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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bayard; Bayaweber; Bayazet; Bay-City; Baycuruwurzel; Bayer

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Bayard (Pierre du Terrail, Seigneur de) - Bayer (Joh.)

Charolles im Depart. Saône-et-Loire, gab das Rechtsstudium auf, um Bühnendichter zu werden, erntete aber erst mit dem 1828 aufgeführten Vaudeville "La reine de seize ans" Beifall. B. widmete sich nun besonders dem Vaudeville und schrieb, teils allein, teils mit Scribe, Mélesville, Dumanoir, Vanderburch, Duvert u. a. bis zu seinem Tode 225 Stücke für die Pariser Theater. Er starb 19. Febr. 1853 zu Paris. Hervorzuheben sind noch: "Marie Mignot (1829)", "Ma place et ma femme" (1830), "La grande dame" (1831), La tille de l'avare" (1835), "Le gamin de Paris" (1836; in Deutschland als "Der Pariser Taugenichts" ein beliebtes Repertoirestück), "Moirond et Compagnie" (1836), "Les premières armes de Richelieu" (1839), "Les enfants de troupe" (1840), "Le mari à la campagne" (1844), "Madame de Cérigny" (1845), "Un château de cartes" (1848), "Un fils de famille" (1853). Die kleinen Stücke B.s sind voll Witz und liebenswürdiger Laune, ausgezeichnet durch raschen Gang der Handlung, geistreiche Schürzung und Lösung des Knotens. B.s "Théâtre" erschien mit Vorwort Scribes in Paris 1855-59 (12 Bde.).

Bayard (spr. bajahr), Pierre du Terrail, Seigneur de, genannt der Ritter ohne Furcht und Tadel (Chevalier sans peur et sans reproche), geb. 1476 auf Schloß Bayard bei Grenoble, wurde durch seinen Oheim, den Bischof George du Terrail, erzogen, dann Page beim Herzog von Savoyen und erregte die Aufmerksamkeit König Karls VIII., der ihn in seinen Dienst nahm. In dessen und seiner zwei Nachfolger langjährigen Kriegen fand B. ununterbrochen Gelegenheit, seine Verwegenheit und ritterlich-stolze Natur zu bethätigen. So verfolgte er 1499 vor Mailand die fliehenden Feinde mit so blindem Ungestüm, daß er mit ihnen zugleich in die Stadt eindrang und gefangen wurde. Zum Lohn seines Heldenmuts entließ ihn Ludovico Moro ohne Lösegeld. Berühmt sind seine Thaten 1509 vor Padua und Brescia, wo er eine schwere Wunde empfing. 1513 that er in der "Sporenschlacht" bei Guinegate Wunder der Tapferkeit. Damals war es, so erzählt man, wo B., von Feinden umstellt, auf einen vornehmen Engländer einsprengte, ihm das Schwert auf die Brust setzte und den völlig Überraschten zur Ergebung zwang, worauf er ihm sein eigenes Schwert mit den Worten überreichte: "Ich bin B. und Euer Gefangener, wie Ihr der meinige." Der kecke Streich, heißt es, habe ihm auch hier Befreiung ohne Lösegeld gebracht. Unter Franz I., der ihn zum Statthalter der Dauphine erhob, eröffnete B. den neuen Einfall in Italien glorreich mit dem Zuge durch die Alpen, auf dem er Prosper Colonna (s. d.) gefangen nahm. Danach kämpfte er an des Königs Seite bei Marignano mit solcher Tapferkeit, daß der ritterliche junge Monarch nach dem Siege sich selbst von ihm als dem größten Ritter der Nation den Ritterschlag erteilen ließ. (Berühmtes Deckengemälde von Fragonard im Louvresaal.) Noch größere Ehre brachte B. 1521 die heldenmütige Verteidigung von Mézières gegen Karl V. In dem für die Franzosen unglücklichen Feldzuge gegen Karl V. in der Lombardei wurde er auf dem Rückzuge bei Gattinara durch eine Kugel tödlich verwundet (30. April 1524). Seine Leiche fiel in die Hände der Kaiserlichen, ward aber von diesen den Franzosen ausgeliefert und in einem Minoritenkloster bei Grenoble beigesetzt. In B. erscheint am Ausgang des Mittelalters, vielleicht mit mancher legendarischen Ausschmückung, noch einmal eine Gestalt, welche die Ideale der Feudalität, stürmische und doch formvolle Tapferkeit, körperliche Schönheit, Kraft und Gewandtheit, Ehrliebe, Großmut gegen die Besiegten, Treue gegen den Lehnsherrn und die Freunde und zartsinnige Galanterie gegen das schöne Geschlecht in sich vereinigt. In Mézières wurde ihm 1893 ein Standbild errichtet. - Vgl. La tres joyeuse, plaisante et recreatine hystoire, composee par le royal seruiteur, des faiz, gestes, triumphes et prouesses du bon cheualier sans paour et sans reprouche, le gentil seigneur de Bayart (Par. 1527; in vielen neuen Ausgaben, u. a. von Roman, ebd. 1878); Champier, Les gestes, ensemble la uie du preulx du cheualier Bayard (ebd. 1525; neue Ausgabe 1872), bereits histor. Roman; Delandine de l'Esprit, Histoire de Bayard (ebd. 1889).

Bayaweber, s. Webervögel.

Bayazet, s. Bajasid.

Bay-City (spr. beh ßitti), Hauptstadt des County Bay im nordamerik. Staate Michigan, an der Mündung des Saginaw in den Huronsee, West-Bay-City (s. d.) gegenüber, ist 1836 gegründet, hatte 1860: 1583, 1880: 20 693 und 1890: 27 839 E., eine Anzahl schöner öffentlicher Gebäude und gute Wasserwerke. Handel und Industrie sind lebhaft und beruhen hauptsächlich auf Salzgewinnung und Holzsägerei.

Baycuruwurzel, die aus Südamerika in den Droguenhandel gebrachte Wurzel der zu den Plumbagineen gehörigen Statice brasiliensis Boiss. Die Ware besteht aus 0,5-2 cm dicken, knolligen Stücken, mit schwarzer, gewundener, rissiger Rinde. Außer im Querschnitte erscheint die Wurzel dunkelbraun, glänzend und läßt eine deutliche radiale Anordnung der Gefäßbündel erkennen. Man benutzt die B. in Amerika mit ausgezeichnetem Erfolg als Beruhigungsmittel bei Menstruationsschmerzen.

Bayer, Hieronymus Joh. Paul von, Rechtslehrer, geb. 21. Sept. 1792 zu Rauris im Salzburgischen, wurde 1818 Privatdocent der Rechte an der Universität Landshut, 1819 unter gleichzeitiger Aufnahme ins Spruchkollegium außerord., 1822 ord. Professor; 1826 siedelte er mit der Universität von Landshut nach München über. 1853 wurde er zum bayr. Reichsrat ernannt. B. starb in München 13. Juli 1876. Er schrieb: "Über die Änderung des Klaglibells" (Landsh. 1819), "Vorträge über den deutschen gemeinen ordentlichen Civilprozeß" (10. Aufl., Münch. 1869), "Theorie der summarischen Prozesse" (7. Aufl., ebd. 1859), "Theorie des Konkursprozesses nach gemeinem Rechte" (4. Aufl., ebd. 1850; 2. Abdr. 1868).

Bayer, Joh., Astronom, geb. 1572 zu Rain in Bayern, gest. 1660 als Rechtsanwalt in Augsburg, lieferte in seiner "Uranometria" (Augsb. 1603; Ulm 1607 u. 1635) auf 51 Blättern die ersten vollständigen und zweckmäßig angelegten Himmelskarten, die er dann in der "Explicatio caracterum aeneis tabulis insculptorum" (Augsb. 1654) erläuterte. B. hat durch seine Karten mehr Ordnung und Festigkeit in die Astrognosie gebracht, indem er die Grenzen der Sternbilder genauer bestimmte und die vorzüglichsten Sterne nicht mehr durch Namen aus dem Griechischen und Arabischen, sondern durch die Buchstaben des griech. und röm. Alphabets so bezeichnete, daß die hellsten Sterne jedes Sternbildes immer die ersten Buchstaben des Alphabets erhielten. Diese Bezeichnung ist bis auf die neueste Zeit beibehalten worden.