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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

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Baggings - Benzoësäure

Brignolles. Aus Amerika kommen in neuester Zeit sehr appetitlich aussehende, fast weiße Apfelschnitze, die großen Anklang finden. - Zoll: S. Tarif Nr. 25 p 2.

Baggings sind die groben, aus Jute hergestellten Emballagesäcke für Zucker, Mehl, Getreide u. s. w., die namentlich in Schottland hergestellt werden. Eine zweite Sorte derselben heißt Sackings, während die feineren Sorten Hessian genannt werden (vergl. die Artikel Jute, S. 234, und Gunny). - Zoll gem. Tarif Nr. 22 e.

Balmainscher Leuchtstoff, von dem englischen Chemiker Balmain erfunden, verleiht den mit ihm angestrichenen Gegenständen die Eigenschaft, das Tageslicht in sich aufzunehmen und dann im Dunkeln wieder auszustrahlen, gibt ihnen also eine im Dunkeln wirkende Leuchtkraft. Der B. L. hat die Form eines feinen weißen, zwischen den Fingern wie gestoßenes Perlmutter leise knirschenden Pulvers und kann, mit Wasser, Öl oder sonst einem Bindemittel als Deck- oder Ölfarbe angerieben, zum Anstreichen beliebiger Gegenstände und Flächen verwandt werden. Die selbstleuchtenden Leuchter, Streichholzbehälter, Uhrständer u. s. w. sind genügend bekannt. Leider steht der allgemeineren Verwendung noch der hohe Preis von 29 Mk. pro 500 g entgegen. Die verschiedenen bisher aufgetauchten Nachahmungen von B. L. sind wertlos. - Zollfrei. Als Farbe zubereitet, s. Anilinfarben S. 19.

Bambarrabutter, s. v. w. Sheabutter (vergl. diesen Artikel und Bassiafett, S. 34).

Bamboucbutter, s. v. w. Sheabutter (vergl. diesen Artikel und Bassiafett, S. 34).

Baranken oder Baranjen nennt man im deutschen Handel die aus Rußland und Persien kommenden grau gelockten Lämmerfelle (s. d.).

Bärensaft, volkstümliche Bezeichnung für Lakritzensaft (s. Süßholz, S. 561). - Zollfrei. S. auch Reglise, S. 456.

Bartholomäibrand heißen die vom August bis zum 24. September gefangenen Heringe, Jakobibrand oder Vollheringe nennt man in Hamburg die vom 24. Juli bis in den August gefangenen Brandheringe (vergl. Hering, S. 207), während die bis zum 24. Juli gefangenen die bekannten Matjes- oder Maiheringe sind. - Zoll s. Heringe.

Bassiafett, vergl. Bambarrabutter und Bamboucbutter.

Baster und Kieper heißen die besten Sorten des glatten Samt (s. d.).

Baumwolle. Auf S. 37 ist der Ernteprozeß und die Verarbeitung der rohen B. bis zur Versendung in Ballen genau beschrieben worden. Inzwischen ist die von dem (im Jahre 1881 verstorbenen) Amerikaner Clement erfundene Maschine in Praxis getreten, welche die gepflückte B. sofort, womöglich auf dem Felde, bereits verspinnen kann. Diese Erfindung ist von ebenso weittragender Bedeutung, wie die beschriebenen Egreniermaschinen. Ersetzte diese die zeitraubende und kostspielige Handarbeit des Entsamens der B., so vereinfacht die Clementsche Maschine, „Clement Attachment“ genannt, die ganze Arbeit von der Ernte bis zur Verpackung in großartiger Weise. Die B. wird von der Clement Attachment erst in einer der Egreniermaschine ähnlichen Vorrichtung von den Fasern befreit und dann sofort mit Hilfe eines Cylinders zur Spindel gebracht. Es fällt demnach die ganze Arbeit des Pressens der Rohbaumwollballen und der späteren Öffnung derselben weg, ebenso die sonst gebräuchlichen ersten Vorbereitungen zum Spinnen. An die Stelle mehrerer Maschinen tritt hier eine einzige, und es liegt auf der Hand, welch eine Menge Kosten dadurch erspart wird. Dazu kommt noch, daß die Clement Attachment mehr B. zur Bearbeitung liefert, als die alten Egreniermaschinen, bei denen sehr viel (oft bis zu 9%) verloren ging. Die Bedeutung der neuen Maschine tritt in den Preisen ihres Produktes zu Tage: nach dem alten Prozeß gewonnene B. ist an Ort und Stelle circa 50 Doll. wert, während das durch den Clement-Prozeß gewonnene Produkt im Ballen bis auf 100 Doll. steigt. - Die gesamte Baumwollenproduktion der Erde wird für das Jahr 1881 auf 1808 Mill. kg veranschlagt, wovon 1389 Mill, auf Amerika, ca. 254 Mill. auf Ostindien und ca. 165 Mill. kg auf Ägypten entfallen. Hauptproduzent ist Nordamerika mit 6,6 Mill. Ballen (gegen 3 Mill. Ballen in 1870 und 5,7 Mill. in 1880). Die Anzahl der Spindeln, aus welcher man den jeweiligen Umfang der Industrie am besten beurteilen kann, wird für 1881 auf 74,7 Mill. Stück angegeben, und aus dem Zuwachs derselben erhellt die beständige Zunahme in der Produktion und Konsumtion des Rohstoffes. Folgende Tabelle dürfte das klarstellen:

Im Jahre 1881 besaß: Spindeln: Zunahme in % gegen 1880:

Frankreich 5000000 0

Deutschland 4815000 1,4

Rußland 3640000 7,7

Schweiz 1850000 0

Spanien 1835000 1,9

Österreich 1765000 0,86

Italien 985000 5,9

Belgien 800000 0

Schweden und Norwegen 310000 0

Holland 245000 4,2

Europäischer Kontinent: 21245000 2,1

Großbritannien 40100000 0,9

Europa: 61345000 1,3

Vereinigte Staaten von Nordamerika 11875000 3,26

Ostindien 1496300 ?

Insgesamt: 74716300

Beergrün, s. v. w. Saft- oder Blasengrün (vergl. Kreuzbeeren). - Zollfrei.

Bein und Beinarbeiten, s. Knochen (S. 273).

Benzoësäure. Außer den genannten Orten wird B. auch in Böhmen künstlich aus Pferdeharn hergestellt, neuerdings in Paris auch aus Steinkohlen. Die beste, aus dem Benzoëharze gewonnene B. hat, wie hervorgehoben, einen lieblichen Geruch, die zweite, aus Harn dargestellte Qualität besitzt einen Harngeruch und