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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Cassiaberge - Cassini.

bis 60 cm langen, ca. 2 cm dicken, stabförmigen, schwarzbraunen, mehrfächerigen Früchten, welche mit einem süßlich schmeckenden Mus erfüllt sind und in jedem Fach einen platt gedrückten, glänzend gelben Samen enthalten. Das Mus dieser Früchte (Röhren-, Purgier- oder Fisettkassie) wird als Purgiermittel und zu Tabaksaucen benutzt. Es enthält 60-70 Proz. Zucker, etwas Gerbsäure und Farbstoff. Die Rinde des Baums dient zum Gerben und Färben. Am wichtigsten sind die Spezies der Gattung C., welche Sennesblätter liefern. Diese im tropischen Afrika heimischen Arten haben sämtlich fast lederartige, breite, flache, zusammengedrückte Hülsen ohne Mus. Dahin gehören: C. acutifolia Delile (C. lenitiva Bisch., s. Tafel "Arzneipflanzen II"), ein krautartiger, 30-60 cm hoher Strauch mit festsitzenden, vier- bis sechspaarigen, etwas lederartigen, ovalen, länglichen oder länglich lanzettförmigen, kurz stachelspitzigen, mehr oder weniger zart behaarten Blättern und achselständigen, gestielten Blütentrauben, in Oberägypten, Nubien, Senaar, Kordofan, Timbuktu etc., liefert die Senna alexandrina. C. angustifolia Vahl, strauchartig, 2 m hoch, mit fünf- bis achtpaarigen, schmal lanzettförmigen, aus breiter Basis allmählich nach oben verschmälerten, gespitzten, im Alter kahlen Blättern, achselständigen, gestielten, 6-14blütigen Blütentrauben, auf der Ostküste Afrikas von Oberägypten bis Mosambik, auf den Inseln des Roten Meers, im Glücklichen Arabien, in Vorderindien, wird vielfach kultiviert und liefert die Senna Tinnevelly. Der alexandrinischen Senna sind häufig beigemengt die Blätter von C. obovata Colladon, einer krautartigen, 40-45 cm hohen Staude mit vier- bis siebenpaarigen, länglich verkehrt eiförmigen, abgestumpften oder ausgestutzten, stachelspitzigen, mehr oder weniger zart behaarten Blättern und 6-16blütigen Blütentrauben, in Ostindien, Arabien, auf der Ostküste Afrikas und in Senegambien. S. Sennesblätter. Vgl. Martius, Versuch einer Monographie der Sennesblätter (Leipz. 1857); Batka, Monographie der Kassiengruppe Senna (Prag 1866). C. marylandica L., ein krautartiges Gewächs mit mehreren Stengeln, bisweilen fast mannshoch, in Virginia und Maryland, das sich wegen seiner zierlichen, gelben Blüten in vielblumigen, winkelständigen Trauben häufig in deutschen Gärten findet, liefert die schwach wirkenden amerikanischen Sennesblätter. Auch wird sie wie C. floribunda Cav. aus Neuspanien und C. corymbosa Lamb. aus Buenos Ayres als Zierpflanze kultiviert. C. occidentalis L., ein 1 m hoher Strauch, in allen Tropengegenden verbreitet, liefert in den eiförmigen, seitlich abgedachten, etwas zugespitzten, fahl graugelben Samen ein Kaffeesurrogat, welches als Neger- und Mogdadkaffee auch nach Europa gekommen ist und zur Verfälschung des gebrannten und gemahlenen Kaffees dient. In Westindien und Westafrika benutzt man ihn als Fiebermittel und gegen Magenleiden. Auch die Samen von C. Sophora L. werden als Negerkaffee angewandt.

Cassiaberge, s. Khassia- und Dschaintiaberge.

Cassiablüten, s. Acacia.

Cassia caryphyllata (Nelkenzimt), s. Dicypellium; C. cinnamomea, C. lignea und C. vera s. Zimt.

Cassianer Schichten, s. Triasformation.

Cassianus, Johannes Massiliensis, der eigentliche Begründer des Semipelagianismus, hatte im Morgenland Askese geübt, 390-397 die thebaische und sketische Wüste durchzogen, begab sich alsdann zum Bischof Johannes Chrysostomos von Konstantinopel, der ihn zum Diakonus ordinierte, nach dessen Verbannung nach Rom und 415 nach Massilia. Er begründete das Klosterleben in der Provence nach der gemilderten Regel des Pachomius, die er in seinen Schriften: "De institutis Coenobiorum" und "Collationes patrum Sceticorum" vertrat. In andern Schriften tritt er als Urheber des Semipelagianismus (s. d.) und Bekämpfer des Nestorianismus (s. d.) auf. Er starb gegen 432. Die beste Ausgabe seiner Werke lieferte Gazäus (Douai 1616, 3 Bde.). Vgl. Wiggers, De Joanni Cassiano (Rostock 1824).

Cassiaöl, s. Zimtöl.

Cassiarinde, s. Zimt.

Cassinet (franz.), s. Kassinett.

Cassini, 1) Giovanni Domenico, Astronom, geb. 8. Juni 1625 zu Perinaldo bei Nizza, studierte im Jesuitenkollegium zu Genua und Bologna und wurde 1650 Professor der Astronomie daselbst. Da ihm die 1575 von Ignazio Dante in der Kirche der heil. Petronia gezogene Mittagslinie nicht genau genug erschien, stellte er bei Erweiterung dieser Kirche um 1653 eine längere und genauere her. 1664 und 1665 beobachtete C. zu Rom zwei Kometen und zu Litta della Piave in Toscana den Planeten Jupiter, dessen Abplattung und Umdrehungsdauer er bestimmte. Ähnliche Beobachtungen stellte er an Mars und Venus an. Er wurde damals zum Oberintendanten der Gewässer des bolognesischen Gebiets ernannt, übernahm auch die Inspektion über die Bauten an der Festung Perugia und der Brücke Felix und lieferte außerdem noch Beobachtungen über die Insekten und die Transfusion des Bluts. Seine "Ephemerides Bononienses Mediceorum siderum" (Bologna 1668) waren die Veranlassung, daß die französische Regierung C. nach Paris einladen ließ. Dort leitete er die von Perrault erbaute Sternwarte, entdeckte 1671 und 1672 zwei neue Saturntrabanten und zwei andre 1684, die er dem König zu Ehren Sidera Ludovicea nannte. Im Dezember 1680 berechnete er die Bahn des Kometen, der damals so großes Aussehen erregte; ebenso war die Expedition von 1672 nach Cayenne zur Bestimmung der Mars- und Sonnenparallaxe Cassinis Werk. Der von ihm berechnete Wert der Sonnenparallaxe ist nur um 1/20 zu groß. Seit 1683 beobachtete er das Zodiakallicht und lenkte die Aufmerksamkeit der Astronomen auf diese Erscheinung. Außerdem fand er die nach ihm benannten Gesetze der Bewegung des Mondes um seine Achse. Ein neue genauere Bearbeitung der Jupitertrabanten erschien von ihm 1693. Die 1669 von Picard begonnene, seit 1683 von Lahire im Norden von Paris fortgesetzte Gradmessung verlängerte er bis an das äußerste Ende von Roussillon (1700). Die letzten Jahre seines Lebens brachte er in Blindheit zu. Er starb 14. Sept. 1712. Eine Sammlung seiner Schriften: "Opera astronomica", erschien Rom 1866. Cassinis Selbstbiographie gab sein Urenkel C. de Thury in den "Mémoires pour servir à l'historie des sciences" (1810) heraus.

2) Jacques, Astronom und Physiker, Sohn des vorigen, geb. 18. Febr. 1677 zu Paris, wurde schon 1694 Mitglied der Akademie der Wissenschaften, trat auf einer Reise nach Holland und England mit Newton, Halley, Flamsteed u. a. in Verkehr und wurde 1696 Mitglied der königlichen Societät zu London. Er arbeitete über Elektrizität, das Barometer, Verbesserung der Brennspiegel und übernahm nach seines Vaters Tode die Direktion der Sternwarte zu Paris. Seine wichtigste Arbeit ist die Fortsetzung der von seinem Vater begonnenen Gradmessung (vgl. Grad-^[folgende Seite]

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