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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Beinhaut - Beirût.

Beinhaut, s. Knochen.

Beinheil, s. Narthecium.

Beinholz, s. Lonicera und Ligustrum.

Beinkleider, s. Hosen.

Beinote (Interimsnote), ein an manchen Handelsplätzen bei Engroseinkäufen dem Käufer einer auf Zeit gekauften Ware bei deren Ablieferung als vorläufige Notiz zugestellter Schein. Dieselbe enthält nur das Hauptsächliche des zwischen Käufer und Verkäufer abgeschlossenen Geschäfts.

Beinschienen und Beintaschen, s. Rüstung.

Beinschwarz, s. v. w. Knochenkohle, Elfenbeinschwarz.

Beinwell, s. Kalktuff; als Pflanze (Beinwurzel) s. Symphytum.

Beira (spr. be-ĭra), portug. Provinz, liegt nördlich vom Tejo, zwischen den Provinzen Entre Douro e Minho und Traz os Montes im N. sowie Estremadura und Alemtejo im S., östlich von Spanien und westlich vom Atlantischen Ozean begrenzt, und umfaßt ein Areal von 23,977 qkm (nach Strelbitskys Berechnung 23,891 qkm = 432 QM.). Sie zerfällt der natürlichen Beschaffenheit nach in den ziemlich ebenen Küstenstrich B. mar, in das rauhe, die Bergterrasse von B. umfassende B. alta (Oberbeira), wo sich zwischen dem Mondego und Zezere der Bergwall der Serra d'Estrella (s. d.) mit seinen Verzweigungen erhebt, und in die zwischen dem Gebirge und dem Tejo gelegene Ebene, B. baixa (Niederbeira). Von den Granithöhen der Estrella strömen in Schluchten und Thälern von großer malerischer Schönheit zahlreiche Bäche und Flüsse herab, die das Thalland befruchten. Nördlich zum Douro, der im N. die Grenze von B. zieht, fließen die Coa, Tavora und Paiva, gegen W. in das Meer die Vouga und der Mondego, südlich zum Tejo, der im S. die Provinz bespült, der Zezere. Die Bevölkerung zählt (1881) 1,377,432 Seelen. Die fruchtbarsten, bestangebauten und bevölkertsten Gegenden sind die Thäler des Douro, Mondego und der Vouga, ferner die Ebenen von Vizeu, Guarda und Castello Branco und die weite Thalmulde im NW. der Serra d'Estrella. Im übrigen ist der Boden schlecht, unfruchtbar und nur spärlich bevölkert. Die Gebirge sind meist kahl, arm an Waldungen und mit Heiden bedeckt; im Innern führen sie Eisenerze, Bleiglanz, Antimon, Braunkohlen, deren Gewinnung jedoch noch viel zu wünschen übrigläßt. Beträchtlich ist der Salzreichtum des Landes, besonders an der Küste in den Salzsümpfen, wo man Tausende von Salzgruben zählt. Auch die Zahl der Mineralquellen ist ansehnlich. An Holz fehlt es teilweise, an der Küste gibt es Waldungen von Seetannen, im Innern nur hier und da Fichten- und Eichenwälder. Hauptprodukte des Landbaues sind: Mais, Weizen, Gemüse und Gartenfrüchte aller Art, Hülsenfrüchte, Öl, Obst, Wein, Kastanien, auch Orangen im niedrigen Westen. Daneben sind der Fischfang und die Viehzucht wichtige Erwerbszweige der sehr ungleich verteilten Bevölkerung. Die Schafzucht ist gegen früher gesunken, doch hat Oberbeira immer noch die bedeutendste Schafzucht von ganz Portugal und liefert die beste Wolle. Die Schweinezucht von B. (namentlich in der Gegend von Vizeu und Lamego) liefert die in England beliebten Lissaboner Schinken. Nicht unbedeutend ist auch die Bienenzucht. Die industrielle Thätigkeit der Bewohner ist gering, der wichtigste Fabrikort Covilha. B. wird von der Portugiesischen Nordbahn durchschnitten, während es an sonstigen Verkehrswegen Mangel leidet. Ausfuhrartikel sind: Öl, Mais, Orangen, Schinken, Schafkäse, Salz, Wolle, Honig, Wachs, Töpferwaren etc. Ovar und Aveiro haben einigen Speditionshandel, für den Binnenhandel ist die Messe zu Vizeu wichtig. Die Provinz umfaßt die Distrikte Aveiro, Castello Branco, Coimbra, Guarda und Vizeu. Die Hauptstadt ist Coimbra.

Beirâm (Bairam), türk. Name zweier großer Feste des Islam. Das erste Beiramfest, welches Idi-Fitr ("Abbrechung der Fasten"), auch B. Kütschük oder Kitschi-B. (das kleine B.) heißt, wird gefeiert in den ersten Tagen des Oktobers nach Beendigung der großen Fasten des Ramadan; es soll eigentlich nur einen Tag dauern, allein das Volk macht drei Festtage daraus. 70 Tage darauf (10. Dez.) beginnt das zweite Beiramfest, Id-Adha oder Kurban B. (Opferfest) genannt, zum Andenken an Abrahams Opfer. Dieses Fest, an welchem jeder Moslem ein Opfer schlachten muß, dauert vier Tage und wird namentlich in der östlichen Hälfte der Islamwelt mit einer noch größern Feierlichkeit als das erste begangen. Eine besondere Auszeichnung erhalten beide Feste in Konstantinopel durch den feierlichen Zug des Sultans zur Moschee in Begleitung eines glänzenden Gefolges. Infolge der Rechnung nach Mondjahren sind die Beiramfeste beweglich und können im Verlauf von 32 Jahren in alle Jahreszeiten fallen.

Beireis, Gottfried Christoph, Polyhistor und gelehrter Sonderling, geb. 2. März 1730 zu Mühlhausen, studierte seit 1750 in Jena die Rechte, Mathematik und Naturwissenschaften, bereiste dann zur Verwertung chemisch-technischer Erfindungen Frankreich, Italien, die Schweiz, Holland und Deutschland, studierte seit 1756 in Helmstedt Medizin und Chirurgie, wurde 1759 daselbst Professor der Physik, 1762 Professor der Medizin, 1768 Professor der Chirurgie und starb 18. Sept. 1809. B. war bedeutend als Arzt und akademischer Lehrer und besonders bekannt durch seine großen Sammlungen, aber nicht frei von Charlatanerie. Er besaß die Hahnsche Rechenmaschine, die drei berühmten Vaucansonschen Automaten, die von Droz verfertigte Zauberuhr und andre Kunstwerke. Wichtig waren seine physiologisch-anatomischen Präparate und unter diesen namentlich die von Lieberkühn injizierten. Sein Münzkabinett enthielt viele schöne Exemplare aus dem Altertum, auch viele alte Goldmünzen, und seine Gemäldesammlung zählte manches seltene Original, vorzüglich aus der deutschen Schule. Die Mittel zur Anschaffung dieser Schätze verdankte B. vorzüglich seinen chemischen Erfindungen, wozu eine karminähnliche, aber dem Mineralreich angehörige Farbe gehörte; eine den Indigo ersetzende blaue Farbe auf Tuch; ein chemischer Prozeß, den er auf Kobalt anwendete; eine Methode, ohne Pottasche blau zu färben, etc. Vgl. Heister, Nachrichten über B. (Berl. 1860).

Beirût (Berut), Hauptstadt des gleichnamigen türk. Sandschaks in Syrien, am Mittelmeer unter 33° 54' nördl. Br. amphitheatralisch an einem Bergvorsprung des Libanon gelegen, von dem man hier eine großartige Ansicht hat. Die Stadt hat enge, krumme Straßen, aber große Vorstädte, welche ausgedehnte schöne Gärten malerisch umgeben; sie gilt als der gesündeste Ort der ganzen Küste (regenreicher Winter, durch Seewinde gemilderte Sommerhitze). Dem Wassermangel hat seit 1875 eine Leitung vom Nahr el Kelb her abgeholfen. Die Einwohner, deren Zahl 80,000 betragen soll (1844 kaum 8000), sind zu etwa einem Dritteil Mohammedaner, im übrigen Christen der verschiedensten Bekenntnisse (darunter 600 Europäer), Juden etc. und zumeist wohlhabend. Sie be-^[folgende Seite]