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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bussarde; Bußbücher; Bußding; Bußdisziplin; Buße

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Bussarde - Buße.

der Mosel malerisch gelegen, 624 m ü. M., mit (1876) 2192 Einw., hat drei berühmte Mineralquellen, welche Kohlensäure, kohlen- und salzsaures Natron und kohlensaures Eisen enthalten, und von deren Wasser alljährlich ca. 400,000 Flaschen versandt werden. Es leistet besonders bei Magen-, Leber- und Unterleibsbeschwerden gute Dienste.

Bussarde (Buteonidae), Unterfamilie der Falken (Falconidae) aus der Ordnung der Raubvögel, mittelgroße Vögel mit etwas plumpem Körper, dickem, breitem, flachem Kopf, kurzem, komprimiertem, vom Grund an gekrümmtem Schnabel ohne Zahn, langen Flügeln, in denen meist die dritte und vierte Schwinge am längsten sind, mittellangem Schwanz, ziemlich hohen Läufen, kurzen, schwachen Zehen und spitzen, scharf gekrümmten Krallen. Die B. bewohnen im Gebirge und in der Ebene kleine Waldungen und jagen auf benachbarten Feldern; sie fliegen langsam, aber anhaltend, sind ziemlich träge und plump, nähren sich von Mäusen, Schlangen, Insekten, Würmern, Aas, auch von Pflanzenstoffen und sind im allgemeinen viel mehr nützlich als schädlich. Sie nisten auf hohen Bäumen, legen 3-4 Eier und sind nicht schwer zähmbar. Der Rauchfußbussard (Schneeaar, Archibuteo lagopus Gould), 65 cm lang, 150 cm breit, hat bis zu den Zehen befiederte Läufe; sein Gefieder wechselt in der Färbung ungemein ab und ist weiß, gelblichweiß, rotgrau, braunschwarz und braun. Er findet sich im hohen Norden, in der Tundra, auch in Amerika, horstet nur ausnahmsweise südlicher, weilt bei uns vom Oktober bis April und geht nur selten bis Südeuropa. Er erhebt sich oft in kreisförmigen Schwenkungen hoch in die Luft, wo man ihn an seinem weißen Schwanz erkennt, fängt geschickter als die übrigen Arten Mäuse (im Norden besonders Lemminge), Amphibien, auch Feldhühner, Tauben und junge Hasen, gehört aber zu den überwiegend nützlichen Tieren. Sehr gern raubt er dem Jäger die Beute. Er nistet vorzugsweise auf Bäumen, in der Tundra auf den Zwergbirken oder auf dem Boden und legt (öfters sogar zweimal) vier weiße, rötlich gewölkte Eier. Der Mäusebussard (Mauser, Rüttelweih, Waldgeier, Buteo vulgaris Bchst., s. Abbildung auf Tafel "Raubvögel"), 56 cm lang, 125 cm breit, ändert in der Färbung außergewöhnlich ab; er ist gleichmäßig schwarzbraun, auf dem Schwanz gebändert oder auf der Oberseite, an Brust und Schenkeln braun, andre sind gelblichweiß mit dunklern Schwingen und Schwanzfedern, auf der Brust gefleckt, auf dem Schwanz gebändert; das Auge ist braun, Wachshaut und Fuß gelb, der Schnabel bläulich, an der Spitze schwärzlich. Er bewohnt Europa und einen Teil Vorderasiens, weilt in Norddeutschland vom März bis Oktober, überwintert aber in Süddeutschland, wandert in Gesellschaft von 20-100 Stück und mehr und lebt paarweise in Wäldern, die mit Feld und Wiesen wechseln, auch im Gebirge. Er fliegt langsam, aber leicht, hält sich rüttelnd oft längere Zeit über einer und derselben Stelle, beschreibt im Frühjahr hoch in der Luft Kreise, miaut wie eine Katze (Buse, s. v. w. Katze, daher der Name Bussard) und zeigt sich klug, listig und verschlagen. Auf Bäumen und Steinen sitzt er stundenlang zusammengekauert, auf Mäuse, Ratten, Hamster, Kreuzottern, Amphibien, Schnecken, Heuschrecken und Regenwürmer lauernd. Obwohl er bisweilen auch Rehkälber, Hasen sowie junge Feld- und Haushühner wegfängt, so ist er doch weit mehr nützlich als schädlich. Sein Nest baut er Ende April auf hohen Bäumen und legt 3-4 grünlichweiße, braun gefleckte Eier, welche das Weibchen allein ausbrütet. Der Schlangenbussard (Circaltus gallicus, s. Tafel "Raubvögel"), 70 cm lang, 180 cm breit, ist am Kopf und Hinterhals mattbraun, Rücken-, Schulter- und kleine Flügeldeckfedern tiefbraun, heller gekantet, Schwingen schwarzbraun, weiß gekantet mit schwarzen Querbinden, Schwanzfedern dunkelbraun, breit weiß zugespitzt und breit schwarz gebändert, an Stirn, Kehle, Wangen weißlich, schmal braun gestrichelt, Kopf und Oberbrust lebhaft hellbraun, an den übrigen Unterteilen weiß, spärlich hellbraun quer gefleckt; das Auge ist gelb, der Schnabel bläulichschwarz, Wachshaut und Füße lichtblau. Er findet sich überall in Deutschland, regelmäßiger in Süd- und Südosteuropa. Bei uns weilt er vom Mai bis September in großen Waldungen, er ähnelt in der Lebensweise dem Mäusebussard, nährt sich hauptsächlich von Reptilien und Amphibien, jagt aber auch auf Fische, Ratten, Krebse und kleine Vögel. Schlangen sind seine Lieblingsspeise, und durch seine Geschicklichkeit und dichtes Gefieder ist er geschützt gegen deren Gift. Er horstet aus hohen Bäumen, selten auf Felsen, das Weibchen legt ein bläulichweißes Ei, welches beide Gatten ausbrüten. Jung aufgezogen, wird er zahm und zutraulich.

Bußbücher (Bußordnungen, Beichtbücher, lat. Libri poenitentiales), Anweisungen für Priester und Beichtväter über Verwaltung der Beichte, insbesondere über die für einzelne Sünden aufzuerlegenden Bußübungen. Die abendländischen B. gründen sich aus den dem Theodorus von Canterbury (gest. 690) zugeschriebenen Bußkanon sowie auf die angeblich von Beda (s. d.) und von Egbert von York (gest. 767) herrührenden Pönitentialien. Das im 8. Jahrh. entstandene "Poenitentiale romanum" verfolgte den Zweck, Grundsätze von allgemeinerer kirchlicher Bedeutung auszustellen. Die wichtigste Quelle im Orient bildet das dem Johannes Nesteuta (gest. 595) beigelegte Pönitentiale. Vgl. Wasserschleben, Die Bußordnungen der abendländischen Kirche (Halle 1851); Schmitz, Die B. und die Bußdisziplin der Kirche (Mainz 1883).

Bußding, s. Ding.

Bußdisziplin, s. v. w. Bußzucht.

Buße, eigentlich Ersatz, Entschädigung. Schon diese mittelalterliche Übersetzung des lateinischen Wortes poenitentia (des griechischen metanoia) weist auf weitgehende Verflachung und Veräußerlichung eines dem sittlichen Charakter des Christentums unentratsamen Begriffs hin (s. Bekehrung). Das ganze religiöse Verhältnis mußte erst als ein gesetzlich formuliertes Rechtsverhältnis und die Sünde lediglich als Störung desselben gefaßt sein, ehe diese Störung als durch bestimmte Leistungen oder Leiden ausgleichbar, die Sünde recht eigentlich als abbüßbar gelten konnte. Die evangelische Kirche behielt daher zwar das einmal in den kirchlichen Sprachgebrauch aufgenommene Wort bei, aber in dem Sinn der neutestamentlichen "Sinnesänderung", als ein in Sündenerkenntnis, Reue und ernstlichem Willen, mit der Sünde zu brechen, bestehendes Selbstgericht. Damit war der Begriff der B. lediglich sittlich gefaßt, während die katholische Kirche ihn so bestimmt, daß er die Zerknirschung des Herzens (contritio cordis), das Bekenntnis des Mundes (confessio oris) vor dem Priester und die Genugthuung (satisfactio operis), Übernahme gewisser Strafen zur Abbüßung (poenae canonicae), in sich begreift. Diese drei Stücke bilden seit dem 11. Jahrh. das Sakrament der B. seiner Materie nach, während die Form desselben nach dem