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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bruieren - Brumaire

in Sachsen. Von B.' sonstigen Arbeiten ist außer seiner "Biographie Enckes" (Lpz. 1869) besonders noch anzuführen die von ihm in Verein mit zehn andern Gelehrten verfaßte wissenschaftliche "Biographie Alexanders von Humboldt" (3 Bde., ebd. 1872).

Bruieren (spr. brü-, frz. bruir, d. i. durchdämpfen, von Dampf durchdringen lassen), ein technischer Ausdruck für Dämpfen oder Ausdämpfen; derselbe wird nur für die Methode der Befestigung der Farben auf Geweben gebraucht, wobei die gefärbten oder bedruckten Stoffe der Wirkung heißer Wasserdämpfe ausgesetzt oder bruiert werden.

Bruis (Bruys, spr. brüih), Peter von, Stifter der Petrobrusianer (s. d.).

Bruit de diable (frz., spr. brüih dě dĭábl), s. Nonnengeräusch.

Bruit du pot fêle (frz., spr. brüih dü po fäleh, d. i. "Geräusch des gesprungenen Topfes"), ein eigentümlicher Klang, den man beim Beklopfen der Brust wahrnimmt, wenn in den Lungen, wie bei der Lungenschwindsucht, größere Höhlen sind.

Brukterer, s. Bructerer.

Brüll, Ignaz, Komponist, geb. 7. Nov. 1846 zu Proßnitz in Mähren, wurde zu Wien im Klavierspiel von Epstein, in der Komposition von Rusinatscha, später von Dessoss unterrichtet. Nachdem er mehrere Konzertreisen als Pianist unternommen hatte, war er 1872-78 Klavierlehrer am Horakschen Institut in Wien und widmete sich seit 1878 ausschließlich der Komposition. B. schrieb die Opern: "Die Bettler von Samarkand" (1864), "Das goldene Kreuz" (1874), "Der Landfriede" (1876), "Bianca" (1879), "Königin Mariette" (1882), "Das steinerne Herz" (1888), "Gringoire" (1892), das Ballett "Ein Märchen aus der Champagne"; ferner zwei Klavierkonzerte, eine Sinfonie, zwei Orchesterserenaden, eine Sonate für zwei Klaviere, eine Cellosonate, ein Trio, Lieder u. s. w. Davon ist "Das goldene Kreuz" das verbreitetste und gilt als eine der besten deutschen Spielopern.

Brüllaffe (Mycetes), eine Gattung der plattnasigen amerik. Affen, durch ein äußerlich als großer Kropf hervortretendes und mit der Luftröhre in Verbindung stehendes Organ ausgezeichnet, das aus dem merkwürdig angeschwollenen und in eine Knochenblase verwandelten Zungenbeine und dem nach hinten ungemein hohen, dem Zungenbeine zum Schutze dienenden Unterkieferknochen besteht. Dieses Organ verstärkt die Stimme in hohem Grade. Der Schädel ist pyramidalisch, die Nasenscheidewand breit, weshalb sich die Nasenlöcher seitlich öffnen, die Vorderhände fünfzehig, aber der Daumen nicht entgegensetzbar, die Nägel nicht platt, sondern kurz und gewölbt, das Haar von der Handwurzel bis zum Ellbogengelenk nach hinten gerichtet und der Schwanz lang, ein an der Spitze unbehaartes Greiforgan bildend. Ein großer Kinnbart giebt den Tieren ein seltsames Aussehen. Die B. sind die größten amerik. Affen, von gedrungenem Bau, mit muskelreichcn Gliedern versehen und von einem traurigen, grämlichen Naturell. Sie sind in Südamerika die gemeinsten Affen, von Guayana bis Paraguay verbreitet und leben in den dichten Urwäldern meist zu 10-12 Stück zusammen auf Bäumen, von denen sie fast nie auf den Boden herabsteigen. Das äußerst stark dröhnende, rauhe, klagende Geschrei einer größeren Anzahl dieser Affen kann wohl eine halbe Stunde weit gehört werden. Ihre Nahrung besteht aus Blättern, Knospen und Früchten. Die Weibchen, deren immer mehrere zu einem Männchen gehören, werfen nur ein Junges. Da das Fleisch der B. schmackhafter als das anderer Affen ist, so werden sie oft geschossen. Auch das Fell wird benutzt. Der größte und gewöhnlichste B. ist der rote Brüllaffe (Mycetes ursinus Kuhl, s. Tafel: Affen der Neuen Welt, Fig. 1), auch Predigeraffe oder Alouate (Aluata) genannt, welcher in Südamerika weit verbreitet ist. Sein Körper ist 0,55 bis 0,60 m lang und ebenso lang ist der Schwanz. Die Farbe ändert vom glänzenden Rostrot bis ins Kastanienbraun und selbst Schwarzbraun ab, und die Haare stehen auf der Oberseite ziemlich dicht, unten aber viel dünner. Das Gesicht ist bläulich-schwärzlich, mit dünnen, zerstreuten Borstenhaaren besetzt, am Kinn mit einem starken, zugespitzten, bräunlichen Barte geschmückt; auf dem Vorder- und Hinterkopfe ist das Haar gegen den Scheitel gerichtet. Kaum weniger groß ist der schwarze Brüllaffe oder Caraya (Mycetes niger Kuhl) mit schwarzem Pelz und braunrotem Gesicht. So häufig die B. in ihrer Heimat auch sind, sieht man sie doch in den Tiergärten äußerst selten, da die wenigen, welche die Seereise überdauern, nach kurzer Zeit einzugehen pflegen. Das Exemplar kostet etwa 100 M.

Brüllerkrankheit, s. Stiersucht.

Brüllfrosch, s. Ochsenfrosch.

Brulliot (spr. brülĭoh), Franz, Kunstgelehrter, geb. 16. Febr. 1780 zu Düsseldorf, wurde 1822 Konservator an der Kupferstichsammlung in München und starb 13. Nov. 1836. Er schrieb: "Dictionnaire des monogrammes" (2 Bde., Lpz. 1817-18), ergänzt durch "Table générale des monogrammes" (Münch. 1820: 2. Ausg., 3 Bde., 1832-34) und "Catalogue raisonné des estampes du cabinet de feu M. d'Aretin" (2 Bde., ebd. 1827-30).

Brüllow (Brülow oder Brylow), Karl Pawlowitsch, russ. Historienmaler, geb. 1799 zu Petersburg, studierte auf der dortigen Akademie und ging 1823 nach Italien, wo er treffliche Kopien nach Raffael fertigte. Seinen Ruf begründeten die großen Gemälde: Untergang von Pompeji (in der Eremitage zu Petersburg), Ermordung der Ines de Castro (1834). Nach seiner Rückkehr ins Vaterland zum Professor der Malerei an der Akademie der Künste ernannt, malte er für die Kathedrale zu Kasan einige Heiligenbilder sowie eine Himmelfahrt Christi. Später malte er die Belagerung von Pskow durch den poln. König Stefan Batory sowie viele Porträte und Genrebilder. 1835 bereiste er wieder Italien, Griechenland und den Orient und machte Studien, die sich im Demidowschen Reisewerke (2 Bde., Petersb. 1839-40) finden. B. starb 23. Juni 1852 in Marciano bei Rom. - Vgl. E. Dobbert, K. B. (St. Petersb. 1871).

Sein Bruder, Alexander B., geb. 1798, ward Professor dcr Architektur an der Akademie der Künste und starb 21. Jan. 1877 zu Petersburg. Er baute die evang. St. Petrikirche, das Michailowsche Theater, das Marmorpalais des Großfürsten Konstantin Nikolajewitsch, das Observatorium zu Pulkowa und stellte mit Stassow 1838 den abgebrannten Winterpalast wieder her.

Brumaire (frz., spr. brümmähr, "Nebelmonat", von brume, d. h. Nebel) hieß im Kalender der ersten franz. Republik der zweite Monat des Jahres, der in den Jahren I, II, III, V, VI, VII mit dem 22. Okt., in den Jahren IV, VIII bis XI, XIII, XIV mit dem 23. Okt., im XII. mit dem 24. Okt. des