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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bebutow; Bec; Becc.; Beccafumi; Beccāri; Beccaria

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Bebutow - Beccaria.

ternde Bewegung des auf die Saite gesetzten Fingers hervorgebracht wird (vibrato); auch das Tremulieren der Singstimme ist ein damit vergleichbarer Effekt. Übermäßiger Gebrauch solcher Manier wirkt abstumpfend und läßt den Vortrag weichlich erscheinen.

Bebutow, Wasilij Ossipowitsch, Fürst, russ. General, geb. 1792 aus einer armenischen Familie, im Kadettenhaus zu Petersburg erzogen, diente als Offizier in der Armee am Kaukasus und 1812 gegen die Franzosen in Livland, wurde 1816 Adjutant des Fürsten Jermolow und ging in dessen Gefolge nach Persien, wo er vornehmlich als Dolmetsch gute Dienste leistete und viel zur Unterwerfung des Chanats von Kasikumy beitrug. 1821 ward er Oberst und Kommandeur des mingrelischen Jägerregiments und 1825 Gouverneur von Imerethi. Beim Ausbruch des türkischen Kriegs von 1828 Generalmajor, zeichnete er sich namentlich bei der Erstürmung von Achalzych aus und erhielt dann das Kommando in dieser Stadt, welche er gegen die Türken unter Achmed Pascha mit Erfolg verteidigte. 1831 wurde er Oberbefehlshaber in den armenischen Provinzen, 1838 Mitglied des Rats der obersten Verwaltung der kaukasischen Länder, 1842 Kommandant von Zamosc in Polen, 1843 Generalleutnant und 1844 Oberbefehlshaber in Daghestan. Nachdem er hier drei Jahre lang mit abwechselndem Glück gegen Schamil gekämpft, ward er im November 1847 zum Präsidenten des Administrationsrats der transkaukasischen Länder ernannt, in welcher Stellung er bis zum Ausbruch des russisch-türkischen Kriegs von 1853 blieb. Während des letztern kommandierte er ein Korps der kaukasischen Armee und siegte an dessen Spitze 1. Dez. 1853 bei Kadiklar über den Seraskier Abdi Pascha, wodurch die beabsichtigte Invasion der Türken in das russische Armenien vereitelt ward, und 5. Aug. 1854 bei Kurukdere über Zarif Mustafa Pascha. Doch versäumte er, die Auflösung der türkischen Armee zu benutzen und rasch nach Kars vorzudringen. Im Feldzug von 1855 mit der Verteidigung Grusiens beauftragt, sammelte er auf die Kunde von Omer Paschas Landung in Mingrelien in Kutais rasch ein Truppenkorps und nötigte den Serdar zum Rückzug. Nach Murawiews Abberufung führte er bis zur Ankunft des Fürsten Barjatinskij den Oberbefehl über die kaukasische Armee, kehrte dann auf seinen Verwaltungsposten zurück und wurde im Januar 1857 zum General der Infanterie befördert. Er starb 22. März 1858 in Tiflis. - Sein Bruder David B., geb. 1793, focht unter Paskewitsch in Polen, Ungarn und vor Silistria als Befehlshaber der kaukasischen Reiterregimenter, ward 1856 Generalleutnant, 1861 Kommandant von Warschau, wo er 22. März 1867 starb.

Bec (franz., spr. beck), Schnabel, schnabelförmige Hervorragung, Gasbrenner etc.

Becc., bei botan. Namen Abkürzung für O. Beccari (s. d.).

Beccafumi, Domenico di Giacomo di Pace, genannt il Mecherino, ital. Maler, geb. 1486 unweit Siena, starb daselbst 18. Mai 1551. Nachdem er bei einem sienesischen Maler gelernt, ging er um 1510 nach Rom, wo er sich nach Raffael und Michelangelo bildete. Nach seiner Rückkehr wirkte noch Soddoma auf ihn ein; seine letzten Werke sind jedoch nur manierierte Nachahmungen Michelangelos. Seine besten Arbeiten sind ein Fresko der Heimsuchung und ein Altarbild mit den Heiligen Katharina, Benedikt und Hieronymus in Siena. In den letzten Jahren seines Lebens war B. Bildhauer und führte unter anderm acht Bronzeengel für den Dom von Siena aus.

Beccāri, Odoardo, Reisender und Botaniker, geb. 19. Nov. 1843 zu Florenz, studierte in Pisa, Bologna und in den Kew-Gärten zu London, ging 1865 auf Veranlassung des Radscha von Sarawak, Sir James Brooke, mit Marchese Doria nach Borneo und sammelte besonders im nordwestlichen Teil der Insel über 20,000 Pflanzen, 35 Orang-Utanschadel etc. Im J. 1868 zurückgekehrt, veröffentlichte er seine Beobachtungen in einem eignen Journal: "Il nuovo giornale botanico italiano". Zwei Jahre später besuchte er mit Marchese Antinori und Issel die Barka- und Bogosländer, die Assabbai und den Dahlakarchipel. 1871 ging er mit dem Ornithologen d'Albertis nach Neuguinea, von dort allein nach den Aru- und Kayinseln und 1873 nach Celebes. 1875 bereiste er zum zweitenmal Neuguinea und erforschte besonders das Arfakgebirge. Nach einer dritten Expedition nach Neuguinea kehrte er 1876 nach Italien zurück. Er veröffentlichte dann "Osservazioni botaniche intorno alle piante dell' Arcipelago indomalese e papuano". Vgl. Issel, Viaggio nel Mar Rosso e tra i Bogos (Mail. 1872); "Viaggio dei Signori Antinori, B. ed Issel" (Turin 1874); Cora, Spedizione italiana alla Nuova Guinea (das. 1872).

Beccaria, 1) Giacomo Battista, Physiker, geb. 3. Okt. 1716 zu Mondovi, wurde in Rom Ordensgeistlicher, dann Professor der Philosophie daselbst und in Palermo, 1748 Professor der Physik zu Turin und starb daselbst 27. Mai 1781. Großes Aufsehen machten zu ihrer Zeit seine Schriften über die Elektrizität: "Dell' elettricismo naturale ed artifiziale" (Turin 1753); "Dell' elettricismo artifiziale" (das. 1772) und "Dell' elettricità terrestre atmosferica a cielo sereno" (das. 1775). Im J. 1760 begann er die Gradmessung in Piemont mit dem Abt Canonica, deren Resultate er in dem Werk "Gradus Taurinensis" (Turin 1774) bekannt machte. Veranlaßt durch die Zweifel Cassinis gegen die Genauigkeit seiner Messung, schrieb er bald darauf seine "Lettere d'un Italiano ad' un Parigino", worin er den Einfluß der Nähe der Alpen auf die Abweichung des Pendels nachwies.

2) Cesare, Marchese de B.-Bonesana, Philosoph und Publizist, verdienstvoller Beförderer einer menschlichern Gestaltung und Pflege des Strafrechts, geb. 15. März 1735 (nach andern 1738) zu Mailand, wandte sich mit Eifer philosophischen Studien zu und verband sich mit gleichgesinnten Freunden zum gemeinschaftlichen Studium der französischen Encyklopädisten und Philosophen. Die erste Frucht seiner litterarischen Bestrebungen war eine Schrift über das Münzwesen im Mailändischen und dessen Verwirrung, welche sich zunächst ganz auf lokale Interessen beschränkte, aber vom Publikum und vom Gouvernement nicht unberücksichtigt blieb. Zu bedeutenden Leistungen veranlaßte ihn seine Teilnahme an einer Gesellschaft von Freunden, welche der Inquisition und dem mittelalterlichen Aberglauben gegenüber eine freiere, humanere Richtung einschlugen. Sein berühmtes Werk über Verbrechen und Strafen: "Dei delitti e delle pene" (zuerst anonym, Monaco 1764; beste Ausgabe mit Verbesserungen von ihm selbst, Vened. 1781, 2 Bde.) erregte in der damaligen gebildeten Welt ungemeines Aufsehen. Besonders begrüßten es die französischen Encyklopädisten, als deren Schüler B. sich angesehen wissen wollte, mit Enthusiasmus. Auch über Frankreich hinaus fand es Verbreitung und wurde fast in alle Sprachen Europas übersetzt. Die wichtigsten deutschen Übersetzungen sind von Flathe mit Hommels Anmerkungen (Bresl. 1778), von Bergk (Leipz. 1798,