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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bial; Biala; Bialla; Bialowiczer Heide; Bialy; Bialystok; Biambonies; Bianca Capello; Biancavilla; Bianchi

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Bial - Bianchi.

Bial, Rudolf, Komponist und Theaterdirektor, geb. 26. Aug. 1834 zu Habelschwerdt, erhielt seine musikalische Ausbildung in Breslau, wo er schon in seinem 15. Jahr als erster Violinist in der Kapelle des dortigen Stadttheaters angestellt wurde. Er war 1854-56 Kapellmeister in Lübeck, machte dann als Violinvirtuose eine Kunstreise bis nach Australien, wurde 1864 an Conradis Stelle Kapellmeister am Wallnertheater in Berlin und führte 1876-79 die Direktion des Krollschen Theaters, dessen Repertoire er durch die Pflege der deutschen und italienischen Oper veredelte. Im letztgenannten Jahr siedelte er nach New York über, wo er 23. Nov. 1881 starb. Unter seinen zum Teil populär gewordenen Kompositionen (im ganzen 130 Nummern) hat am meisten seine Operette "Der Herr von Papillon" gefallen.

Biala, 1) Grenzflüßchen zwischen Galizien und Österreichisch-Schlesien, entspringt in den Bieskiden und mündet, 30 km lang, rechts in die obere Weichsel. -

2) Stadt im westlichen Galizien, am gleichnamigen Flüßchen (s. oben) und an der Linie Dzieditz-Saybusch der Ferdinands-Nordbahn, gegenüber der österreichisch-schlesischen Stadt Bielitz und mit derselben durch eine Brücke verbunden, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat bedeutende Tuchfabrikation (in B. und Umgebung sind über 23,000 Feinspindeln, 310 mechanische und 320 Handwebstühle im Betrieb), eine Maschinenbauanstalt, Wagenfabrik, Dampfziegelei, Dampfmühle, Fabrikation ätherischer Öle, bedeutenden Handel und (1880) 7251 Einw.

Bialla, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Gumbinnen, Kreis Johannisburg, mit Amtsgericht und (1880) 1670 Einw. (darunter 700 Polen).

Bialowiczer Heide (Bjelowejer Wald), ein mächtiges, 1224 qkm umfassendes Waldgebiet im russ. Gouvernement Grodno, Kreis Prushany. Es bedeckt eine Hochebene, die im N. viele Sümpfe hat, und wird von den Flüssen Narwa, Narewka und Bialowicza durchströmt. Dieser Urwald, ehedem das beliebteste Jagdrevier der polnischen Könige, ist neben den ehemals Tyschkiewitschschen Wäldern gegen das Gouvernement Minsk hin die einzige Gegend Europas, in welcher noch Auerochsen (Wisents) anzutreffen sind, zu deren Erhaltung der Wald 1803 für unantastbar erklärt wurde; außerdem gibt es darin Bären, Wölfe, Luchse, wilde Schweine und Elentiere. Infolge der großen Jagden wurde die Zahl der Auerochsen so gering, daß man 1822 nur noch 350 Stück zählte; sie vermehrten sich jedoch unter sorgfältigem Schutz wieder stark. Die letzte Zählung von 1846 ergab 1018 Stück alte und 77 junge. Früher wurde das Töten eines Auerochsen sehr schwer bestraft; jetzt kostet es 150 Rubel. Die herrschenden Hölzer sind Nadelhölzer, überwiegend Kiefern, die ⅔ des Waldes bilden, während auf die Rottanne ⅕ und auf die Eiche nur 1/30 kommt. Den Forstdienst besorgen etwa 80 im Wald angesiedelte Familien, die militärisch organisiert sind; jede Familie hat 43 Hektar Land von der Krone zur Bebauung. Daneben sind rings um den Wald noch 103 Familien zum Heumachen für die Auerochsen angesiedelt, wofür 545 Hektar Wiesen bestimmt sind. In der Mitte des Waldes liegt das Krondorf Bialowicza, an der Narewka, mit dem frühern Schloß des Königs August III. von Polen.

Bialy (poln.), weiß.

Bialystok (Bjelostok), Kreisstadt im russ. Gouvernement Grodno, an der Biala und im Knotenpunkt der Petersburg-Warschauer und Brest-Lycker Eisenbahn, hat ein Schloß (jetzt Damenstift), 5 Kirchen, 40 Fabriken (darunter 33 für Tuch), bedeutenden Handel mit Tuch u. Wollenstoffen, 1 Realgymnasium und (1879) 36,252 Einw. (viele Juden). B. ging vom Grafen Branicki in den Privatbesitz des Kaisers von Rußland über. Die ehemalige Provinz B., im alten Podlachien gelegen, das einen Teil des polnischen Reichs ausmachte, wurde 1520 Woiwodschaft, blieb beim polnischen Reich bis 1795, wo sie unter preußische Herrschaft kam, und wurde durch den Frieden von Tilsit 1807 russisch, aber 1842 als Provinz aufgehoben.

Biambonies, ostind. Gewebe aus Baumbast.

Bianca Capello, s. Capello.

Biancavilla, Stadt in der sizil. Provinz Catania, am Südabhang des Ätna, hat (1881) 13,021 Einw., welche vorzüglichen Getreide-, Baumwollen- und Obstbau betreiben. B. wurde 1480 als Albaneser Kolonie gegründet und liegt an der Stelle des alten Inessa oder, wie es seit 466 v. Chr. genannt wurde, Ätna.

Bianchi (spr. -ki) 1) Friedrich, Freiherr von, Herzog von Casalanza, österreich. General, geb. 20. Febr. 1768 zu Wien, ward auf der Ingenieurakademie daselbst gebildet und machte schon 1788 als Ingenieuroffizier den türkischen Feldzug mit. Nachdem er sich in den Feldzügen von 1792 bis 1797, namentlich in den Niederlanden und in Italien, ausgezeichnet, wurde er als Major dem Erzherzog Ferdinand d'Este attachiert und 1804 Oberst und Regimentskommandeur. 1805 fungierte er als Generaladjutant des Erzherzogs Ferdinand, ward 1807 Generalmajor und leistete im Krieg von 1809 an der Spitze einer Brigade in der Schlacht bei Aspern und bei der Verteidigung des Preßburger Brückenkopfes ausgezeichnete Dienste. Zum Feldmarschallleutnant befördert, machte er unter Schwarzenberg den russischen Feldzug mit, zeichnete sich 1813 als Befehlshaber einer Division bei Dresden, Kulm und Leipzig aus und führte 1814 im südlichen Frankreich den rechten Flügel der österreichischen Südarmee. 1815 gegen Murat nach Italien entsandt, schlug er diesen 1. Mai 1815 bei Tolentino entscheidend, zersprengte das neapolitanische Heer vollends und zog 22. Mai in Neapel ein. Vom König Ferdinand IV. von Neapel zum Herzog von Casalanza erhoben, ward er nach dem zweiten Pariser Frieden in den Hofkriegsrat berufen. 1824 pensioniert, lebte er auf seinem Landgut Magliano bei Treviso, als die mailändische Revolution von 1848 ausbrach. Obwohl er sich völlig neutral verhielt, wurde er doch auf Befehl der provisorischen Regierung nach Treviso gebracht und erst zwei Monate später durch die Ankunft der Österreicher wieder befreit. Er starb 21. Aug. 1855 zu Sauerbrunn bei Rohitsch. - Sein Sohn Friedrich, Freiherr v. B., geb. 24. Nov. 1812, trat 1829 in die österreichische Armee, stand beim Ausbruch der Revolution von 1848 in Venedig als Oberst, focht 1849 unter Nugent in Italien bei Sona, Custozza und Volta, befehligte 1849 eine Brigade des 2. Armeekorps und trug bei Novara durch Tapferkeit und rasche Benutzung eines günstigen Moments wesentlich zum Sieg bei. Später befehligte er als Generalmajor eine Brigade in Ungarn, wurde 1854 Feldmarschallleutnant und Divisionär beim serbisch-banater Armeekorps, führte 1855-57 ein Kommando zu Jassy in der Moldau, nahm als Feldmarschallleutnant den Abschied und starb 28. Sept. 1865 in Ems.

2) Nicomede, ital. Historiker, geb. 20. Sept. 1818 zu Reggio in der Emilia, widmete sich zuerst medizinischen Studien, welche durch die Ereignisse von 1848, an denen er als Mitglied der provisorischen Regierung von Modena und Reggio sehr thätigen An-^[folgende Seite]