitt legt.

Bajuda, Steppe im ehemaligen ägypt. Sudan, welche auf drei Seiten vom Nil umflossen wird, zwischen 14° und 18° nördl. Br. Der nordöstl. Teil derselben ist gebirgig und aus kahlen Urgesteinmassen, die im Dschebel Gilif und Dschebel Magaga bis 1100 m Höhe ansteigen, aufgebaut; enge, häufig baumreiche Thäler, die nach der Regenzeit im Hochsommer mit reichlichem Futtergras bestanden sind und im allgemeinen reich an Trinkwasser und Wild sind, dienen den nomadisierenden Arabern mit ihren zahlreichen Kamel-, Schaf- und Ziegenherden als Weideplätze. Nach W. erstreckt sich die Steppe etwa bis 31° östl. L. von Greenwich, wo sie durch eine von S. nach N. laufende Sandsteinkette von etwa 300 m Erhebung begrenzt wird; auch hier finden sich eine Menge von W. nach O. gerichteter, reich mit Gramineen und Buschwerk bestandener Wadis, die sich im Wadi Mokattem vereinigen.

Bajulos, griech. Titel, s. Bailli.

Bajus, Michael, eigentlich de Bay, kath. Theolog, geb. 1513 zu Melin im Hennegau, 1544 Professor in der philos., seit 1550 in der theol. Fakultät zu Löwen. Er ließ die Bibel und die ältesten Kirchenväter mehr zur Geltung kommen, als die Scholastik seiner Zeit erlaubte, und erregte auch Anstoß durch seine der Augustinischen und dadurch der reformatorischen sich nähernde Gnadenlehre. Auf die Anzeige belg. Franziskaner hin bezeichnete die Sorbonne mehrere von B. vorgetragene Sätze teils