Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

23

Bleirot - Bleistifte.

in einem cylindrischen Raum gedreht. Hierdurch entsteht die Wirkung eines saugenden Ventilators, der Zug wird vermehrt und der B. in innigste Berührung mit dem Wasser gebracht. Das Wasser fließt kontinuierlich am Ende des Cylinders, der mit dem Schornstein in Verbindung steht, heraus, während frisches Wasser von unten zutritt. Das Bleioxyd setzt sich in seitlichen Bassins ab, die von Zeit zu Zeit ausgeräumt werden.

Bleirot, s. v. w. Mennige (s. d.).

Bleisalben, Mischungen von Bleipräparaten mit Fetten. Über die gewöhnliche Bleisalbe (Bleicerat, Unguentum plumbi) s. Bleiessig. Gerbsaure Bleisalbe (U. plumbi tannici, U. ad decubitum) ist eine Mischung des aus einer Abkochung von 16 Teilen Eichenrinde durch 8 Teile Bleiessig gefällten gerbsauren Bleies mit 5 Teilen Glycerin und wird gegen Wundliegen benutzt. Hebrasche Bleisalbe (U. diachylon Hebrae) wird aus gleichen Teilen Bleipflaster und Leinöl zusammengeschmolzen und dient gegen Hautkrankheiten. Bleiweißsalbe (U. cerussae, U. plumbi subcarbonici, hydrico-carbonici, U. album simplex) besteht aus 1 Teil Bleiweiß und 2 Teilen Schmalz, erhält als U. cerussae camphoratum einen Zusatz von 5 Proz. Kampfer und wird als austrocknende Salbe benutzt.

Bleisalpeter, s. v. w. salpetersaures Blei.

Bleisalze finden sich in zahlreichen Mineralien und werden, soweit sie löslich sind, durch Lösen von Blei oder Bleioxyd in Säuren dargestellt, während die unlöslichen durch Wechselzersetzung erhalten werden. Sie sind farblos, wenn die Säure ungefärbt ist; nur wenige, wie das essigsaure u. salpetersaure Blei, sind löslich, und diese reagieren sauer, schmecken süßlich zusammenziehend und sind, wie namentlich auch das unlösliche kohlensaure Blei, giftig. Blei bildet sehr leicht basische Salze, von denen die wenigen löslichen alkalisch reagieren. Schwefelwasserstoff bräunt die verdünntesten Lösungen der B. und fällt aus konzentriertern schwarzes Schwefelblei; Jodkalium fällt gelbes Jodblei, chromsaures Kali gelbes chromsaures Blei; Salzsäure und Chloride fällen aus nicht zu sehr verdünnten Lösungen weißes Chlorblei, und Schwefelsäure oder Sulfate weißes schwefelsaures Blei, welches in viel Salpetersäure löslich ist. Eisen, Zink, Cadmium, Zinn scheiden aus Bleisalzlösungen kristallisiertes metallisches Blei ab. Viele B. finden technische und medizinische Verwendung.

Bleischwamm, fein verteiltes Blei, wird erhalten, wenn man schwefelsaures Blei mit wenig Wasser zu einem steifen Brei anrührt und diesen, zwischen zwei Zinkplatten gestrichen, etwas schräg in Kochsalzlösung stellt. Nach neun Tagen ist das schwefelsaure Blei reduziert, indem sich Zinkvitriol gebildet hat. Der B. ist sehr leicht oxydierbar und läßt sich zu einer Platte zusammenpressen, welche sehr gut Eindrücke annimmt und sich trefflich zu Abformungen eignet.

Bleischwärze, feinschuppiger, verwitterter Bleiglanz oder durch Kohle schwarz gefärbtes kohlensaures Blei.

Bleischweif, s. Bleiglanz.

Bleispat, s. v. w. Cerussit.

Bleistein, s. Blei, S. 12.

Bleistifte (Bleifedern, Graphitstifte) wurden anfänglich aus dem im Übergangsthonschiefer zu Borrowdale in Cumberland vorkommenden trefflichen Graphit in der Weise angefertigt, daß man das Mineral mit Sägen in dünne Blätter zerteilte, diese durch Schleifen auf einer horizontalen Scheibe glättete und dann in Stifte zerschnitt, welche in Holz eingefaßt wurden. Von diesen echten englischen Bleistiften unterschied man früh die künstlichen, zu deren Darstellung der Mangel an so schönem Graphit, wie ihn die genannten Gruben lieferten, die Fabrikanten nötigte. Aus den Abfällen der echten B. und aus erdigem und staubförmigem Graphit bereitete man mit Hilfe eines Bindemittels, wie Schwefel, Schwefelantimon, Leim, Gummi, Kolophonium etc., solide Massen, aus welchen unmittelbar die Stifte geformt oder nach dem Trocknen in Platten und Stäbchen geschnitten wurden. Gegenwärtig verwendet man als Bindemittel ausschließlich geschlämmten Thon, mischt denselben auf Mühlen sehr sorgfältig mit dem geschlämmten Graphit und füllt die Masse in Cylinder, deren Bodenplatte mit Löchern versehen ist. Indem nun ein Kolben unter starkem Druck in den Cylinder hineingetrieben wird, tritt die Masse aus der Bodenplatte in Form von Stäbchen aus, welche aus Brettern aufgefangen, getrocknet und bei völligem Abschluß der Luft je nach der gewünschten Härte stärker oder schwächer gebrannt werden. Zur Fassung der Graphitstäbchen dient jetzt sehr allgemein das Holz der virginischen Zeder (Juniperus virginiana), für geringere Sorten das westindische Zedern- oder Zuckerkistenholz von Cedrela odorata und für die billigsten heimisches Pappel-, Erlen-, Ahorn- oder Weißbuchenholz. Aus diesen Hölzern werden die Fassungen dadurch hergestellt, daß man sie zuerst in dünne Brettchen zersägt, diese auf Hobelmaschinen sauber abhobelt und durch kleine Kreissägen in entsprechend schmale Stäbchen zerschneidet, die zugleich an einer Seite mit der Nute versehen werden. Hierzu dient ebenfalls eine Kreissäge. Nach dem Einlegen der Graphitstäbchen wird die Nute durch ein schmales eingeleimtes Holzstäbchen verschlossen, wenn nicht, wie es neuerdings fast immer geschieht, die Fassungen durch Zusammenleimen zweier gleicher genuteter Stäbchen gebildet werden. -

Die ältern Maler bedienten sich der Stile, die sie aus Italien erhielten, und welche nach Beckmann wirklich aus Blei bestanden, nach andern aber nur wegen des bleifarbenen Striches, den sie gaben, B. genannt wurden. Jedenfalls kannte man im Mittelalter unsre B. noch nicht, wenn auch die Benutzung des Graphits zum Schreiben viel älter sein mag. Erst als 1664 die Graphitgrube zu Borrowdale entdeckt worden war, kam der Bleistift in seiner heutigen Form aus und fand alsbald solchen Beifall, daß der englische Zentner Graphit mit 3360 Mk bezahlt wurde. Diese englischen B. wurden um 1680 in Deutschland bekannt, und 1726 gab es in Stein bei Nürnberg bereits Bleistiftmacher. Die junge Industrie wurde von der bayrischen Regierung in besondern Schutz genommen; 1766 erteilte diese dem Grafen Kronsfeld die Konzession zur Errichtung einer Bleistiftfabrik in Zeltenbach. Inzwischen war aber das ursprüngliche Material, obwohl die englische Regierung eine Zeitlang die Ausfuhr des Graphits bei Todesstrafe verboten hatte, sehr knapp geworden, und man bemühte sich vergebens, durch allerlei chemische Prozesse und Mischungen eine brauchbare Graphitmasse herzustellen. Epochemachend war daher die Erfindung der noch jetzt gebräuchlichen Thonmischung, welche 1795 gleichzeitig durch Conté, einen der größten Industriellen Frankreichs (geb. 1755 zu St.-Cénery bei Séez, Orne; gest. 1805 in Paris), und durch Hardtmuth in Wien (gest. 1816) gemacht wurde. Die Crayons-Conté erschienen bereits auf der ersten In-^[folgende Seite]