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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Brunfels; Brunft; Brunhilde; Bruni; Bruniaceen; Brunieren

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Brunfels - Brunieren.

Erziehung des jungen Dante angelegen sein, der ihm durch Familienbeziehungen nahestand und ihm wahrscheinlich den Grund zu seiner encyklopädischen und klassischen Bildung zu verdanken hat. Er starb 1294. Eine Sammlung "Epistolae, conjecturae et observationes" von B. erschien in 2 Bänden (Rom 1659). Vgl. Sundby, B., Levnet og Skrifter (Kopenh. 1869).

Brunfels (Brunsfels), Otto, Theolog und Botaniker (nach Linnés Ausspruch "der Vater der Botanik"), geb. 1488 zu Mainz, studierte anfangs Theologie und Philosophie und trat dann in ein Kartäuserkloster bei Mainz. Später ging er nach Straßburg, bekannte sich zur lutherischen Lehre, wurde Prediger und stand dann neun Jahre einer von ihm zu Mainz gegründeten Schule vor. Das von der Universität zu Löwen 1550 auf Befehl des Kaisers ausgestellte Verzeichnis der Hauptketzer enthält des B. Namen an erster Stelle. B. war ein intimer Freund Ulrich v. Huttens. Nach dessen Tod (1523) neigte er mehr den Prinzipien der altevangelischen Brüdergemeinden zu und kam dadurch in Konflikte mit Luther und Zwingli. Er wandte sich nunmehr der Medizin zu und ging als Arzt nach Bern, wo er 23. Nov. 1534 starb. Er hat neben seinen zahlreichen ausgezeichneten theologischen Werken sich besonders durch Schriften über Pädagogik, arabische Sprache, Arzneimittellehre und Botanik bekannt gemacht. Die Botanik verdankt ihm wesentlich mit ihre Neubegründung im Abendland, indem er, anstatt in der üblichen Erklärung der botanischen Schriften des Altertums, in der Naturbetrachtung selbst die Ausgabe der Botanik suchte, und namentlich brach sein Werk "Herbarum vivae icones" (Straßb. 1530 u. 1536, 3 Tle.; deutsch: "Contrafayt Kräuterbuch", das. 1532-37, 2 Tle.; Frankf. a. M. 1546) dadurch eine ganz neue Bahn, daß B. die von ihm gefundenen einheimischen Pflanzen in Holz schneiden ließ und unter die Abbildungen die deutschen Namen setzte. Seine übrigen Hauptschriften sind: "Catalogus illustrium medicorum seu de primis medicinae scriptoribus" (Straßb. 1530); "Jatron medicamentorum simplicium" (das. 1533); "Epitome medices, summam totius medicinae complectens" (Antwerp. 1540); "Onomastikon medicinae, continens omnia nomina herbarum, fruticum etc." (Straßb. 1534); "In Dioscoridis historiam plantarum certissima adaptatio" (das. 1543).

Brunft (v. altd. breman, "brummen, brüllen"), in der Jägersprache die Geilheit des Hoch-, Reh- und Schwarzwildes zur Zeit der Begattung; daher: der Hirsch tritt in die B., er brunftet, sowie Brunftzeit, Brunftplatz, Brunfthirsch. Beim Schwarzwild heißt das Brunften auch Rauschen und die Brunftzeit Rauschzeit. Brunftbrand, die schwarze Färbung am Bauch des Hirsches zur Zeit der B.; Brunftrute, das männliche Glied beim genannten Wild.

Brunhilde (Brünhilt, "die mit dem Panzer Kämpfende"), 1) in der deutschen Heldensage Königin von Isenland, Gemahlin Günthers, des Königs der Burgunden, feindselig gesinnt gegen Kriemhild und deren Gemahl Siegfried (ihren ehemaligen Verlobten), dessen Ermordung durch Hagen sie veranlaßt; ist ursprünglich die nordische Walküre Brynhildr, die wegen eines Vergehens von Odin der Gottheit entkleidet und in Zauberschlaf in einem Feuerberg versenkt wurde, aus dem sie dann Sigurd (Siegfried) erweckte. Vgl. Sigurd und Nibelungenlied.

2) (Brunichildis) Tochter des Westgotenkönigs Athanagild, wurde 567 mit Siegbert I., König von Austrasien, vermählt. Weil ihre Schwester Galswintha von ihrem Gatten Chilperich, König von Neustrien, auf Antrieb von dessen Buhlerin Fredegunde ermordet worden war, veranlaßte B. ihren Gemahl zum Kriege gegen Chilperich, wobei aber Siegbert 575 ermordet wurde und B. selbst in Gefangenschaft fiel. Sie lebte in Rouen und vermählte sich hier mit Chilperichs Sohn Merovech, der aber schon 577 umkam. Erst nach Chilperichs Tod (584) kehrte sie nach Austrasien zurück, übernahm nach dem Tod ihres Sohns Childebert 596 die Vormundschaft ihrer Enkel Theuderich und Theudebert und suchte durch Beschränkung der Macht der Großen das Königtum zu stärken. Als Theudebert 612 von Theuderich des Reichs beraubt und getötet und dieser 613 auch gestorben war, wollte B. ihren Urenkel, Theuderichs ältesten Sohn, Siegbert II., auf den Thron erheben; die Großen aber riefen den König Chlotar von Neustrien herbei, welcher 613 B. gefangen nahm und nach langen Martern durch ein wildes Pferd zu Tode schleifen ließ.

Bruni (Brunus), Leonardo, nach seiner Vaterstadt Arezzo gewöhnlich Leonardo Aretino genannt, berühmter Humanist, geb. 1369, studierte in Florenz die Rechte und Philosophie, bis ihn der griechische Gelehrte Chrysoloras für das ausschließliche Studium der Alten gewann. Nachdem er sich des Griechischen vollkommen bemächtigt, erhielt er 1405 durch seinen Freund Poggio das Amt eines päpstlichen Sekretärs und blieb auf diesem Posten unter vier Päpsten, Innocenz VII., Gregor XII., Alexander V. und Johann XXIII. Letztern begleitete er auf die Kirchenversammlung nach Konstanz, entwich aber heimlich nach Florenz, wo er litterarischen Arbeiten, insbesondere der Bearbeitung der florentinischen Geschichte, lebte. Für letztere: "Historiarum Florentinarum libri XII" (zuerst ital. als "Historia del popolo Fiorentino", Vened. 1476; lat. 1650), ward er von der Republik mit dem Bürgerrecht belohnt. Seit 1427 Staatssekretär der Republik, starb er 9. März 1444. Sein prächtiges Grabmal von Rosellino befindet sich in Santa Croce zu Florenz. Brunis philologische Arbeiten bestehen in Übersetzungen und Nachahmungen aus Aristoteles, Platon, Plutarch, Demosthenes u. a. Aus der ansehnlichen Zahl seiner übrigen Schriften erwähnen wir den "Commentarius rerum suo tempore gestarum" (zuerst ital., Vened. 1475; lat., das. 1476) und die Bücher: "De origine urbis Mantuae" und "De Romae origine". Seine reichhaltigen und für die Zeitgeschichte wichtigen "Epistolae familiares" erschienen später (Vened. 1572). Die Biographien Dantes und Petrarcas schrieb er in seiner Muttersprache. Die ihm zugeschriebenen Lustspiele in italienischer Sprache ("Calphurnia et Gurgulia" und "Commedia poliscene"), welche ihm den Ruhm der ersten Vorarbeiten der neuern Komödie gewähren würden, haben einen andern Leonardo aus Arezzo, wahrscheinlich einen Mönch in de la Sorte, zum Verfasser.

Bruniaceen, dikotyle, ausschließlich im Kapland einheimische Pflanzenfamilie, heidekrautartige Sträucher mit nadelartigen Blättern und kleinen, zu Ähren oder Köpfchen gehäuften Blüten. Die B. sind den Hamamelideen zunächst verwandt.

Brunieren (franz., Brünieren, Bronzieren des Eisens), die Operation, durch welche der Oberfläche mancher aus Eisen gearbeiteter Gegenstände eine braune Lackfarbe gegeben wird, um dieselben vor Rost zu schützen, wird hauptsächlich bei den Läufen der Jagdgewehre angewendet, wo sie überdies den Zweck hat, die blanke Farbe des Gewehrs, welche vom Wild zu leicht bemerkt werden würde, zu verdecken. Das