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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bleisalze - Bleistift

Bleisalze, s. Blei (S. 109b).

Bleischrot, s. Schrot.

Bleischwamm nennt man das auf nassem Wege aus unlöslichen Bleisalzen reduzierte Blei, das man erhält, indem man z. B. Bleisulfat zwischen Eisen- oder Zinkplatten schichtet und das Ganze mit schwach angesäuertem Wasser bedeckt. Es entsteht dabei Eisen- oder Zinkvitriol, während metallisches Blei im Zustande feinster Verteilung als poröse, locker zusammenhängende Masse abgeschieden wird, die nach dem Auswaschen entweder eingeschmolzen oder zur Bleiweißbereitung verwandt wird.

Bleischwärze ist feinschuppiger verwitterter Bleiglanz (s. d.); doch bezeichnet man auch ein durch Kohle schwarz gefärbtes Bleiweiß bisweilen als B.

Bleiseife, soviel wie Bleipflaster (s. d.).

Bleisicherung, Abschmelzsicherung, Sicherheitsschaltung, Einrichtung bei Haus-, besonders Glühlichtleitungen, die eine Feuersgefahr ausschließt, die durch das Glühendwerden von Drähten hervorgerufen werden könnte. Ein solches Glühendwerden der Leitungsdrähte kann z. B. durch Kurzschluß (s. d.) erfolgen. Die B. besteht aus einem Stück Draht oder Streifen eines leicht schmelzbaren Metalls, meist von Blei, das in die Leitung an jedem Übergang von einem größern zu einem kleinern Querschnitt und bei jeder Abzweigung eingeschaltet wird. Sie schmilzt ab, bevor der Draht der Leitung glühend wird, und unterbricht dadurch den Strom.

Bleisoldaten, s. Zinnsoldaten.

Bleispat, Mineral, s. Weißbleierz.

Bleistadt, königl. Bergstadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Falkenau in Böhmen, am Zwodaubach, an der Linie Falkenau-Klingenthal der Buschtiehrader Bahn, hat (1890) 911 E., Post, Telegraph, ausbauwürdige Blei- und Eisenerzlager sowie Spitzenklöppelei und Fabrikation von Perlmutterknöpfen und Musikinstrumenten.

Bleistein, s. Blei (S. 109b).

Bleistift. Der Gebrauch des B. oder eines dem B. ähnlichen Instruments fällt schon in das 14. Jahrh. und beginnt mit der Entwicklung der modernen Malerei in Italien. 1664 erst wurde der Graphit in Cumberland entdeckt und dadurch die Anfertigung eines ganz neuen Schreib- und Zeichenmaterials, des heutigen B., veranlaßt. In Deutschland tauchten Mitte des 17. Jahrh. die ersten B. auf, mehr als Gegenstand der Kuriosität als des gewöhnlichen Gebrauchs, bis zu Anfang des 18. Jahrh., und zwar in Bayern, mit der Fabrikation begonnen wurde. Die bayr. Regierung, welche diesen neuen Industriezweig unter ihren besondern Schutz nahm, errichtete 1816 eine Staatsfabrik in Obernzell (Hafnerzell) bei Passau; später ging dieselbe an die Gebrüder Rehbach in Regensburg über, welche heute noch die Fabrikation betreiben. Auch in Wien faßte damals die Bleistiftfabrikation Wurzel. Der Mittelpunkt derselben wurde jedoch Nürnberg und Umgebung, indem Freiherr Lothar von Faber, der gegenwärtige Besitzer der bekannten A. W. Faberschen Bleistiftfabrik, die von seinen Vätern 1761 zu Stein in den kleinsten Verhältnissen begonnene Bleistiftfabrikation derart in Aufschwung und zur Entwicklung brachte, daß sich dessen Fabrikate in allen civilisierten Ländern der Erde, besonders auch in Amerika, Eingang verschafften und sich die Bleistiftindustrie zu großer Blüte erhob. Seit 1880 hat sich die Fabrik von Johann Faber in Nürnberg mit wachsendem Erfolg an der Massenerzeugung guter B. beteiligt.

Die Herstellung der eigentlichen Bleistiftmasse erfolgt nach drei verschiedenen Methoden. Die erste umfaßte die Herstellung der B. in Form von ausgeschnittenen und ausgesägten Stängelchen, die mittels Sägen aus dem zu Borrowdale in Cumberland gefundenen Graphit hergestellt und ohne weitere Zuthat in Holz gefaßt wurden. Die zweite Methode umfaßte die Versuche, die beim Schneiden der Graphitblöcke abgefallenen Graphitstücke und den gepulverten Graphit mit Bindemitteln, wie Schwefelantimon, Leim u. s. w., in Formen zu pressen und in Stifte zu schneiden. Die dritte Methode endlich nach der 1795 gleichzeitig von dem Franzosen Conté und dem Wiener Hardtmuth gemachten Erfindung, welche der Bleistiftfabrikation in kurzer Zeit eine neue Gestaltung geben sollte, bestand darin, dem Graphitpulver wasserhaltigen Thon zuzusetzen und aus dieser Masse durch Auspressen beliebig starke oder schwache Bleistängelchen herzustellen, wodurch eine Mannigfaltigkeit der Sorten nach Härte, Färbung und Schwärzung erzielt wurde. Diese letzte Methode bürgerte sich allgemein ein. Durch Anwendung des 1856 aufgefundenen sibir. Graphits (Graphite Alibert), dessen Ausbeute in den Alleinbesitz der Firma A. W. Faber in Stein überging, ist es gelungen, in Bezug auf Reinheit und Gleichmäßigkeit einen Ersatz für das vorher unübertroffene Cumberlandblei zu finden.

Das Verfahren der jetzt allgemein üblichen dritten Methode ist folgendes. Die beiden genannten Rohmaterialien werden erst für sich zerkleinert, geschlämmt und getrocknet, worauf die aus beiden durch Mischen gebildete Masse (Blei genannt) auf Mühlen, die Tag und Nacht im Gang erhalten bleiben, in nassem Zustande fein gemahlen und nach dem Mahlen in eigens dazu bestimmten Ofen getrocknet wird. Aus dieser getrockneten Masse wird durch Anfeuchten mit Wasser ein plastischer Teig gebildet, der in den Cylinder einer hydraulischen Presse gebracht wird. Am Boden dieses Cylinders befindet sich ein Kupferplättchen, das in der Mitte eine Öffnung von der Form des gewünschten Stäbchenquerschnitts besitzt. Wird nun die Masse im Cylinder zusammengepreßt, so tritt sie aus der Bodenöffnung stäbchenförmig hervor und legt sich auf dem Tisch unter der Presse in Ringen wie ein Tau zusammen. Sie wird dann auf Brettern mit entsprechenden Rillen in gerade Richtung gebracht und an einem mäßig warmen Orte getrocknet. Noch ehe das Blei vollkommen ausgetrocknet ist, wird es in Stäbchen von der reichlichen Länge der zu verfertigenden B. geschnitten. Nach dem Trocknen erfolgt das Ausglühen der Bleistäbchen in eigens dazu konstruierten Öfen, wozu sie in luftdicht verschlossene Kästchen von Thon oder Eisen wagerecht eingelegt werden.

^[Abb.: a]

^[Abb.: b]

^[Abb.: c]

Die Holzeinfassungen, für die bei den bessern Bleistiftsorten Cedernholz, bei den geringern Sorten jedoch einheimische Holzarten zur Verwendung kommen, bestehen immer aus zwei Teilen. Für vierkantige Bleistäbchen (a, s. vorstehende Figuren) wählt man zwei ungleiche Teile, von denen der genutete kurz "Nut", der glatte "Deckel" genannt wird; bei runder und sechskantiger Einlage (b resp. c) kommen