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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Binzer - Biographie

Wesen der Chininwirkung" (Berl. 1868), "Das Chinin nach den neuern pharmakolog. Arbeiten" (ebd. 1875), "Über den Traum" (Bonn 1878), "Grundzüge der Arzneimittellehre" (Berl. 1866; 11. Aufl. 1891), "Vorlesungen über Pharmakologie" (2. Aufl., ebd. 1892), "Doktor Johann Weyer, der erste Bekämpfer des Herenwahns" (Bonn 1885), "A.Lercheimer (Professor H. Witekind in Heidelberg) und seine Schrift wider den Herenwahn" (Straßb. 1888).

Binzer, Aug. Daniel, Freiherr von, geb. 30. Mai 1793 in Kiel, studierte in Kiel und seit 1818 in Jena, wo er als Mitglied der Burschenschaft hervortrat. Aus dieser Zeit stammen von ihm das Lied "Stoßt an, Jena soll leben" und Text und Melodie des Grabgesangs der Deutschen Burschenschaft "Wir hatten gebauet ein stattliches Haus". Später führte er ein Wanderleben, bald als Lehrer, bald als Redacteur in Altenburg, an verschiedenen Orten Schleswig-Holsteins, in Köln, Augsburg und schließlich in Österreich. Er starb auf einer Reise in Neisse 20. März 1868. Er übersetzte "Benjamin Franklins Leben und Schriften" (4 Tle., Kiel 1829) und Youngs "Nachtgedanken"; gemeinsam mit seiner Gattin gab er unter dem Pseudonym A. T. Beer "Erzählungen und Novellen" (3 Bde., Lpz. 1836) heraus.

Bio... (vom grch. bios, Leben), Lebens... (in zusammengesetzten Wörtern).

Bioarithmetik (grch), Berechnung der durchschnittlichen Lebensdauer.

Biobio, größter Fluß der südamerik. Republik Chile, entspringt im Osten der hohen Cordillere aus dem See Guayeltin unter 38° 40' südl. Br., fließt nordwestlich durch die Provinzen B. und Concepcion und mündet nach einem Lauf von 370 km 18 km unterhalb Concepcion in den Großen Ocean. Auf der rechten Seite nimmt er den Rio Duqueco und den aus dem See von Antuco kommenden Rio Laja, auf der linken den wasserreichen, bis Nacimiento aufwärts schiffbaren Rio Vergara auf; er selbst ist nur mit ganz flach gehenden Booten zu befahren, im obern Teil zu reißend, im untern bei großer Breite zu seicht, auch verbietet die Barre an seiner Mündung Schiffen die Einfahrt. Zwei Eisenbahnlinien überschreiten ihn auf 500 bez. 1889 m langen Brücken.

Biobio, Provinz in der südamerik. Republik Chile, liegt zu beiden Seiten des obern Laufs des B., grenzt im N. an Rio Laja, im O. an Argentinien, im S. an die Provinzen Malleco und Cautin und im W. an Concepcion und die Cordillera de Nahuelbuta. Die Anden erheben sich in V. im Vulkan von Antuco zu 2762, im Callaqui zu 2972 m. Im O. hat sie Wälder mit herrlichem Bauholz, mit dem ein sehr bedeutender Handel getrieben wird. Die ebenen Gegenden sind zum Teil sehr sandig und dann wenig fruchtbar. Auf den Abhängen der Hügel sieht man noch viele Weinberge. B. hat auf 10769 qkm (1893) 129651 E., zerfällt in die Departements Laja, Nacimiento und Mulchen (s. d.) und wird von der Eisenbahn Concepcion-Angol durchzogen. Eine Bahn über den Pichachenpaß (1990 m) ist geplant. Hauptstadt ist Angeles (s. d.).

Biochemie, Lehre von den chem. Vorgängen im lebenden Organismus, z.B. von der Assimilation und Atmung der Pflanzen und dem Stoffwechsel im tierischen und menschlichen Körper.

Biodoros, ein kräftiger, etwas süßer griech. Rotwein aus der Gegend von Patras.

Biodynamik (grch.), Lehre von den Lebenskräften, veralteter Ausdruck für Physiologie.

Biogenetisches Grundgesetz wurde von Haeckel ein Gesetz genannt, welches er gleichzeitig mit Fritz Müller aus den Thatsachen ableitete, daß ein Organismus in seiner individuellen Entwicklung (Ontogonie) die Entwicklungsstufen, welche seine Ahnenreihe im Laufe der Zeiten durchlaufen hatte (Phylogonie), wiederhole. Vielfach kann man aus den Entwicklungszuständen eines Tieres die Beschaffenheit der verschiedenen aufeinanderfolgenden Generationen seiner Vorfahren erschließen. Aus der Metamorphose der Frösche läßt sich erkennen, daß diese schwanzlosen, mit Gliedmaßen und Lungen größtenteils auf dem Lande lebenden Amphibien von solchen ältern Formen abstammen, welche ohne horizontale Gliedmaßen und Lungen, aber mit vertikal abgeplattetem Ruderschwanze und Kiemen ausgestattet, ausschließlich Wasserbewohner waren. Durchaus nicht immer darf man indessen voraussetzen, daß die Ontogonie eines Wesens ein unfehlbar sicheres und genaues Spiegelbild seiner Phylogonie sei. Embryonen und Larven sind auch selbständige Organismen und besitzen als solche die Fähigkeit, sich selbständig an äußere Umstände anzupassen. Viele provisorische Larvenorgane, die Eihäute der Embryonen u. s. w. sind Resultate selbständiger Anpassungen, es sind Erscheinungen der sog. Cenogenesis (Haeckel), aber durchaus nicht ontogenetische Ausdrücke phylogenetischer Vorgänge, sie gehören nicht der Palingenesis (Haeckel) an. Eine der Hauptaufgaben der modernen Entwicklungsgeschichte ist, die auf Vererbung (s. d.) beruhenden palingenetischen Erscheinungen von den aus selbständiger Anpassung hervorgegangenen cenogenetischen genau unterscheiden zu lehren.

Biograd, slaw. Name von Zara vecchia (s. d.).

Biographie (grch., d. h. Lebensbeschreibung) ist die mit geschichtlicher Kunst ausgeführte Darstellung des Lebens einer Person und umfaßt sowohl deren äußere Geschichte wie innere geistige und sittliche Entwicklung. Sie unterscheidet sich darum von dem bloßen Lebenslauf (curriculum vitae), der die Ereignisse eines Lebens nur äußerlich aneinander reiht, sowie von dem Nekrolog, der über Geburt, wichtigste Erlebnisse und Ende eines Dahingeschiedenen meist in noch äußerlicherer Weise handelt. Die wahre Biographik, als ein Zweig der Geschichtschreibung, kann nur auf Personen von allgemein menschlicher Bedeutung, die durch ihre Schicksale und ihre Thätigkeit eine geschichtliche Stellung einnehmen, Anwendung finden. In jedem Falle ist die genaueste Kenntnis der Lebensumstände des Dargestellten und des ganzen Zeitalters, dem er angehörte und dessen Einflüsse seinen Strebungen Richtung gab, sodann strenge Wahrheitsliebe und ein völlig parteiloser Standpunkt für den Geschichtschreiber (Biographen) erforderlich. Eine eigentümliche Art der B. ist die Autobiographie oder Darstellung des eigenen Lebensganges, wofür Augustins "Confessiones" und Rousseaus "Confessions" berühmte Beispiele sind. Zu dieser Gattung gehören zum Teil auch die Memoiren (s. d.). Zur Abfassung solcher Selbstschilderungen gehört ein hoher Grad von Selbsterkenntnis und Wahrheitsliebe, Eigenschaften, die nur von dem zu erwarten sind, der im gerechten Gefühl seines Werts auch Schwächen und Fehler ohne Beschämung bekennen darf. Von der Charakteristik unterscheidet sich die B. insofern, als sie das Menschenleben in allen seinen Verhältnissen ausführlich entwickelt, während