Autorenkollektiv,
                                        Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig,
                                        Dritte Auflage, 1884
                                    
                                    
                                        
                                            Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse
unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.
                                        
                                    
                                 
                            
                            
                            
                            
                                
                                                        
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                    Carvol - Ceroxydul
                
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Carthamin'
                    Farbe und zur Verfertigung von Schminken (fard de chine),
                    seltner zum Rosafärben von Seide. - C. ist zollfrei. Als Farbe zubereitet: S. Tarif Nr. 5 a;
                    als farbige Schminke und parfümiert Nr. 31 e.
                
                    Carvol; unter diesem Namen verkauft man den schwerer flüchtigen, 
                    über 200° C. siedenden Anteil des Kümmelöls, der zum größten Teile aus dem wirklichen C. der
                    Chemiker, d. h. dem sauerstoffhaltigen Teile des Kümmelöls besteht und nur noch geringe Mengen
                    von Carven (ein Kohlenwasserstoff) enthält. Vergl.
                    ferner Kümmelöl. - Gemäß Tarif im Anhang Nr. 5 a.
                
 
                    Caesium; ein dem Kalium sehr nahe stehendes Element, dessen 
                    Sauerstoffverbindung, das Cäsion oder
                    Cäsiumoxyd dem Kali sehr ähnlich ist, aber in der
                    Natur nur in sehr geringer Menge angetroffen wird, sowohl dieses, als auch seine Salze haben
                    ihres hohen Preises wegen noch keine Verwendung finden können.
                
 
                    Cassia fistula (Röhrencassia, Purgiercassia): die Früchte des 
                    gleichnamigen Baumes, der im heißen Amerika wie in Ostindien, auch Ägypten etc. angebaut
                    wird. Es sind 3-6 dm lange, 3-4 dm dicke, walzenförmige, bei der Reife schwarze, hartholzige
                    Schoten, sie enthalten glänzendbraune, sehr harte Samenkerne und zwischen ihnen ein
                    schwärzliches, durch reichen Zucker- und Gerbstoffgehalt süß und zusammenziehend
                    schmeckendes zähes Mus. Dieses Cassienmark
                    (Pulpa Cassiae) wurde früher vom Apotheker herausgenommen
                    und zu einer Latwerge zugerichtet, welche purgierende Eigenschaften hat, neuerdings aber durch
                    Tamarindenmark ersetzt wird. Die Cassia hat auch Anwendung zu Tabaksbeizen. - Zollfrei.
                
 
                    Cayennepfeffer. Dieses Gewürz gehört so wenig wie sein naher 
                    Verwandter und Landsmann, der spanische Pfeffer, zu den eigentlichen Pfefferarten, sondern
                    kommt von einer zu den Solaneen (Nachtschattenpflanzen) gehörigen strauchartigen Pflanze, dem
                    Capsicum baccatum, wie der spanische von dem einjährigen
                    C. annuum. Beide sind im wärmern Amerika zu Hause. Zum
                    Cayennepfeffer sollen übrigens noch 2 oder 3 andre Capsicumarten ihren Beitrag liefern;
                    auch sind die im Handel vorkommenden Früchte nicht durchgängig gleich in Größe und Färbung.
                    Sie haben Ähnlichkeit mit den bekannten Kapseln des spanischen Pfeffers, sind aber um vieles
                    kleiner und statt hochrot mehr gelbrötlich gefärbt. Der Geschmack ist ebenso brennend und lang
                    anhaltend wie bei jenem. Sie werden in Amerika in großem Maßstabe als Gewürz konsumiert; in
                    Europa sind die Engländer vorzugsweise Liebhaber und ihre beliebten Pickles sind reichlich mit
                    dem roten Pfeffer ausgestattet. Derselbe geht in den Handel in ganzen und in gröblich gepulverten
                    Früchten, meistens aber als feineres Pulver. Dieses hat einen mehligen Zusatz, da man den
                    Pfeffer vor dem Pulvern mit Weizenmehlteig mengt und hart bäckt. Man verlangt das Pulver von
                    lebhaft rotgelber Farbe, die ihm zuweilen auch durch Zusätze andrer Substanzen gegeben werden
                    mag. - Zoll: S. Tarif im Anh. Nr. 25 i.
                     ↔ 
                
 
                    Celluloid (Zellhorn, Trocadero); eine aus Nitrocellulose 
                    (Schießbaumwolle) und Kampfer bestehende Masse, der man je nach Bedürfnis verschiedene weiße
                    oder bunte Farbestoffe zugesetzt hat und die als Ersatzmittel für Elfenbein benutzt wird. Das
                    C. ist sehr hart, fest, dabei elastisch und nimmt eine sehr schöne Politur an; in Wasser ist
                    es unlöslich, ebenso auch unveränderlich an der Luft; bei 125° C. wird es so weich und
                    plastisch, daß es sich in jede beliebige Form bringen läßt, und man fertigt daraus allerlei
                    verschiedene Gegenstände, so z. B. Armbänder, Brechen, Kämme, Billardbälle, Schirmgriffe,
                    Pferdegeschirre etc.; sehr gut gelungen sind die Imitationen von Korallen. Die Fabrikation
                    der Masse besteht darin, daß man die Nitrocellulose in geschmolzenem Kampfer löst, indem man
                    mittels einer hydraulischen Presse einen starken Druck bei einer durch Dampf erzeugten
                    Temperatur bis zu 130° C. ausübt. Die frisch aus den Apparaten kommende Masse ist nach dem
                    Erkalten durchscheinend und hornartig; durch Zusatz verschiedener pulverförmiger Substanzen
                    wird sie undurchsichtig. Die aus C. gefertigten Gegenstände haben den einzigen Übelstand,
                    daß sie sich bei Annäherung einer Flamme sehr leicht entzünden und dann schnell verbrennen.
                    - Einfuhrzoll: C. in rohen Platten oder Stäben gemäß Tarif Nr. 13 d; in geschliffnen Platten
                    oder für Waren erkennbar vorgearbeitet Nr. 20 b 1, als Elfenbeinimitation Nr. 20 b 1 Anmerk.;
                    Celluloidwaren Nr. 20 b 1.
                
 
                    Cellulose; in der Wissenschaft bezeichnet man mit diesem Worte die
                    Substanz, aus welcher die Wandungen der Pflanzenzellen und Pflanzengefäße bestehen; im
                    Handel versteht man unter C. jetzt den auf chemischem Wege durch Behandeln mit Ätznatronlauge
                    zubereiteten Holzstoff (s. d.) - Einfuhrzoll gemäß Tarif im Anh. Nr. 27 b.
                
 
                    Cerate (von cera, Wachs) heißen
                    in der Pharmazie Wachspflaster oder Wachspommaden, erhalten durch warmes Zusammenschmelzen
                    von Wachs, Fetten, Ölen, Harzen von solcher Konsistenz, daß sie bei gewöhnlicher Temperatur
                    starr sind, aber schon durch die Handwärme salbenähnlich erweichen. - Einfuhrzoll: Als
                    Pflaster, Salben etc. zollfrei. Als kosmetische Mittel gemäß Tarif im Anh. Nr. 31 e.
                
 
                    Ceroxydul (Ceriumoxydul); eine der Verbindungen des metallischen
                    Elementes Cerium mit Sauerstoff, war bisher nur als wesentlicher Bestandteil des
                    Cerits, Orthits,
                    Gadolinits und einiger andrer seltner Mineralien bekannt,
                    ist aber neuerdings als weit verbreiteter Gemengteil der meisten Kalksteine, Pflanzenaschen
                    etc., allerdings nur in außerordentlich geringen Mengen aufgefunden worden. Im Handel finden
                    sich folgende Verbindungen des C.:
                    
                        1) Schwefelsaures Ceroxydul (Cersulfat,
                        Cerium sulfuricum); farblose, in Wasser lösliche Kristalle,
                        werden neuerdings an Stelle des theureren vanadinsauren Ammoniaks zur Herstellung von
                        Anilinschwarz auf Wolle verwendet.
                    
                    
                        2) Oxalsaures Ceroxydul (Ceroxalat,
                        oxalsaures Cerium, Cerium oxalicum);
                        ein weißes, in Wasser wenig lösliches Pulver, wurde zeitweilig
                    
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 75.