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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bulge; Bulgenkunst; Bulghar; Bulhão-Pato; Bulhar; Bulimie; Bulins; Bull; Bulla; Bullarien; Bullatus; Bulldogge; Bulle

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Bulge - Bulle (Urkunde)

buch von Duvernois (2 Bde., Moskau 1885-89). - Die Litteratur des Neubulgarischen ist noch in den ersten Anfängen. Wichtig ist der große Schatz bulgar. Volkslieder und Märchen. Sammlungen veranstalteten namentlich: Bessonow, "Bolgarskija pěsni" (1855); die Gebrüder Miladinow, "Bugarski narodni pěsni" (Agram 1861; zum Teil übersetzt von G. Rosen in "Bulgar. Volksdichtungen", Lpz. 1879; vgl. auch dessen Buch "Die Balkan-Haiduken", Lpz. 1878); Verković, "Narodne pesme makedonski Bugara" (Bd. 1, Belgr. 1860); Čolakow, "Blgarski narodni sbornik", Märchen (ebd. 1872); A. Dozon, "Chansons populaires bulgares" (mit franz. Übersetzung, Par. 1875); Šapkarev, "Blgarski narodni prikaski", Märchen (Philippopel 1885); ders., "Sbornik ot narodni umotvorenija (9 Hefte, Sofia 1891-94); Jastrebow, "Obyčaji i pěsni tureckich" (Petersb. 1886; 2. Aufl. 1889); Iliev, "Sbornik ot narodni umotvorenija" (Tl. 1, Sofia 1889); die von Verković u. d. T. "Le Veda slave" (Bd. 1, Belgrad 1874; Bd. 2, Petersb. 1881) herausgegebenen Lieder sind Fälschungen. Reiches Material für die Volkslitteratur geben die Publikationen der Bulgarisch-Litterarischen Gesellschaft in Sofia "Periodičesko spisanie", 1. Folge, Braila 1870 fg.; 2. Folge, Sofia 1882 fg.) und der vom Ministerium der Volksaufklärung herausgegebene "Sbornik za narodni umotvorenija, nauka i knižina" (9 Bde., Sofia 1889-93). - Vgl. zur Bibliographie J. K. Jireček, Bibliographie de la littérature bulgare moderne 1806-70 (Wien 1872).

Bulge (althochdeutsch pulga, Schlauch) bezeichnet in der Bergmannssprache einen ledernen Wasserbehälter, einen Lederschlauch zum Ausschöpfen von Wassern oder zum Fortschaffen von Erzen; davon Bulgen- oder Bulchenkunst, ein früher angewandtes Wasserhebewerk, bei dem an einer über eine Scheibe gelegten Kette ohne Ende lederne Eimer (B. genannt) hingen. Im Berner Oberlande sagt man B. für Bündel, Ranzen.

Bulgenkunst, s. Bulge.

Bulghar (Bulgar), s. Bulgaren und Bolgary.

Bulhão-Pato (spr. -jāung), Raimundo Antonio de, portug. Dichter, geb. 3. März 1829 von portug. Eltern in Bilbao, kam 1837 nach Lissabon, wo er seither lebte. Seine Gedichte zeigen ihn durchweg als Romantiker: "Versos" (1850 u. 1867), das erzählende Gedicht "Paquita" (1866), "Canções da tarde" (1867), "Flores agrestes" (1870), "Cantos e satiras" (1873). B. ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Vorsitzender der mit der Herausgabe der "Monumentos ineditos" beauftragten Abteilung; in dieser Eigenschaft gab er "Cartas de Affonso de Albuquerque" (Lissab. 1884) heraus.

Bulhar, Karawanenplatz an der Südküste des Golfs von Aden, s. Berbera.

Bulimie oder Bulimiasis (grch., "Ochsenhunger"), Freßsucht.

Bulins (engl. bowline; frz. bouline), Taue, welche in der Mitte der Seitenflächen der Segel angebracht sind. Sie dienen dazu, diese Flächen an der Windseite soweit wie möglich nach vorn zu ziehen, wenn das Schiff scharf am Winde segelt. Dadurch kann letzteres noch etwas näher am Winde liegen, als wenn nur die Rahen scharf angebraßt sind.

Bull ("Stier"), in der Umgangssprache der Engländer eine Bemerkung oder kurze Erzählung, die ihre lächerliche Pointe darin hat, daß in ihr die Folgerichtigkeit des Gedankens fehlt. Besonders bürden die Engländer den Irländern unzählige B. auf; man spricht daher vom "Irish Bull" etwa wie im Deutschen vom "Schwabenstreich"; vgl. Edgeworth, Essay on Irish bulls (Lond. 1803). - John B. ist eine in England und außerhalb typisch gewordene scherzhafte Bezeichnung des engl. Volks als Gesamtheit, analog dem "Deutschen Michel" und dem "Bruder Jonathan". Sie soll zuerst von Swift gebraucht worden sein; andere leiten sie von John Arbuthnots "History of John Bull" (1712), einem gegen die Whigs gerichteten Pamphlet, ab. In England selbst gilt der Ausdruck als Symbol nationaler Charaktertüchtigkeit, im Ausland hingegen bezeichnet er die derbe insulare Schroffheit des engl. Volks im gesellschaftlichen Leben und seine Unfähigkeit und Ungeneigtheit, sich den Lebensgewohnheiten anderer Länder zu fügen. Auf bildlichen Karikaturen erscheint John B. als vierschrötige stämmige Figur mit trotzig-selbstbewußter Miene; zu seiner Kleidung gehören Cylinderhut und Gehrock mit großen Schößen. - Vgl. O'Rell, John B. et son ile (1884); Bennett, John B. and his other island (Lond. 1891). - In der Börsensprache bezeichnet B. einen Haussier.

Bull, John, engl. Organist, geb. 1563 in Somersetshire, wurde als Singknabe der königl. Kapelle gebildet, lebte als Professor der Musik in Oxford, wurde 1617 Organist an der Kathedrale zu Antwerpen und starb daselbst 12. März 1628. Seine Orgel- und Klavierstücke gehören zu den besten der Zeit. Grundlos ist die von Jer. Clarke durch Fälschung veranlaßte Annahme, daß B. "God save the king" (s. d.) komponiert habe.

Bull, Ole Bornemann, norweg. Violinvirtuos, geb. 5. Febr. 1810 zu Bergen, zeigte früh ungewöhnliches Talent für das Violinspiel. Er studierte anfangs Theologie, dann die Rechte, trat 1831 in Paris auf, wohin er Paganini gefolgt war, und schloß sich von nun als Virtuos wie als Komponist an diesen an. Er bereiste Italien, Frankreich, England, Schottland, Irland und 1844 Amerika. 1848 ging er nach Bergen zurück, wo er ein von ihm gegründetes Theater leitete, und konzertierte dann in der Alten und Neuen Welt. Er starb 17. Aug. 1880 bei Bergen. Für sein Instrument komponierte B. effektvolle Stücke, namentlich über skandinav. Motive. - Vgl. Sarah Bull, Ole B. (Lond. 1886; bearb. von Ottmann, Stuttg. 1886); Vik, Ole B. (Bergen 1890).

Bulla, bei den Römern ein zum Schutze gegen Verzauberung, von Knaben bis zur Annahme der Toga virilis, von Mädchen bis zur Verheiratung getragene Kapsel mit einem Amulett. Die Vornehmen trugen sie von Gold, die Ärmern von Leder. Männer trugen sie nur beim Triumph.

Bullarien, s. Bulle.

Bullatus (lat.), durch eine Bulle ernannt; namentlich hießen früher bullati doctores oder bullati magistri (Bullendoktoren, Bullenmagister) solche Graduierte, die ihre Würde nicht einer Universität, sondern der Gunst des Papstes oder eines Großen verdankten, der das sogenannte pfalzgräfl. Recht besaß, Doktoren zu kreieren.

Bulldogge, Hunderasse, s. Doggen und Hunde.

Bulle (lat. bulla, "Wasserblase") hieß ursprünglich die Kapsel für das mittels Schnur einer Urkunde angehängte Siegel, dann das Siegel, endlich die Urkunde selbst, wie z. B. die berühmte Goldene Bulle (s. d.) Kaiser Karls IV., so genannt nach der goldenen Kapsel, deren die byzant. und frank. Kaiser in wichti-^[folgende Seite]